Wer darf Psychotherapie anbieten?

Wer darf Psychotherapie anbieten?

In Deutschland ist es gesetzlich genau geregelt, welche Ausbildungen und Qualifikationen notwendig sind, um Psychotherapie anbieten zu dürfen. Allerdings ist es für den Laien nicht ganz einfach, die unterschiedlichen Angebote und Qualifikationen zu unterscheiden. Im Folgenden finden Sie eine Liste aller Berufsgruppen, die in Deutschland Psychotherapie anbieten dürfen.

Psychologische Psychotherapeuten
Psychologische Psychotherapeuten haben in der Regel einen Studienabschluss als Diplompsychologe oder einen entsprechenden Masterabschluss erworben. Sie haben eine zusätzliche Ausbildung zum Psychotherapeuten absolviert. Psychologische Psychotherapeuten sind keine Ärzte, können also zum Beispiel keine Medikamente verschreiben. Zugelassene niedergelassene Psychologische Psychotherapeuten können mit Krankenkassen bzw. Krankenversicherungen abrechnen. Eine Überweisung vom Psychiater oder Hausarzt ist nicht notwendig.

Kinder- und Jugendpsychotherapeuten
Kinder- und Jugendpsychotherapeuten behandeln Kinder und Jugendliche, die nicht älter als 21 Jahre alt sind. Viele Kinder- und Jugendpsychotherapeuten haben die gleiche universitäre Ausbildung wie die Psychologischen Psychotherapeuten, haben jedoch eine Weiterbildung mit dem Schwerpunkt auf der Therapie von Kindern und Jugendlichen absolviert. Andere haben ihre Therapeutenausbildung nach Abschluss eines Studiums der Pädagogik, Sozialpädagogik oder anderer sozialwissenschaftlicher Fächer absolviert.

Fachärzte, deren Ausbildung Psychotherapie beinhaltet
Dazu zählen die Fachärzte für Psychiatrie und Psychotherapie, Fachärzte für psychosomatische Medizin und Psychotherapie sowie Fachärzte für Kinder- und Jugendpsychiatrie.

Viele Patienten gehen fälschlicherweise davon aus, dass ein Psychiater automatisch berechtigt ist, Psychotherapie anzubieten. Das ist aber nicht immer der Fall. Auch wenn Psychiater eine fundierte Ausbildung in Bezug auf psychische Erkrankungen haben, dürfen nicht alle automatisch auch Psychotherapie anbieten. Psychotherapie war früher nicht Bestandteil der Ausbildung. Psychiater, die in dieser Zeit ausgebildet wurden, erlangen die Berechtigung erst durch eine Zusatzausbildung für Psychotherapie. Erst seit einigen Jahren gehört Psychotherapie zur Facharztausbildung für Psychiatrie. Die Berufsbezeichnung lautet dann zum Beispiel „Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie“.

Ärzte mit einer Zusatzausbildung in Psychotherapie
Ärzte aus anderen Fachrichtungen können eine Zusatzausbildung in Psychotherapie bzw. in „fachgebundener Psychotherapie“ machen. Sie sind dann ebenfalls berechtigt, Psychotherapie anzubieten. Während Ärzte mit Zusatzausbildung früher alle Formen psychischer Erkrankungen therapieren durften, schränken die neuen Weiterbildungsverordnungen die Psychotherapie auf Erkrankungen aus dem eigenen Fachgebiet des Arztes ein.

Heilpraktiker und Heilpraktiker für Psychotherapie
Heilpraktiker und Heilpraktiker für Psychotherapie dürfen in Deutschland Psychotherapie anbieten. Allerdings können sie in der Regel nicht mit den Krankenkassen abrechnen. Ausnahmen (zum Beispiel, wenn nachweisbar kein zugelassener Therapeut in absehbarer Zeit einen Therapieplatz anbieten kann) müssen von der Krankenkasse zunächst genehmigt werden.

Berechtigung ist nicht gleich Kassenzulassung!
Eine Berechtigung, Psychotherapie anbieten zu dürfen, darf nicht mit einer Krankenkassenzulassung verwechselt werden. Es gibt eine Reihe von Psychotherapeuten, die zwar die Berechtigung zur Psychotherapie, nicht aber eine Zulassung bei der Kassenärztlichen Vereinigung haben. Außer in Ausnahmefällen muss der Patient die Kosten für die Behandlung bei diesen Therapeuten selbst tragen.

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Unterliegen Psychotherapeuten der Schweigepflicht?

Unterliegen Psychotherapeuten der Schweigepflicht?

