Notfallaktionen während einer Panikattacke

Notfallaktionen während einer Panikattacke

Die meisten bekannten Empfehlungen zum Thema Angst haben die Eigenschaft, dass Erfolge in der Regel nicht kurzfristig erreichbar sind. Viele Betroffene suchen aber auch nach Mitteln, die im Notfall (z. B. bei einer Panikattacke) schnell oder sogar sofort wirken. Im Folgenden finden Sie einige Tipps zu diesem Thema:

Ablenken
Tun Sie etwas, das Ihre Aufmerksamkeit so stark bindet, dass Sie keine Zeit mehr haben, über die Panik nachzudenken. Einige Betroffene empfehlen, zu singen oder ein Instrument zu spielen. Andere berichten, dass es ihnen hilft, Fotos anzuschauen oder Musik zu hören.
Was bei Ihnen am besten funktioniert, finden Sie einfach durch Ausprobieren heraus.

In der Nacht: Aufstehen und aktiv werden
Bleiben Sie keinesfalls im Bett liegen, wenn Sie während der Nacht eine Panikattacke erleben. Stehen Sie auf, schalten Sie den Fernseher oder den Computer ein. Schauen Sie sich eine Sendung an oder lesen Sie ein Buch. Besonders hilfreich sind natürlich auch hier Sendungen, Filme oder Bücher, die Sie aufmuntern. Traurige, dramatische Werke sind hier fehl am Platz.

Etwas essen
Möglichst keine schweren Speisen. Ein Apfel oder auch Stück Schokolade sind OK. Versuchen Sie sich beim Essen wirklich auf den Vorgang des Abbeißens und des Schmeckens zu konzentrieren. Beobachten Sie, wie der Geschmack auf der Zunge entsteht und sich beim Kauen entwickelt. Essen Sie bewusst und immer nur kleine Stücke.

Kaltes Wasser
Ein Glas eiskaltes Wasser trinken / Kaltes Wasser ins Gesicht spritzen / Das Gesicht in kaltem Wasser eintauchen. Dies löst den sogenannten „Tauchreflex“ aus, den schon Babys kurz nach der Geburt zeigen. Dabei wird automatisch der Herzschlag verlangsamt und der Blutkreislauf zentralisiert.

Körperlich aktiv werden
Fordern Sie Ihren Körper, statt ihn zu schonen. Idealerweise können Sie in der Situation direkt damit beginnen, Fahrrad zu fahren, zu laufen oder zu walken.
Legen Sie sich für zu Hause ein Trainingsgerät wie ein Heimtrainer-Fahrrad, einen Cross- oder Elliptical-Trainer oder ein Laufband zu. Dann können Sie auch nachts und bei schlechtem Wetter jederzeit aktiv werden.
Beachten Sie hierbei – wie auch bei den anderen Tipps zum Thema Sport – dass Sie mit Ihrem Arzt klären müssen, mit welcher Belastung Sie beim Sport loslegen sollten. Übertreiben Sie es nicht.

Entspannungs- oder Atemübungen durchführen
Das ist ein Ratschlag, den man häufig liest. Wer aber weiß, wie man sich während einer Panikattacke fühlt, weiß auch, dass es gerade dann fast unmöglich ist, sich auf solche Übungen zu konzentrieren. Die Lösung besteht darin, die Übungen in den Zeiten zu trainieren, in denen es einem gut geht. Nur wenn Entspannungsübungen so gut trainiert sind, dass sie fast automatisch ablaufen, sind sie auch in einer Notfallsituation abrufbar.

Notfall-Tropfen
Unter dieser und ähnlichen Bezeichnungen werden homöopathische und pflanzliche verschreibungsfreie Medikamente angeboten, die auf der sogenannten Bachblütentherapie basieren.
Die Notfall-Tropfen sollen beruhigend wirken und werden zum Beispiel auch vor einem Zahnarztbesuch, vor einem Bewerbungsgespräch und anderen Stress- und Angst-auslösenden Situationen empfohlen.
Wie bei den meisten Mitteln dieser Art gibt es keinen wissenschaftlichen Beleg für ihre Wirksamkeit. Die Wirkung wird häufig auch auf den sogenannten Placebo-Effekt zurückgeführt. Letztlich spielt es aber keine Rolle, wenn Ihnen die Tropfen helfen (aus welchem Grund auch immer), nehmen Sie sie. Schaden tun sie jedenfalls nicht.

