Ursachen und Auslöser von Depressionen

Ursachen und Auslöser von Depressionen

Depressionen gehören zu den am häufigsten diagnostizierten psychischen Erkrankungen überhaupt. Gleichzeitig treten sie in einer Vielzahl unterschiedlicher Varianten auf. Man geht deshalb davon aus, dass es nicht nur eine einzige Ursache für die Entstehung einer Depression gibt, sondern mehrere, die zusammenspielen. Man spricht in solchen Fällen auch von multifaktoriellenUrsachen.

Experten gehen davon aus, dass bei der Entstehung einer Depression sowohl organische (körperliche) als psychische und soziale Faktoren eine Rolle spielen. Außerdem nimmt man an, dass eine gewisse Anfälligkeit (Vulnerabilität) für Depressionen auch genetisch bedingt sein kann. Allerdings muss man einräumen, dass nach wie vor nicht völlig geklärt ist, wie es zu einer Depression kommt und warum manche Menschen betroffen sind und andere nicht.

Störungen im Hirnstoffwechsel
Es gilt als sicher, dass bei einer Depression eine Störung von bestimmten Funktionen im Hirnstoffwechsel vorliegt. Insbesondere die neurologischen Systeme, die für die Botenstoffe Serotonin und Noradrenalin zuständig sind, scheinen nicht richtig zu arbeiten. Ursachen können sein, dass zu wenig Serotonin bzw. Noradrenalin vorhanden ist, oder dass die Funktionsfähigkeit der Synapsen, die diese Stoffe aufnehmen sollen, herabgesetzt ist. Da Serotonin und Noradrenalin maßgeblich für die Stimmung und den Antrieb verantwortlich sind, führt ein Mangel zu den bekannten Symptomen einer Depression wie Freudlosigkeit oder Antriebsmangel. Ob allerdings das Ungleichgewicht dieser Neurotransmitter die Ursache oder nur ein Symptom einer Depression ist, ist nach wie vor ungeklärt.

Psychologische Faktoren
Ein weiterer wichtiger Faktor bei der Entstehung von Depressionen sind psychische Vorgänge. Es gibt hierzu eine ganze Reihe verschiedener wissenschaftlicher Erklärungsversuche. Die Wichtigsten gehen davon aus, dass bestimmte ungünstige Denkmuster sowie Gefühle der Hilflosigkeit eine Rolle spielen. Insbesondere die subjektive Annahme, keinen Einfluss auf die eigene Situation und das eigene Leben zu haben, wirkt sich negativ aus.

Psychosoziale Faktoren
Dazu zählen alle Faktoren, die unser Verhältnis und unsere Bindungen zu anderen Menschen betreffen. Typische psychosoziale Faktoren, die eine depressive Episode auslösen können, sind zum Beispiel der Verlust eines geliebten Menschen, eine schwere körperliche Erkrankung oder Arbeitslosigkeit. Aber auch Armut, Einsamkeit oder eine problematische Partnerschaft können eine Depression auslösen. Generell gelten Menschen, die nur sehr wenige Sozialkontakte (ein sehr kleines soziales Netzwerk) haben, als stärker gefährdet als andere.

Man nimmt an, dass bei den psychologischen und psychosozialen Faktoren eine gewisse genetische Anfälligkeit (Vulnerabilität) hinzukommen muss, damit eine Depression entsteht. So erklärt sich auch, warum bei verschiedenen Menschen mit dem gleichen Problem (zum Beispiel Arbeitslosigkeit oder Verlust des Partners) die einen mit einer Depression reagieren und andere nicht.

Vererbung
Man geht davon aus, dass eine gewisse „Anfälligkeit“ (Vulnerabilität) für Depression von Eltern an ihre Kinder weitergegeben werden kann. Eine direkte genetische Vererbung wurde aber noch nicht nachgewiesen.

Medikamente:
Es scheint so, dass bestimmte Medikamente nach der Einnahme, oder aber beim Absetzen, depressive Symptome hervorrufen können. Im Verdacht stehen unter anderem Lipidsenker, Betablocker, Antibiotika, Antikonvulsiva, Zytostatika, Sexualhormone und Neuroleptika. Beim Absetzen bzw. beim Entzug scheint dies auch auf Benzodiazepine (Beruhigungsmittel) und auf einige Antidepressiva zuzutreffen.