Ja, nach § 203 des Strafgesetzbuchs und nach § 8 der Berufsordnung für Psychologische Psychotherapeuten sind Psychotherapeuten dazu verpflichtet, Stillschweigen über alle persönlichen Informationen und Daten ihrer Patienten zu wahren. Das gilt im Übrigen auch gegenüber Ihrer Krankenversicherung und gegenüber Ihrem Arbeitgeber. An die Schweigepflicht sind nicht nur die Psychotherapeuten gebunden, sondern auch deren Angestellte wie Praxishelfer oder Sekretäre bzw. Sekretärinnen.

Ausnahmen:
In Notfällen, zum Beispiel bei akuter Suizidgefahr des Patienten oder, wenn eine ernsthafte Gefahr für andere droht, darf der Therapeut seine Schweigepflicht brechen. Das Gleiche gilt, wenn schwere Straftaten begangen wurden, angekündigt wurden oder zu befürchten sind.

Ist der Patient noch minderjährig, liegt es im Ermessen des Therapeuten, ob die Information der Erziehungsberechtigten für eine erfolgreiche Behandlung erforderlich oder unter Umständen auch hinderlich ist. Letzteres könnte zum Beispiel im Fall eines Kindesmissbrauchs der Fall sein.

Patienten können den Therapeuten auch selbst von seiner Schweigepflicht gegenüber bestimmten Personen entbinden. Das macht zum Beispiel Sinn, wenn auch Gespräche zwischen dem Therapeuten und Familienangehörigen (zum Beispiel mit dem Partner, den Kindern, oder Eltern) stattfinden sollen. Eine solche Entbindung von der Schweigepflicht sollte zur Absicherung von Therapeut und Patient immer schriftlich erfolgen.

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Die Macht der Worte

Die Macht der Worte

In einer aktuellen Studie der University of Arizona in Tucson, USA wurde ermittelt, dass jeder Mensch durchschnittlich ca. 16.000 Wörter am Tag ausspricht.
Das sind in der Woche über 100.000 Wörter. Im Monat etwa eine halbe Million und im Verlauf eines Jahres knapp 6 Millionen Wörter!
Ein Mensch, der 80 Jahre alt wird, hat bis zum Lebensende fast 500 Millionen Wörter gesprochen.

Die allermeisten der Tausenden von Wörtern, die wir jeden Tag benutzen, werden völlig achtlos ausgesprochen. Trotzdem haben auch diese Wörter und Formulierungen eine direkte Wirkung auf unsere Stimmung und unser Selbstbewusstsein.

Oft hängt es direkt mit den verwendeten Formulierungen zusammen, ob wir eine Situation als negativ, bedrohlich und überfordernd oder als neutral und als machbare Herausforderung empfinden.
Das heißt, dass wir die gleiche Situation ganz unterschiedlich empfinden können, je nachdem, welche Wörter wir verwenden, um sie zu beschreiben. Das Gleiche gilt natürlich auch für unsere Gedanken, von denen jeden Tag Hunderttausende durch unser Gehirn flitzen.

Da ein großer Teil unserer Gedanken ebenfalls in Form von Wörtern und Sätzen im Gehirn formuliert wird, hat die Wahl der verwendeten Wörter auch auf unser Denken einen ganz erheblichen Einfluss.

Verkäufer wissen das schon lange

Menschen, deren Job es ist, andere von etwas zu überzeugen, beherrschen die Klaviatur der Sprache perfekt. Sie wissen schon lange, dass die Verwendung bestimmter Wörter beim Kunden oder potenziellen Käufer ganz bestimmte Assoziationen und Gefühle weckt.

Hier ein Ausschnitt aus einer Anleitung für erfolgreiches Telefonieren:

Liste positiver Formulierungen (aus „Erfolgreich am Telefon“, Lutz van Hanken, 2010):

„Ein und dieselbe Sache lässt sich immer aus verschiedenen Perspektiven betrachten. Genau wie für den Pessimisten das sprichwörtliche Glas halb leer und für den Optimisten dasselbe Glas halb voll ist, können auch Sie beim Umgang mit Kunden, in einer Diskussion, in einem Text oder in einer Rede Sachverhalte so formulieren, dass beim Zuhörer ein positiver Eindruck entsteht. Oft sind es gerade diese feinen Unterschiede, die ein Gespräch zum Erfolg werden lassen.

Versuchen Sie also wo immer möglich, solche Formulierungen zu finden, die bei Ihrem Gesprächspartner einen positiven Eindruck hinterlassen. Hier eine Liste mit positiven Formulierungen und Wörtern.