Medikamente
Nicht empfehlenswert ist die Verwendung von Beruhigungsmitteln, um die unangenehmen Symptome einer Panikattacke zu lindern. Sehr leicht entsteht dabei eine Abhängigkeit. Zudem lernt der Betroffene so nicht, die Angstsituation zu überwinden, sondern nur aus ihr zu flüchten.
Nichtsdestotrotz können Beruhigungsmittel in manchen Fällen für kurze Zeit das Mittel der Wahl sein. Die Entscheidung, ob und wann Sie solche Mittel einnehmen sollen, trifft in jedem Fall Ihr Arzt.

Dieser Beitrag ist ein Auszug aus unserem Buch Das große Angstbuch von Alexander Stern.
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Was passiert, wenn man in eine psychiatrische Klinik kommt?

Was passiert, wenn man in eine psychiatrische Klinik kommt?

Patienten, die von ihrem behandelnden Arzt eine Einweisung (offiziell: „Verordnung von Krankenhausaufenthalt“) erhalten haben, oder einen solchen Aufenthalt erwägen, sind oft unsicher, was sie bei einem Aufenthalt in einer psychiatrischen Klinik erwartet. Im Folgenden finden Sie einen typischen Ablauf, wie er bei einem Patienten stattfindet, der (freiwillig) in eine Klinik geht.

Offene und geschlossene Kliniken bzw. Abteilungen
Ein depressiver Patient, bei dem keine Suizidgefahr oder Wahnvorstellungen bestehen, wird in einer „offenen“ Klinik oder in einer offenen Abteilung eines psychiatrischen Krankenhauses untergebracht. Das heißt, der Patient kann die Einrichtung jederzeit verlassen. Es gibt keine verschlossenen Türen oder Ähnliches. Trotzdem gibt es natürlich Regeln, an die sich die Patienten halten sollten. So wird etwa die Anwesenheit bei den Mahlzeiten und natürlich die Teilnahme an den Therapieangeboten vorausgesetzt. Darüber hinaus kann der Patient die Klinik zum Beispiel zum Einkaufen oder zum Sport verlassen. Manchmal gibt es auch offiziellen „Ausgang“, allein oder in der Gruppe. Niemand, der keine Gefahr für sich selbst oder andere darstellt, wird eingesperrt oder gegen seinen Willen festgehalten! Es gibt unterschiedliche Regelungen, was die Möglichkeiten betrifft, am Wochenende nach Hause zu fahren oder Besuch zu erhalten. In vielen Kliniken wird beides in den ersten zwei bis drei Wochen des Aufenthaltes nicht gerne gesehen.

Ankunft in der Klinik
Sobald man in der Klinik angekommen ist, meldet man sich an. Dazu gehört in der Regel, dass man die Verordnung des Arztes und die Nachweise der eigenen Krankenversicherung (z. B. Versichertenkarte) vorzeigt oder abgibt. Anschließend wird man von einem Krankenpfleger herumgeführt, der einem zeigt, wo sich welche Räume befinden (z. B. Speiseraum, Therapieräume, Schwimmbad etc.). In manchen Kliniken gibt es eine spezielle Bezugspflegeperson für jeden Patienten. Dieser Krankenpfleger oder diese Krankenpflegerin steht dann immer für Fragen zur Verfügung. An dieser Stelle können auch offene Fragen oder Probleme geklärt werden. Auch ganz Praktische, wie die Versorgung von Kindern oder Haustieren, oder Probleme mit der Arbeitsstelle. Manchmal gibt es auch einen bestimmten Mitpatienten als Ansprechpartner, der sich betreuend um (neue) Patienten kümmert. Schließlich wird man in sein Zimmer geführt, wo man schon einmal damit beginnen kann, auszupacken und seine Sachen zu verstauen.

Kurze körperliche und neurologische Untersuchung
Hierbei handelt es sich um einen Routinecheck, bei dem festgestellt wird, ob der Patient körperlich gesund ist, oder ob er irgendwelche neurologische Auffälligkeiten zeigt. Zur Untersuchung gehören das Messen von Größe und Gewicht und einfache Laboruntersuchungen (Blutuntersuchung, Urin). Auch die bisherige Einnahme von Medikamenten wird hier geklärt. Es ist wichtig, hierbei korrekte Angaben zu machen, damit die entsprechende Medikation weiter geführt oder verändert werden kann. Die Angaben sind auch wichtig, um mögliche Wechselwirkungen mit neu verschriebenen Medikamenten auszuschließen. Wenn man mehrere unterschiedliche Medikamente einnimmt, ist es sinnvoll, schon vorher eine schriftliche Liste anzufertigen und diese mitzubringen.