Hormonelle Faktoren
Die häufigste Form der Depression, von der man annimmt, dass sie durch hormonelle Veränderungen ausgelöst wird, ist die postnatale (auch „postpartale“) Depression Diese Form der Depression tritt bei manchen Müttern kurz nach der Geburt eines Kindes auf.

Mangel an Tageslicht
Man vermutet, dass ein Mangel an Tageslicht, wie er häufig in den Herbst- und Wintermonaten auftritt, bei manchen Menschen eine Depression auslösen kann. Man bezeichnet diese Formen der saisonalen Depression deshalb häufig auch als Winter- oder Herbstdepression.

Indirekte körperliche Ursachen oder Auslöser
Dazu zählen alle körperlichen Erkrankungen, die den Patienten psychisch belasten können. Dazu gehören natürlich schwere oder gar lebensbedrohliche Erkrankungen wie Krebs, insbesondere aber auch viele chronische Erkrankungen. So haben zum Beispiel Patienten, die unter chronischen Schmerzen leiden, eine größere Wahrscheinlichkeit, an einer Depression zu erkranken als andere. Das Gleiche gilt für Patienten, die sich einer schweren Operation unterziehen müssen.

Direkte organische Faktoren
Einige, wenige körperliche Erkrankungen oder Störungen können eine Depression oder die Symptome einer Depression auslösen. Depressionen, die aus einer solchen körperlichen Erkrankung resultieren, bezeichnet man als „organische Depressionen“. Mit organisch ist hier gemeint, dass die organische Störung oder Erkrankung diedirekteUrsache der Depression ist. Es ist also nicht das Wissen um die organische Erkrankung, sondern die Erkrankung selbst, die die Depression auslöst.

Sie sehen, es gibt viele verschiedene mögliche Ursachen und Auslöser für eine Depression. Und man muss der Ehrlichkeit halber zugeben, dass die Wissenschaft auch im 21. Jahrhundert noch nicht alle Prozesse verstanden hat, die bei einer depressiven Erkrankung ablaufen. Das ist einerseits unbefriedigend, spielt aber für die Behandlung der Erkrankung nur eine untergeordnete Rolle. Die Mittel und Wege zur Behandlung und Heilung von Depressionen unterscheiden sich nämlich kaum voneinander. Ganz gleich, welches Erklärungsmodell man zugrunde legt. Eine Ausnahme bildet nur die relativ seltene organische Depression, bei der natürlich die Behandlung der Grunderkrankung im Vordergrund steht.

Dieser Beitrag ist ein Auszug aus unserem Buch Depressionen - erkennen - verstehen - überwinden von Alexander Stern.
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Heilungschancen bei Depressionen

Heilungschancen bei Depressionen

Wird eine Depression rechtzeitig erkannt und behandelt, sind die Heilungschancen sehr gut. Die häufig anzutreffende Ansicht, dass Depressionen nicht heilbar seien, ist definitiv falsch! Eine Ausnahme stellen die bipolaren Störungen dar. Man muss leider auch im 21. Jahrhundert noch feststellen, dass für diese Form der Erkrankung nach wie vor kein Heilmittel gefunden wurde. Bipolare Patienten müssen sich ein Leben lang mit der Erkrankung auseinandersetzen. Bei manchen Patienten treten die depressiven und manischen Episoden im Alter seltener oder weniger stark ausgeprägt auf. Allerdings trifft das nicht auf alle zu.

Die Dauer einer klassischen unipolaren Depression wird durch eine professionelle Behandlung deutlich reduziert. Nach einer Behandlung von im Schnitt 10 – 16 Wochen können etwa 50 – 60 % der Patienten als geheilt betrachtet werden. Weitere 20 – 30 % überwinden ihre Depression mithilfe einer komplexeren Therapie (zum Beispiel durch das Ausprobieren und/oder Kombinieren mehrerer Antidepressiva). Grundsätzlich ist eine Kombination aus medikamentöser Behandlung und Psychotherapie im Hinblick auf Heilung und Wiedererkrankungsrisiko am wirksamsten.

Etwa 5 – 10 % der Patienten erweisen sich als „therapieresistent“. Das heißt, sie reagieren nicht oder nicht zufriedenstellend auf gängige Behandlungsmethoden. Das bedeutet aber nicht, dass diesen Patienten gar nicht geholfen werden kann. Manchmal sprechen sie auf alternative Therapieformen an und in fast allen Fällen können ihre Symptome zumindest gelindert werden.

