Die erste Anlaufstelle: Der Hausarzt

Wenn Sie den Verdacht haben, unter Depressionen zu leiden, führt der erste Weg in der Regel zum Hausarzt. Er kennt Sie und Ihre bisherige Krankengeschichte und kann abklären, ob eventuell eine körperliche Erkrankung (z. B. eine Fehlfunktion der Schilddrüse oder eine Virusinfektion) zugrunde liegt. Kann eine körperliche Ursache ausgeschlossen werden, hängt das weitere Vorgehen vom Schweregrad Ihrer Erkrankung und von der Qualifikation des Arztes ab. Bei leichten depressiven Verstimmungen wird er Sie vielleicht selbst behandeln. Liegt eine schwere Depression vor, wird er Sie in der Regel zu einem Psychiater überweisen. Auch eine Überweisung zu einem Psychotherapeuten ist möglich, allerdings nicht immer sinnvoll, da dieser Sie zum Beispiel nicht mit notwendigen Medikamenten versorgen kann.

Geben Sie sich nicht damit zufrieden, wenn Ihr Hausarzt nur ein Symptom, wie z. B. Schlafstörungen mit einem Beruhigungs- oder Schlafmittel behandeln will. Das ist bei einer Depression keine brauchbare Lösung, verzögert die Heilung und kann die Symptome sogar noch verschlimmern!

Ach ja, auch wenn es nicht mehr so häufig vorkommt, wie früher: Auf die unsensible Frage „Worum geht es denn?“ der Sprechstundenhilfe, während andere Patienten um einem herumstehen, muss man nicht antworten. Sagen Sie einfach, dass Sie das mit dem Arzt besprechen wollen. Sie müssen das nicht weiter erklären.

Wenn es mit Hausarzt nicht klappt
Viele Hausärzte sind gut über das Thema Depressionen informiert und überweisen die betreffenden Patienten an einen Facharzt. Es gibt aber auch Fälle, in denen Patienten berichten, dass der Hausarzt ihre Problematik nicht erkennt, oder die sich nicht ernst genommen fühlen. Manche Patienten wollen das Thema auch aus anderen Gründen nicht mit ihrem Hausarzt besprechen. Das ist auch gar kein Problem. Sie können jederzeit einen anderen Arzt aufsuchen oder auch direkt zu einem Psychiater gehen. Wenn Sie unsicher sind, können Sie auch Ihren Hausarzt bitten, Ihnen eine Überweisung zu einem Psychiater auszustellen, ohne ihm (dem Hausarzt) ihre Probleme schildern zu müssen. Jeder sensible Hausarzt hat dafür Verständnis.

Der Psychiater
Ein Psychiater ist ein Facharzt für seelische Erkrankungen. Er ist Arzt, hat also ein Medizinstudium erfolgreich abgeschlossen und anschließend eine 5-jährige Facharztausbildung absolviert. Manche – aber nicht alle – Psychiater haben zudem eine Zusatzausbildung für Psychotherapie. Im Gegensatz zu Psychologischen Psychotherapeuten, die in der Regel keine Ärzte sind, kann der Psychiater Medikamente verschreiben und Laboruntersuchungen veranlassen. Ein Neurologe ist übrigens kein Psychiater! Auch wenn es häufig die Doppelqualifikation Neurologe/Psychiater gibt, ist ein Facharzt, der „nur“ Neurologe ist, kein Experte für psychische Erkrankungen. Im Gegensatz zum Psychiater ist ein Neurologe für organische Erkrankungen des Nervensystems, des Rückenmarks und des Gehirns zuständig.

Der Psychologische Psychotherapeut
Theoretisch können Sie auch direkt einen Psychologischen Psychotherapeuten aufsuchen. Aber auch der Psychotherapeut benötigt einen Bericht eines Arztes (vom Hausarzt oder Psychiater), aus dem hervorgeht, dass keine körperliche Erkrankung für Ihre Symptome verantwortlich ist. Es macht also in jedem Fall mehr Sinn, zuerst den Hausarzt aufzusuchen.
Psychologische Psychotherapeuten sind in der Regel keine Ärzte. Das heißt, ein solcher Therapeut kann selbst keine Medikamente verschreiben oder Laboruntersuchungen veranlassen. Vor Beginn einer Therapie bei einem Psychotherapeuten muss ein Antrag bei Ihrer Krankenkasse oder Krankenversicherung gestellt und bewilligt werden.

Kombiärzte
Es gibt eine ganze Reihe von Allgemeinmedizinern, die neben ihrer Tätigkeit als Hausärzte auch eine psychotherapeutische Tätigkeit ausüben. Sie erkennen solche Ärzte an der Bezeichnung „Ärztliche Psychotherapeuten“. Es ist wichtig darauf zu achten, denn nur Ärzte, die eine Zusatzweiterbildung in Psychotherapie oder Psychoanalyse durchlaufen haben, dürfen diese therapeutischen Leistungen auch mit der Krankenkasse abrechnen.

Patienten mit einer bipolaren Störung
Patienten, die unter einer bipolaren Störung leiden, benötigen eine besonders intensive und kompetente Behandlung, die weitaus komplexer sein kann als die Behandlung einer „einfachen“ Depression. Die allermeisten Hausärzte können eine solche Behandlung nicht leisten. Ihnen fehlen das Wissen und die Erfahrung, die für die erfolgreiche Behandlung bipolarer Störungen notwendig sind. Wer weiß oder vermutet, an einer bipolaren Störung zu leiden, sollte immer sofort einen Facharzt (Psychiater) aufsuchen. Optimalerweise einen, der bereits über Erfahrung mit diesem Krankheitsbild verfügt.

Dieser Beitrag ist ein Auszug aus unserem Buch Depressionen - erkennen - verstehen - überwinden von Alexander Stern.
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