Aufnahmegespräch mit Arzt und/oder Therapeuten
Hier schildert der Patient dem Arzt/Therapeuten seinen Zustand und sein Erleben. Es wird über eventuelle frühere Behandlungen oder Behandlungsversuche gesprochen und der Patient wird gefragt, welche Vorstellungen und Ziele er hinsichtlich seines Aufenthaltes hat. Der Patient kann hier auch Wünsche bezüglich der Behandlung äußern.

Der Arzt erstellt einen „psychopathologischen Befund“, in dem grundlegende Fragen wie Orientierung, Konzentrationsfähigkeit des Patienten geklärt werden. Auch das Vorhandensein von Ängsten, Zwangsgedanken oder gar Suizidgedanken wird hier abgeklärt. Ebenso Symptome wie Schlafstörungen, Essstörungen oder sexuelle Probleme. Eine ausführlichere Diagnose wird in der Regel erst zu einem späteren Zeitpunkt erstellt, wenn der Arzt den Patienten bereits besser kennt.

Gemeinsame Mahlzeiten
Die Mahlzeiten werden in der Regel gemeinsam mit den anderen Patienten eingenommen. Es wird erwartet, dass man an den gemeinsamen Mahlzeiten teilnimmt. Manchmal bekommt man einen bestimmten Platz zugewiesen, in anderen Kliniken kann man diesen selbst wählen.

Der Tagesablauf

Struktur:
Für depressive Patienten, aber auch für solche mit anderen psychischen Störungen, ist ein strukturierter Tagesablauf wichtig und hilfreich. Dementsprechend „durchorganisiert“ ist der Tagesablauf in der Regel.

Ausschlafen fällt aus
Ausschlafen gibt es im Normalfall nicht. Ganz im Gegenteil: Die ersten morgendlichen Aktivitäten wie Frühstück oder Frühsport beginnen meist schon um 7:00 Uhr oder sogar noch früher. Nach dem Frühstück erfolgt oft eine Besprechung des Tagesablaufs.

Vormittag
In der Regel finden vormittags bereits die ersten Therapien statt. Das können Einzel- oder auch Gruppentherapiesitzungen sein. Je nach Tagesplan gibt es auch Angebote für sportliche oder kreative Aktivitäten.

Beispiel:

  • 7.00 Uhr Walkinggruppe
  • 8.00 Frühstück,
  • 9.00 Uhr Gruppentherapie
  • 11.00 Visite

Mittagessen
Auch das Mittagessen wird gemeinsam eingenommen. Anwesenheit ist in der Regel Pflicht.

Nachmittag
Am Nachmittag finden weitere Therapiesitzungen und Aktivitäten statt. Je nach Tagesplan sind hier auch freie Aktivitäten möglich (Einkaufen, Spazierengehen, Sport)

Abend
Gemeinsames Abendessen mit Anwesenheitspflicht. Freizeit, Kontakt zu Mitpatienten in Aufenthaltsräumen oder im Fernsehzimmer.

Nachtruhe
Der Abend endet meist um 22:00 Uhr. Die Patienten gehen dann auf ihre Zimmer.

Therapiepläne und Aktivitäten
Neben der eigentlichen Psychotherapie (Einzel- oder Gruppentherapie) gibt es weitere Therapieformen und andere Angebote für Aktivitäten. Dazu gehören zum Beispiel:

  • Sportangebote (Walking, Jogging, Schwimmen, Gymnastik)
  • Entspannungstraining (Autogenes Training, Progressive Muskelentspannung, Yoga oder Meditation)
  • Informationsveranstaltungen (Medizinische Aufklärung, Psychoedukation, Prophylaxe)
  • Ergotherapie (Malen, Basteln, Töpfern, Stricken etc.)

Es gibt Pflichtveranstaltungen, an denen der Patient teilnehmen muss und solche, die freiwillig besucht werden können. Je nach Klinik bzw. Krankenversicherung muss der Patient die Teilnahme an den Pflichtveranstaltungen mit seiner Unterschrift quittieren.

Wochenende
Am Wochenende finden meist keine Veranstaltungen und keine Therapie statt. Bestimmte Aktivitäten (z. B. Schwimmbad) stehen aber auch dann zur Verfügung. Patienten, die bereits zwei oder drei Wochen in der Klinik sind, und sich dem gewachsen fühlen, können am Wochenende unter Umständen auch nach Hause fahren.