Weitere Episoden können auftreten
Etwa 50 % der Patienten, die an einer Depression erkrankt sind, erleben zu einem späteren Zeitpunkt eine erneute depressive Episode. Der zeitliche Abstand zur vorhergehenden Episode kann durchaus mehrere Jahre betragen. Wer einmal an einer Depression erkrankt ist, hat gegenüber Gesunden ein erhöhtes Risiko, zu einem späteren Zeitpunkt erneut eine Episode zu erleben. Das Risiko weiterer Episoden kann durch gesunde Lebensführung (Vermeidung von Risikofaktoren) und die in der Psychotherapie erlernten günstigeren Denk- und Verhaltensweisen verringert werden.

Erhaltungstherapie verringert das Wiedererkrankungsrisiko
Bei Patienten mit einem erhöhten Rückfallrisiko kann eine sogenannte Erhaltungstherapie dabei helfen, zukünftige depressive Episoden zu mildern oder ganz zu vermeiden. Dabei können sowohl die Behandlung mit Antidepressiva, als auch eine Psychotherapie als Erhaltungstherapie durchgeführt werden. Diese kann zum Beispiel darin bestehen, ein Antidepressivum dauerhaft einzunehmen oder in größeren zeitlichen Abständen Therapiesitzungen beizubehalten.

Therapie als Grundlage für ein Leben ohne Depressionen
Die Akutbehandlung der Depression bildet die Grundlage für eine konstruktive Auseinandersetzung mit Belastungen und auslösenden Faktoren. Die Betroffenen können dann im Rahmen der sogenannten Psychoedukation erlernen, Belastungen und Risiken zukünftig früher zu erkennen und auf günstigere Weise mit ihnen umzugehen. Sie erlernen günstigerer Denk- und Verhaltensmuster können zudem viele auslösende oder eine Depression unterstützende Faktoren vermeiden oder ausschalten. Ebenso wichtig ist, dass die Patienten lernen, zu erkennen, wenn sie drauf und dran sind, in eine depressive Stimmung „abzurutschen“. Oft können sie dann selbst oder mithilfe von Arzt oder Therapeut Gegenmaßnahmen ergreifen.

Eine professionelle Behandlung durch Arzt und Psychotherapeuten ist also bei einer Depression entscheidend dafür, wie schnell der Patient die Krankheit überwindet. Auch die Wiedererkrankungswahrscheinlichkeit wird durch eine Therapie reduziert. Und auch wenn bei einigen Patienten keine vollständige Heilung erreicht werden kann, können deren Symptome doch fast immer deutlich verbessert werden.

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Trauer oder Depression?

Trauer oder Depression?

Trauer ist ein gutes Beispiel dafür, wie schwierig es manchmal sein kann, ganz „normale“ menschliche Reaktionen von psychischen Störungen zu unterscheiden. Niemand wird ernsthaft bezweifeln, dass Trauer eine ganz natürliche Reaktion zum Beispiel auf den Verlust eines nahestehenden Menschen ist. Es wird von der Umgebung des Betroffenen geradezu erwartet, dass der Betreffende gedrückter Stimmung ist, sich zurückzieht, kaum lacht oder sogar häufig weint.

Doch wo liegen die Grenzen dieses „normalen“ Verhaltens? Ist es noch normale Trauer, wenn der Betroffene nicht in der Lage ist, zu arbeiten? Und wie lang darf eine solche Trauer andauern? Sind 4 Wochen angemessen, oder eher 4 Monate? Was ist, wenn jemand auch nach einem Jahr nicht in der Lage ist, seine Trauer zu kontrollieren und wieder ein normales Leben zu führen?

Ärzte und Wissenschaftler entwickeln für solche Fälle Richtlinien, anhand derer sich Ärzte und Therapeuten orientieren können. Mithilfe der Richtlinien lässt sich so zum Beispiel erkennen, ob man es mit einer psychischen Störung zu tun hat, oder nicht. Eine solche Anleitung wird regelmäßig von der American Psychiatric Association (Apa) herausgegeben. Das DSM („Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders“) ist ein Standardwerk, an dem sich Wissenschaftler, Psychiater und Psychologen weltweit orientieren. Die Herausgeber legen damit sozusagen fest, was (noch) normal ist und was nicht.

