Die meisten bekannten Empfehlungen zum Thema Angst haben die Eigenschaft, dass Erfolge in der Regel nicht kurzfristig erreichbar sind. Viele Betroffene suchen aber auch nach Mitteln, die im Notfall (z. B. bei einer Panikattacke) schnell oder sogar sofort wirken. Im Folgenden finden Sie einige Tipps zu diesem Thema:

Ablenken
Tun Sie etwas, das Ihre Aufmerksamkeit so stark bindet, dass Sie keine Zeit mehr haben, über die Panik nachzudenken. Einige Betroffene empfehlen, zu singen oder ein Instrument zu spielen. Andere berichten, dass es ihnen hilft, Fotos anzuschauen oder Musik zu hören.
Was bei Ihnen am besten funktioniert, finden Sie einfach durch Ausprobieren heraus.

In der Nacht: Aufstehen und aktiv werden
Bleiben Sie keinesfalls im Bett liegen, wenn Sie während der Nacht eine Panikattacke erleben. Stehen Sie auf, schalten Sie den Fernseher oder den Computer ein. Schauen Sie sich eine Sendung an oder lesen Sie ein Buch. Besonders hilfreich sind natürlich auch hier Sendungen, Filme oder Bücher, die Sie aufmuntern. Traurige, dramatische Werke sind hier fehl am Platz.

Etwas essen
Möglichst keine schweren Speisen. Ein Apfel oder auch Stück Schokolade sind OK. Versuchen Sie sich beim Essen wirklich auf den Vorgang des Abbeißens und des Schmeckens zu konzentrieren. Beobachten Sie, wie der Geschmack auf der Zunge entsteht und sich beim Kauen entwickelt. Essen Sie bewusst und immer nur kleine Stücke.

Kaltes Wasser
Ein Glas eiskaltes Wasser trinken / Kaltes Wasser ins Gesicht spritzen / Das Gesicht in kaltem Wasser eintauchen. Dies löst den sogenannten „Tauchreflex“ aus, den schon Babys kurz nach der Geburt zeigen. Dabei wird automatisch der Herzschlag verlangsamt und der Blutkreislauf zentralisiert.

Körperlich aktiv werden
Fordern Sie Ihren Körper, statt ihn zu schonen. Idealerweise können Sie in der Situation direkt damit beginnen, Fahrrad zu fahren, zu laufen oder zu walken.
Legen Sie sich für zu Hause ein Trainingsgerät wie ein Heimtrainer-Fahrrad, einen Cross- oder Elliptical-Trainer oder ein Laufband zu. Dann können Sie auch nachts und bei schlechtem Wetter jederzeit aktiv werden.
Beachten Sie hierbei – wie auch bei den anderen Tipps zum Thema Sport – dass Sie mit Ihrem Arzt klären müssen, mit welcher Belastung Sie beim Sport loslegen sollten. Übertreiben Sie es nicht.

Entspannungs- oder Atemübungen durchführen
Das ist ein Ratschlag, den man häufig liest. Wer aber weiß, wie man sich während einer Panikattacke fühlt, weiß auch, dass es gerade dann fast unmöglich ist, sich auf solche Übungen zu konzentrieren. Die Lösung besteht darin, die Übungen in den Zeiten zu trainieren, in denen es einem gut geht. Nur wenn Entspannungsübungen so gut trainiert sind, dass sie fast automatisch ablaufen, sind sie auch in einer Notfallsituation abrufbar.

Notfall-Tropfen
Unter dieser und ähnlichen Bezeichnungen werden homöopathische und pflanzliche verschreibungsfreie Medikamente angeboten, die auf der sogenannten Bachblütentherapie basieren.
Die Notfall-Tropfen sollen beruhigend wirken und werden zum Beispiel auch vor einem Zahnarztbesuch, vor einem Bewerbungsgespräch und anderen Stress- und Angst-auslösenden Situationen empfohlen.
Wie bei den meisten Mitteln dieser Art gibt es keinen wissenschaftlichen Beleg für ihre Wirksamkeit. Die Wirkung wird häufig auch auf den sogenannten Placebo-Effekt zurückgeführt. Letztlich spielt es aber keine Rolle, wenn Ihnen die Tropfen helfen (aus welchem Grund auch immer), nehmen Sie sie. Schaden tun sie jedenfalls nicht.

Medikamente
Nicht empfehlenswert ist die Verwendung von Beruhigungsmitteln, um die unangenehmen Symptome einer Panikattacke zu lindern. Sehr leicht entsteht dabei eine Abhängigkeit. Zudem lernt der Betroffene so nicht, die Angstsituation zu überwinden, sondern nur aus ihr zu flüchten.
Nichtsdestotrotz können Beruhigungsmittel in manchen Fällen für kurze Zeit das Mittel der Wahl sein. Die Entscheidung, ob und wann Sie solche Mittel einnehmen sollen, trifft in jedem Fall Ihr Arzt.

Dieser Beitrag ist ein Auszug aus unserem Buch Das große Angstbuch von Alexander Stern.
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