Die Entlassung
In der Regel entscheidet der behandelnde Arzt, wann es Zeit für die Entlassung wird. Anders als man es sich vielleicht vorstellt, sind viele Patienten gar nicht daran interessiert, möglichst früh entlassen zu werden. Nicht selten wird die Aufenthaltsdauer auch durch die Krankenkasse bzw. Krankenversicherung des Patienten begrenzt. Der Patient, bzw. die Klinik, kann einen Antrag auf Verlängerung stellen, wenn dies medizinisch sinnvoll erscheint.

Belastungserprobung
Oft findet eine sogenannte Belastungserprobung statt. Das bedeutet, dass der Patient zunächst probehalber für ein Wochenende nach Hause geschickt wird. Kommt er damit gut zurecht, steht der Entlassung nichts mehr im Wege.

Ambulante Weiterbehandlung / Wiedereingliederung
Im Normalfall wird ein Patient nicht einfach entlassen, ohne dass die ambulante Weiterbehandlung geklärt ist. Diese findet wie bereits vor dem Aufenthalt durch den eigenen Arzt oder Therapeuten statt. In manchen Fällen findet im Anschluss an den Klinikaufenthalt auch eine schrittweise berufliche Wiedereingliederung statt. Diese kann zum Beispiel so aussehen, dass der Patient zunächst nur für wenige Stunden am Tag seiner alten Arbeit nachgeht. Das Arbeitspensum wird dann Schritt für Schritt erhöht.

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Was ist eine Phobie?

Was ist eine Phobie?

Der Begriff Phobie wird sowohl in der Psychiatrie als auch in der sogenannten Psychoanalyse verwendet. Eine ebenfalls häufig verwendete Bezeichnung ist „Phobische Störung“. Unter eine Phobie versteht man eine Angst, die sich auf bestimmte Objekte oder Situationen richtet, die für andere nicht bedrohlich oder angs tauslösend wirken.

Die betroffenen Patienten können in der Regel klar benennen, wovor sie Angst haben. Die Ängste, die Betroffene gegenüber bestimmten Dingen entwickeln, können ganz erheblich sein. Nicht selten führen sie dazu, dass die Betroffenen bestimmte Objekte, Menschen oder Situationen vollständig meiden. Das selbst dann, wenn ihnen dadurch erhebliche Nachteile entstehen. So leiden Menschen, die panische Angst vor dem Zahnarzt oder einer Zahnbehandlung haben, häufig unter Karies und Zahnschmerzen, ohne etwas dagegen zu unternehmen. In extremen Fällen können notwendige Zahnbehandlungen bei diesen Patienten nur unter Vollnarkose oder auch gar nicht vorgenommen werden. Andere verzichten wegen ihrer Flugangst ein Leben lang auf größere Urlaubsreisen oder geben eine berufliche Karriere auf, wenn diese mit Flugreisen verbunden ist.

Ähnlich wie bei anderen Ängsten ist die Angst, die ein Phobiker vor bestimmten Objekten oder Situationen hat, nicht angemessen oder für Außenstehende nicht nachvollziehbar. Allerdings kann ein Phobiker in der Regel nicht durch Argumente davon überzeugt werden, dass seine Angst unbegründet ist. Wer unter einer starken Phobie leidet, fühlt sich seiner Angst ähnlich ausgeliefert, wie Betroffene mit anderen Angststörungen.

Menschen entwickeln Phobien vor den unterschiedlichsten Dingen. Manche sind relativ häufig, wie zum Beispiel die Flugangst, die Höhenangst oder die Angst vor Spinnen. Andere Phobien kommen nur selten vor. Dazu gehört zum Beispiel die Angst vor Knöpfen, die Angst vor Blumen oder die Angst vor Watte. Grundsätzlich gibt es kaum ein Objekt, das nicht angstauslösend wirken kann.

Da viele Phobien gesellschaftlich relativ gut akzeptiert sind und andere leicht vermeidbar sind, können viele Phobiker ohne größere Probleme damit leben. Spätestens, wenn eine Phobie aber dazu führt, dass der Betroffene unter ihr leidet, soziale Beziehungen aufgibt oder gesundheitliche Schäden in Kauf nimmt, sollte sie unbedingt behandelt werden.