In der kürzlich (2013) herausgegebenen neuesten Auflage, DSM-5, ist zum Beispiel nachzulesen, dass bei jemandem, der länger als zwei Wochen um den Tod eines geliebten Menschen trauert, bereits eine Depression diagnostiziert werden könnte. Wohlgemerkt „könnte“. Das bedeutet nicht, dass jeder, der länger trauert, krank ist, zeigt aber wie schwierig es sein kann, das eine vom anderen zu unterscheiden. Natürlich bleiben solche Festlegungen nicht ohne Widerspruch. Und gerade beim Beispiel der Trauer sind viele Fachleute der Ansicht, dass auch eine intensive Trauerphase von mehr als einem Jahr noch kein Zeichen einer behandlungsbedürftigen Depression ist. Den Herausgebern des DSM-5 wird deshalb auch vorgeworfen, dass sie völlig gesunde Menschen quasi per Definition zu psychisch Kranken machen. Nicht zuletzt vor dem Hintergrund, dass einige der Herausgeber Verbindungen zur Pharmaindustrie haben, die natürlich davon profitiert, wenn mehr psychische Erkrankungen diagnostiziert werden.

Hören Sie auch auf IhrGefühl
Um zu entscheiden, ob Sie oder ein Angehöriger in der Gefahr sind, aus einer normalen Trauer in eine Depression abzurutschen, sollten Sie auch auf Ihr Gefühl hören. Wenn Sie das Gefühl haben, die Trauer nicht in den Griff zu bekommen oder wenn Ihre Lebensqualität für mehr als einige Wochen erheblich leidet, ist es sinnvoll, Hilfe zu suchen. Man spricht dabei auch vom sogenannten „Krankheitswert“, also dem Grad, in dem jemand subjektiv leidet oder in seinem normalen Leben eingeschränkt oder behindert ist. Spätestens, wenn Gedanken an Suizid auftauchen oder wenn man auch nach Wochen nicht in der Lage ist, seinen Alltag wieder allein zu bewältigen, muss ärztliche Hilfe in Anspruch genommen werden.

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Burnout oder Depression?

Burnout oder Depression?

Das sogenannte Burn-out oder Burn-out-Syndrom ist in aller Munde. In den Medien wird häufig darüber berichtet und auch im Bekannten- und Freundeskreis hört man immer öfter, dass jemand unter Burn-out leidet. Häufig wird dabei gar nicht oder nur sehr ungenau zwischen Burn-out und Depression unterschieden. Dazu beigetragen haben sicher auch viele Fälle, in denen die Betroffenen unter Depressionen leiden, „offiziell“ aber die sozial besser akzeptierte Diagnose Burn-out verwenden. Manche Experten bezweifeln, dass es überhaupt ein eigenes Krankheitsbild Burn-out gibt. Sie nehmen an, dass im Grunde immer eine depressive Erkrankung dahinter steckt.

Diejenigen Fachleute, die davon ausgehen, dass es sich um zwei unterschiedliche Störungen handelt, haben einige Unterschiede herausgearbeitet:

Burn-out bezieht sich in der Regel konkret auf Situationen im Arbeitsleben der Betroffenen. Andere Lebensbereiche sind – wenn überhaupt – nur indirekt betroffen. Das heißt, dass ein von Burn-out Betroffener durchaus in anderen als den beruflichen Lebensbereichen ein fröhlicher und gut gelaunter Mensch sein kann. Im Gegensatz dazu zeigt eine Depression ihre negativen Symptome eher unabhängig vom Kontext. Man könnte überspitzt sagen, dass ein Burn-out-Betroffener sich über einen Lottogewinn freuen kann, während jemand, der sich in einer schweren depressiven Episode befindet, auch dadurch nicht aufzumuntern ist.
Ein Burn-out-Betroffener sieht im Gegensatz zu einem schwer depressiven Menschen in der Regel (noch) einen Sinn in seinem Leben. Nicht selten ist dieser Sinn (Karriere, Wohlstand, Konsum) mit eine der Ursachen für die berufliche Überlastung.
Burn-out tritt häufig in bestimmten Berufsgruppen auf. Dazu gehören zum Beispiel solche, in denen eine hohe Arbeitsbelastung, Zeitdruck und geringe Gestaltungsspielräume herrschen. Besonders häufig sind zum Beispiel Menschen in Pflegeberufen, Ãrzte, aber auch Lehrer betroffen.
Tipp: Handy aus!
Ein Faktor, der von Burn-out-Betroffenen immer wieder als besonders belastend genannt wird, ist die ständige Erreichbarkeit durch Vorgesetzte, Kollegen oder Kunden. Dadurch wird es oft unmöglich, nach der Arbeit abzuschalten und sich zu erholen. Um dieser Falle zu entgehen, sollte man einfach sein Handy nach Feierabend abschalten. Wer nicht ganz aufs Handy verzichten will, kann sich einfach ein Zweithandy zulegen, dessen Rufnummer nur Freunde und Familienangehörige kennen.