  • Das Paket kann heute nicht mehr versendet werden.
  • Ich werde sofort veranlassen, dass das Paket schnellstmöglich an Sie versendet wird
  • Leider muss ich Ihnen mitteilen, dass …
  • Ich möchte Ihnen erklären, warum …
  • Das ist nun wirklich nicht unsere Aufgabe
  • Wussten Sie schon, dass Sie das unkompliziert und schnell auch selbst veranlassen können?
  • Darüber weiß ich leider nicht Bescheid.
  • Ich werde mich sofort darum kümmern und rufe Sie in 30 Minuten zurück.
  • Das ist ja wohl nicht so schlimm.
  • Das tut mir sehr leid. Wir werden bestimmt eine Lösung finden.
  • Herr X ist heute nicht erreichbar.
  • Herr X besucht heute einen Kunden, darf ich Ihnen schon weiterhelfen?
  • Ich kann Ihnen darauf keinen Rabatt einräumen.
  • Wir räumen bei allen Bestellungen ab 2000 Euro einen Rabatt von 5 Prozent ein.
  • Das stimmt nicht.
  • Ja, aber bedenken Sie auch …
  • Das kann ich Ihnen beweisen.
  • Überzeugen Sie sich selbst.
  • Da haben Sie mich falsch verstanden.
  • Da habe ich mich wohl unklar ausgedrückt.
  • Das kostet XY Euro.
  • Sie bekommen das schon für XY Euro.

Nutzen Sie positive Formulierungen, um sich besser und selbstbewusster zu fühlen:

Ich freue mich auf ...
Ich freue mich über …
Ich darf …
Ich genieße es …
Ich bin dankbar für …

Ersetzen Sie negative und beschränkende Formulierungen durch positive oder neutralere:

Ich kann nicht …

Ich kann …
Ich versuche es …
Vielleicht kann ich es …
Ich könnte es …

Das geht nicht …

Es könnte funktionieren …
Vielleicht geht stattdessen …
Ich werde lernen, wie es geht …
Ich kann lernen, wie es geht …

Achten Sie auf Sätze oder Gedanken wie:

„Ich sollte …“
„Man sollte …“
„Ich müsste …“
„Ich … immer …“
„Man muss …“

Verwenden Sie stattdessen Sätze wie:

„Ich kann …“
„Ich darf …“
„Ich bin …“
„Ich mache …“
„Ja, ich will …“ (Vorsicht in Gegenwart Ihres Partners ;-)

Es geht dabei übrigens nicht darum, dass Sie sich etwas einreden, das gar nicht der Wahrheit entspricht. Obwohl man solche Vorschläge manchmal von Vertretern des sogenannten „Positiven Denkens“ zu hören bekommt, kann man davon ausgehen, dass sie bei halbwegs intelligenten Menschen nicht wie gewünscht funktionieren würden.

Es geht vielmehr darum, dass bei der Verwendung von Wörtern und Redewendungen immer auch eine Stimmung mitschwingt, die sich auch auf denjenigen überträgt, der die Wörter benutzt. Es gibt eine Reihe von Untersuchungen, die zeigen, dass die Verwendung negativ konnotierter Wörter (also solche, bei denen eine negative Bedeutung mitschwingt) dazu führte, dass die Versuchspersonen sich anschließend schlechter fühlten, als vorher.

Man kann also allein durch die Verwendung positiverer Wörter und Sätze dazu beitragen, dass man sich selbst besser fühlt.

Das Verwenden positiver Wörter und Formulierungen hat auch nichts mit Schönfärberei zu tun. Denn auch die Verwendung kritisierender und negativer Sprache beeinflusst die Art und Weise, wie wir die Welt und uns selbst wahrnehmen.
Es gibt keine wirklich neutrale Sprache und keine wirklich neutralen Gedanken. Jedes Wort, das wir sprechen oder denken, färbt unsere Wahrnehmung und unsere Stimmung entweder negativ oder auch positiv ein.

Und wenn wir uns entscheiden müssen, uns entweder besser oder schlechter zu fühlen, fällt die Entscheidung doch wohl ziemlich leicht, oder?

Machen Sie sich das Wissen über die Wirkung Ihrer Sprache zunutze, indem Sie negative und abwertende Wörter und Formulierungen aufspüren und nach und nach durch neutrale oder positivere ersetzen.
Achten Sie auf alles, was Sie sagen oder denken. Wenn Sie das Gefühl haben, dass Ihre Worte dazu führen, dass Sie sich weniger selbstbewusst oder generell schlechter fühlen, formulieren Sie sie neu.

Es braucht seine Zeit, bis man die alten, ungünstigen Sprechgewohnheiten abgelegt hat.
Es lohnt sich aber unbedingt! Jedes Mal, wenn Sie einen aufmunternden oder ermutigenden Satz äußern, profitiert Ihr Selbstbewusstsein davon.

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