Was ist der Unterschied zwischen Angst und Phobie?
Im Alltagsgebrauch werden die Begriffe Angst und Phobie sehr unspezifisch für alle möglichen Erscheinungsformen von Angst verwendet. Psychologen und Mediziner unterscheiden jedoch ganz genau zwischen Angst und einer Phobie.

Zunächst einmal ist Angst an sich ja keine Störung, sondern ein natürlicher Warnmechanismus, der den Menschen davor bewahrt, sich in Gefahr zu begeben oder ihn dazu befähigt, einer Gefahr gegenüberzutreten. Erst wenn sich die Angst verselbstständigt, unerwünscht auftritt oder so stark wird, dass der Mensch dadurch handlungsunfähig wird, kann man sagen, dass Angst ähnlich wie eine Phobie krankhaft ist.

Im Gegensatz zur Angst zeichnet sich eine Phobie vor allem dadurch aus, dass sie sich auf ein bestimmtes Objekt richtet. Wer unter einer Phobie leidet, weiß in der Regel ganz genau, wovor er sich fürchtet. Das können zum Beispiel Spinnen sein, oder Flugreisen oder auch Hunde oder Krankheiten. Im Gegensatz dazu ist Angst in der Regel weniger spezifisch.

In der psychiatrischen Forschung wird eine Phobie als spezielle Untergruppe von Angsterkrankungen definiert. Eine Phobie hat bestimmte Eigenschaften, die sie von anderen Angststörungen unterscheidet. Dazu gehört zum Beispiel, dass eine Phobie immer auf ein Objekt, eine Situation oder einen Menschen ausgerichtet ist. Das heißt, bei einer Phobie kann man immer die Frage „Wovor habe ich Angst?“ beantworten, was bei anderen Angsterkrankungen oft nicht der Fall ist. Eine Phobie tritt auch tatsächlich immer nur dann auf, wenn der Betroffene auf das Objekt seiner Angst trifft oder intensiv daran denkt. Plötzliche Angstanfälle aus „heiterem Himmel“ treten bei einer Phobie in der Regel nicht auf. Dementsprechend kann ein Phobiker seine Angst auch leichter vermeiden, indem er das Objekt seiner Angst meidet. Ein Patient mit einer generalisierten Angststörung oder einer Panikstörung kann das nicht. Ihn kann seine Angst jederzeit und an jedem Ort ereilen.

Weil sich eine Phobie immer auf ein ganz bestimmtes Objekt richtet, sprechen Mediziner meist auch von „spezifischer Phobie“. Im Abschnitt über Phobien finden Sie viele Beispiele für unterschiedliche Phobien. Phobiker (also Menschen, die unter einer Phobie leiden), fürchten sich vor den unterschiedlichsten Dingen. Das können Insekten sein oder Krankheitskeime, aber auch ganz ungewöhnliche Dinge wie Knöpfe, Schnee oder sogar Füße. Und auch wenn die ein oder andere Phobie auf den Nichtbetroffenen eher komisch wirkt, für die Betroffenen sind diese Phobien genauso quälend, wie jede andere Form einer Angsterkrankung auch.

Bei einem Angstanfall spürt der Betroffene vor allem die (unangenehmen) Symptome, ohne genau benennen zu können, wodurch diese ausgelöst wurden. Aus diesem Grund ist es für einen Angstpatienten viel schwieriger, Angst auslösende Situationen zu vermeiden. Er weiß ja oftmals gar nicht, was ihm Angst macht. Ein Phobiker hingegen kann seine Angstauslöser meist benennen und sie vermeiden, auch wenn dies für eine Heilung natürlich nicht günstig ist. Das Phänomen „Angst vor der Angst“ ist deshalb bei Patienten mit einer Phobie viel seltener anzutreffen, als zum Beispiel bei einem Patienten, der unter einer Panikstörung leidet.

Man könnte nun also annehmen, dass eine Phobie weniger schlimm sei, als eine allgemeine Angststörung. Das trifft aber nicht auf alle Phobiker zu. Wer eine Phobie vor Dingen des täglichen Lebens entwickelt, leidet unter ihr möglicherweise genauso stark wie jeder andere Angstpatient auch. Vorteile haben all die Phobiker, die ihre Angstobjekte ohne größere Probleme oder Einschränkungen einfach meiden können.

Eine weniger intensiv ausgeprägte Angst vor bestimmten Dingen oder Situationen wird im Allgemeinen als Furcht bezeichnet. Die Übergänge sind hier aber natürlich wie bei allen psychischen Phänomenen fließend.