Aus Burn-out wird Depression
Auch wenn das nicht immer und zwangsläufig so eintritt, ist es doch häufig der Fall. Je länger und heftiger jemand unter Burn-out leidet, desto mehr treten auch die typischen Symptome einer Depression auf. Das kann durchaus bis zum Suizid führen, womit klar ist, dass es sich auch beim Burn-out-Syndrom keineswegs um eine harmlose Erscheinung handelt.

In jedem Fall zum Arzt
Auch wenn der Begriff Burn-out inflationär gebraucht wird und sicher nicht jede stressige berufliche Situation gleich zum Burn-out wird, sollten Sie nicht zögern, einen Arzt aufzusuchen, wenn Sie Anzeichen für ein ernstes Burn-out-Syndrom bei sich entdecken.

Dazu gehören:

  • Wechsel von Erschöpfung und Anspannung
  • Unruhe
  • Schlafprobleme
  • nächtliches Grübeln über Probleme im Job
  • Rückenschmerzen
  • Kopfschmerzen

Die Symptome können wie bei allen seelischen Störungen von Patient zu Patient variieren. Ob Ihr Arzt letztlich ein Burn-out-Syndrom oder eine Depression diagnostiziert, hängt von vielen Faktoren ab. Wichtig ist jedoch, dass Sie Hilfe suchen. Denn auch wenn die Diagnose Burn-out weniger dramatisch klingt, verbirgt sich dahinter eine seelische Störung, die der einer Depression sehr ähnlich sein kann, und die nicht weniger ernst zu nehmen ist.

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Bin ich depressiv?

Bin ich depressiv?

Wenn Sie diesen Artikel lesen, haben Sie vielleicht den Verdacht, dass Sie an einer Depression erkrankt sind. Vielleicht haben Sie bemerkt, dass Ihre Stimmung in letzter Zeit häufig gedrückt ist, oder dass Sie keine Freude mehr an Dingen haben, die Sie früher gerne gemacht haben. Unter Umständen leiden Sie auch unter Schlafstörungen, können abends nicht einschlafen oder erwachen morgens viel zu früh, um dann im Bett zu liegen und über Probleme zu grübeln. Oder Sie bemerken, dass Ihre Konzentration schnell nachlässt, dass Ihnen Ihre Arbeit keinen Spaß mehr macht und Sie für bestimmte Arbeiten viel länger brauchen als früher. Vielleicht bemerken Sie auch, dass Sie in letzter Zeit häufiger von Ängsten geplagt werden. Oder Sie weinen manchmal, ohne dass es einen wirklichen Grund gibt.

All dies können Symptome einer (beginnenden) Depression sein. Insbesondere, wenn mehrere dieser Symptome über einen längeren Zeitraum (2 Wochen oder mehr) auftreten, liegt der Verdacht nahe, dass eine depressive Störung vorliegt. Kommen Gedanken an Suizid (Selbsttötung) hinzu, besteht dringender Handlungsbedarf. Sie müssen in diesem Fall umgehend einen Arzt aufsuchen. Eine aussagekräftige Diagnose kann und sollte nur ein Arzt oder ein Psychotherapeut stellen. Zögern Sie den Arztbesuch nicht hinaus.

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Kann man eine Depression messen?

Kann man eine Depression messen?

Bei dem Versuch, exakte Diagnosen zu stellen, stoßen Ärzte und Therapeuten bei psychischen Erkrankungen an ihre Grenzen. Es lassen sich eben nur die Symptome beobachten, von denen der Patient selbst berichtet. Und wenn es um Gefühle geht, sind diese Schilderungen naturgemäß äußerst subjektiv.
Das ist natürlich auch bei einer Depression der Fall. Deshalb arbeiten Psychiater und Psychologen schon seit Langem daran, Messinstrumente zu entwickeln, mit deren Hilfe es möglich wird, depressive Erkrankungen objektiver zu beurteilen. Dabei handelt es sich in den meisten Fällen um psychologische Testverfahren. Erst in neuester Zeit beginnt man damit, psychische Prozesse auch mit technischen Hilfsmitteln sichtbar zu machen.