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Stellen Sie sich Ihrer Angst

Stellen Sie sich Ihrer Angst

Dieser Tipp ist wohl derjenige in dieser Liste, der für bestimmte Angststörungen (wie zum Beispiel Panikattacken) die sichersten Erfolgschancen bietet, der am gleichzeitig auch der am schwierigsten durchzuführende ist.

Desensibilisieren, also das unempfindlich machen gegen bestimmte Reize, ist ein äußerst wichtiger Teil bei der Behandlung von Angststörungen. Wenn Sie mit Ihren Ängsten einen Gesprächstherapeuten aufsuchen, ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass er versuchen wird, Sie mit dieser Methode zu behandeln.

Das Prinzip ist ganz einfach: Die Angst soll verlernt werden, indem sich die ängstliche Person immer wieder in die Situationen begibt, in denen die Angstprobleme auftreten.
Dabei beginnt man meist mit einer Situation, die relativ einfach auszuhalten ist, und steigert die Intensität dann so lange, bis der Betroffene in der Situation keine Angst mehr verspürt.

Manche Therapeuten gehen sogar noch darüber hinaus und empfehlen Ihren Patienten, extreme Situationen durchzustehen. Zum Beispiel mit erhobenen Armen durch eine Fußgängerzone zu laufen und dabei zu singen oder ähnliche „peinliche“ Dinge zu tun. So weit müssen Sie nicht gehen. Die heilenden Effekte einer Desensibilisierung erreichen Sie auch mit weniger drastischen Methoden.

Tipp:
Die Desensibilisierung wird häufig auch als „Systematische Desensibilisierung“ oder als „Konfrontationstherapie“ bezeichnet. Generell gibt es zwei Vorgehensweisen. Bei der ersten wird die angstauslösende Situation in kleinen Schritten gesteigert. Bei der anderen wird der Patient sofort mit starken Angstauslösern konfrontiert (Flooding). Besprechen Sie mit Ihrem Arzt, ob die Art der Therapie für Sie infrage kommt und auf welche Weise Sie dabei vorgehen sollen.

Ein positiver Aspekt der Konfrontationstherapie ist, dass Sie selbst jederzeit trainieren können, ohne immer auf einen Therapeuten angewiesen zu sein.
Besprechen Sie das Vorgehen mit einer Person, die Sie (zumindest anfangs) begleiten kann, wenn Sie sich in eine angstauslösende Situation (z. B. Einkaufen im Supermarkt) begeben. Dafür bietet sich zum Beispiel der Ehepartner o. ä. an. Im Laufe der Zeit wird Ihre Angst dabei stetig abnehmen, sodass Sie die Situationen zur Konfrontation mit Ihren Ängsten auch allein aufsuchen und aushalten können.

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Agoraphobie – Angst vor bestimmten Orten und Plätzen

Agoraphobie – Angst vor bestimmten Orten und Plätzen

Bei der sogenannten Agoraphobie (Agora = Platz) entwickelt der Betroffene Angst, wenn er sich an bestimmten Orten, in bestimmten Räumen oder auch auf großen Plätzen aufhält. Oft – aber nicht immer – treten die Ängste an Orten auf, die die Betroffenen nicht ohne Weiteres sofort verlassen können. Das kann zum Beispiel in der U-Bahn, in einem Zug oder in einem Kaufhaus der Fall sein. Häufig bereiten auch große Plätze Probleme. Die Betroffenen sind dann nicht in der Lage, einen solchen Platz zu überqueren.

Die Betroffenen meiden Menschenansammlungen und bekommen Angstgefühle, wenn sie sich weit von zu Hause entfernen. Auch Reisen ohne Begleitung sind oft angstbesetzt und werden von den Betroffenen häfuig gemieden.
Ein besonders Problem besteht darin, dass die Betroffenen eine Angstsituation oft dadurch beenden oder abkürzen können, indem sie die auslösende Situation (z. B. im Kaufhaus, in der Tiefgarage oder im Aufzug) fluchtartig verlassen.
Dadurch verstärkt sich die Angst vor diesem speziellen Ort, sodass der Betroffene zukünftig vermeidet, ihn aufzusuchen.

Im Laufe der Zeit verringert sich so der Bewegungsradius, in dem sich die Betroffenen frei bewegen können. Im Extremfall kommt es dazu, dass sich die Betroffenen nicht mehr aus dem Haus wagen. Sogar selbstverständliche Wege wie der zur Arbeit oder zum Einkaufen in den nächsten Supermarkt können nicht mehr bewältigt werden.
Die Folge ist eine zunehmende soziale Isolation und Abhängigkeit von nahen Bezugspersonen, in deren Begleitung die Angst weniger ausgeprägt ist.

Aufgrund dieser belastenden Situation kommt es nicht selten zusätzlich zu einer Depression. Auch der Missbrauch von Alkohol oder Medikamenten kommt vor, da sich die Betroffenen mit diesen „Hilfsmitteln“ zumindest zeitweise angstfrei fühlen können.

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Liste aller bekannten Phobien

Liste aller bekannten Phobien

Grundsätzlich kann man sagen, dass es kaum eine Phobie gibt, die es nicht gibt. Wer sich näher mit diesem Thema beschäftigt, stößt auf die erstaunlichsten Krankheitsbilder, von denen die Angst vor Knöpfen oder die Angst vor Füßen noch nicht zu den ungewöhnlichsten Phobien zählen!

Generell kann man durch die Formel lateinisches/griechisches Nomen + „phobie“ einen Namen für jede erdenkliche Phobie erzeugen. Manche Webseiten machen sich einen Spaß daraus, indem sie kleine Programme anbieten, mit denen man den Namen jeder erdenklichen Phobie erzeugen kann.

Doch auch, wenn man den Spaß beiseite lässt, gibt es eine erstaunlich lange Liste von Phobien, die in der medizinischen Literatur erwähnt werden. Manche erscheinen nachvollziehbar und verständlich wie zum Beispiel die Angst vor Krankheiten oder Unfällen. Andere sind auf den ersten Blick sehr ungewöhnlich und wohl nur mit der ganz persönlichen Lebensgeschichte der Betroffenen zu erklären. Die folgende Liste beinhaltet die Phobien, die in Berichten von Patienten und Ärzten am häufigsten genannt werden. In allen Fällen handelt es sich um Ängste, die weit über das normale Maß hinausgehen.

A

  • Abortphobie: Angst vor einer Fehlgeburt
  • Achluophobie: Angst vor Dunkelheit
  • Acrophobie: siehe Akrophobie
  • Aelurophobie / Ailurophobie: Angst vor Katzen
  • Agoraphobie: Angst vor weiten Plätzen, Reisen und/oder Menschenansammlungen
  • Aichmophobie:Angst vor spitzen oder scharfen Gegenständen
  • AIDS-Phobie: Angst vor einer HIV-Infektion
  • Akarophobie: Angst vor Insektenstichen/stechenden Insekten oder Infektion durch Milben und Zecken
  • AkrophobieAngst vor Höhe und Tiefe
  • Altophobiesiehe Akrophobie
  • Amaxophobie: Angst vor dem Autofahren
  • Anthophobie: Angst vor Blumen
  • Androphobie: Angst vor Männern
  • Anthropophobie: Angst vor Menschen und der Gesellschaft
  • Aphephosmophobie: Berührungsangst (Angst vor Berührung durch andere Lebewesen)
  • Aquaphobie: Angst vor Wasser (nicht zu verwechseln mit Hydrophobie)
  • Arachnophobie: Angst vor Spinnen
  • Arbeitsplatzphobie: Angst vor dem eigenen Arbeitsplatz
  • Arztphobie: Angst vor Ärzten
  • Autophobie: Angst davor, alleine zu sein oder auf sich alleine gestellt zu sein. Auch: Angst vor sich selbst
  • Aviophobie: Angst vor dem Fliegen, vor Flugreisen

 

B

  • Bacillophobie: Angst vor Mikroben
  • Bacteriophobie: Angst vor Bakterien
  • Berührungsangst: Angst vor Körperkontakt

C

  • Caino(to)phobie: Angst vor Neuerungen, Veränderungen (siehe auch: Neophobie
  • Cancerophobie: siehe Karzinophobie
  • Chiraptophobie: Angst davor, berührt zu werden
  • Cleisiophobie: Angst in und vor geschlossenen Räumen
  • Coitophobie: Angst vor Geschlechtsverkehr
  • Contreltophobie: Angst vor sexuellem Missbrauch
  • Coprophobie: Angst vor Exkrementen
  • Coulrophobie: Angst vor Clowns

D

  • Demophobie: Angst vor Menschenmassen und überfüllten Plätzen
  • Dentophobie: Angst vor dem Zahnarzt, vor Zahnbehandlungen
  • Dysmorphophobie: Angst vor Entstellung

E

  • Emetophobie: Angst vor dem Erbrechen, vor Erbrochenem
  • Erythrophobie: Angst vor dem Erröten

G

  • Gelotophobie: Angst vor dem Lachen bzw. davor, ausgelacht zu werden
  • Gephyrophobie: Angst vor dem Überqueren von Brücken
  • Gerontophobie: Angst vor dem Alter, vor alten Menschen
  • Gravidophobie: Angst vor Schwangerschaft
  • Gynophobie: siehe Gynäkophobie
  • Gynäkophobie: Angst vor Frauen (siehe auch: Misogynie)

H

  • Haematophobie: Angst vor Blut
  • Halitophobie: Angst vor Mundgeruch
  • Haphephobie: Angst vor Berührungen
  • Haptophobie: Angst sich anzustecken (z. B. durch Berührung)
  • Herpetophobie: Angst vor Eidechsen, vor Reptilien, vor kriechenden oder krabbelnden Tieren
  • Heterophobie: Keine Angsterkrankung, sondern Abneigung gegenüber Randgruppen und Minderheiten
  • Herzphobie: Angst vor Herzerkrankungen
  • Homophobie: Keine Angsterkrankung, sondern Synonym für Schwulen- und/oder Lesbenfeindlichkeit
  • Hoplophobie: Angst vor Feuerwaffen
  • Hydrophobie: Angst vor Trinken von Wasser (kann ein Symptom von Tollwut sein!)

K

  • Kanzerophobie: Angst vor Krebs
  • Kardiophobie: Angst vor Herzerkrankungen
  • Karzinophobie: Angst vor Krebs
  • Klaustrophobie: Angst vor bzw. in engen Räumen
  • Kopophobie: Angst vor Müdigkeit
  • Kynophobie Angst vor Hunden oder hundeähnlichen Tieren

L

  • Logophobie: Angst vor dem Sprechen

M

  • Methatesiophobie: Angst vor Veränderung oder Erfolg
  • Misophobie: siehe Mysophobie
  • Molysmophobie: siehe Mysophobie
  • Mysophobie: Angst vor Schmutz oder Ansteckung

N

  • Nekrophobie: Angst vor Toten und vor Dingen, die mit dem Tod zu tun haben
  • Neophobie: Angst vor Neuerungen
  • Nomophobie: Angst davor, kein Mobiltelefon zur Verfügung zu haben oder kein „Netz“ zu haben oder „offline“ zu sein.
  • Nosophobie: Angst davor, krank zu werden
  • Nyktophobie: Angst vor der Dunkelheit (auch Achluophobie)

O

  • Ochlophobie: Angst vor Menschenmengen
  • Odontophobie: Angst vor Zähnen oder Zahnarztbehandlungen
  • Odynophobie: Angst vor Schmerzen (auch: Agliophobie)
  • Ornithophobie: Angst vor Vögeln

P

  • Parasitophobie: Angst vor Parasiten
  • Paraskavedekatriaphobie: Angst vor Freitag, dem 13.
  • Phobophobie: Angst vor Angst
  • Phonophobie: Angst / Überempfindlichkeit gegenüber (bestimmten) Geräuschen
  • Photophobie: Angst vor Licht

R

  • Radiophobie: Angst vor Strahlung, z. B. vor Röntgenstrahlen

S

  • Scholionophobie: Angst vor der Schule / Schulangst
  • Schulphobie: siehe: Scholionophobie
  • Schwangerschaftsphobie: Schwangerschaft
  • Sitophobie/Sitiophobie Angst vor Nahrung, Nahrungsverweigerung
  • SozialePhobie(Soziophobie): Angst vor Menschen im Allgemeinen, insbesondere davor; in sozialen Situationen negativ bewertet zu werden

T

  • Taphephobie(Taphophobie): Angst vor Friedhöfen oder davor, lebendig begraben zu werden
  • Tetraphobie: Angst vor der Zahl Vier
  • Tierphobie: Angst vor Tieren
  • Triskaidekaphobie(Tridecaphobie): Angst vor der Zahl Dreizehn
  • Trypanophobie: Angst vor Injektionen, vor Spritzen

V

  • Vaccinophobie: Angst vor Impfungen

X

  • Xenophobie: Keine Angsterkrankung, sondern Synonym von Fremdenfeindlichkeit

Z

  • Zoophobie: Angst vor Tieren

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