Testverfahren zur Bestimmung depressiver Erkrankungen
Die „Hamilton Skala“ ist ein Werkzeug zur Bestimmung des Schweregrades einer depressiven Erkrankung. Sie wurde bereits 1960 von dem deutschstämmigen Mediziner, Professor Max Hamilton, entwickelt. Hamilton, der nicht nur Mediziner, sondern auch ein begabter Statistiker war, entwickelte neben der „Hamilton Depression Rating Scale“ auch Instrumente zur Ermittlung des Schweregrades von Angsterkrankungen.

Die Hamilton-Skala ist kein Selbsttest-Instrument, sondern wird von einem Arzt, Psychiater oder Psychologen angewendet. Der Arzt beurteilt, wie schwer bestimmte Symptome wie zum Beispiel gedrückte Stimmung, Suizidgedanken, Schuldgefühle, Schlafprobleme etc. bei einem Patienten ausgeprägt sind.

Jedes Symptom wird dabei auf einer Skala von 0 bis 3 (manchmal auch von 0 – 5) eingeschätzt. Ergebnisse von 0 – 7 Punkten gelten als unauffällig. Kommen 20 oder mehr Punkte zusammen, geht man von einer mittelschweren (etwa 20 Punkte) oder schweren (ab 30 Punkte) Depression aus. Die Ergebnisse verschiedener Untersuchungen lassen sich allerdings nicht immer miteinander vergleichen, da zum Teil unterschiedliche Skalen verwendet werden. So existieren auch weiterentwickelte Skalen, die mehr als die 17 von Hamilton ursprünglich angenommenen Symptome erfassen.

Ein anderes, häufig eingesetztes Diagnoseinstrument ist das „Beck-Depressions-Inventar“, das nach dem amerikanischen Psychiater und Psychotherapeuten Aaron T. Beck benannt ist. Es enthält Fragen, die sich auf die subjektiv empfundenen Symptome der Patienten beziehen. Im Gegensatz zur Hamilton-Skala beurteilt hier der Patient selbst seine Symptome.

Beispiel:

(0) Ich bin nicht traurig.

(1) Ich bin traurig.

(2) Ich bin die ganze Zeit traurig und komme nicht davon los.

(3) Ich bin so traurig oder unglücklich, dass ich es kaum noch ertrage.

Der Beck-Depressionsfragebogen kann sowohl schriftlich mit Stift und Papier als auch am Computer durchgeführt werden.

Es existieren noch einige weitere psychiatrische Rating-Skalen für die Diagnose von Depressionen. Dazu gehört zum Beispiel die Montgomery-Åsberg Depression Rating Scale (MADRS). Für die Diagnose einer Manie oder einer manischen Phase bei einer bipolaren Störung wird manchmal die Young Mania Rating-Skala (YMRS) verwendet. Im deutschsprachigen Raum kommt auch das „Inventar Depressiver Symptome“ (IDS) zum Einsatz.

Die Zukunft: Untersuchungen im Kernspin?
Die Diagnose mithilfe von Patientengesprächen und Fragebögen unterliegt zwangsläufig einer gewissen Ungenauigkeit. Vieles hängt von der „Tagesform“ des Arztes und des Patienten ab. Auch andere äußere Faktoren, die nichts mit der eigentlichen Erkrankung zu tun haben, können die Ergebnisse beeinflussen. Nicht zuletzt aus diesem Grund suchen Forscher nach Möglichkeiten, psychische Erkrankungen wie die Depression mithilfe objektiv messbarer Daten zu diagnostizieren. Es gibt mehrere unterschiedliche Ansätze dafür.

Erfolg versprechend sind zur Zeit Verfahren, mit denen es möglich ist, die Konzentration bestimmter Botenstoffe im Gehirn zu messen. So konnten Wissenschaftler der amerikanischen Yale-Universität nachweisen, dass die Konzentration des Botenstoffs GABA (Gamma-Aminobuttersäure) in den Gehirnen depressiver Menschen deutlich reduziert ist.

Andere Forscher beschäftigen sich damit, ob eine Depression mithilfe der Elektroenzephalografie (EEG), also der Messung der Hirnströme sichtbar gemacht werden kann. Während ein EEG bei einer Depression bisher lediglich dazu diente, andere Erkrankungen auszuschließen, sind die Forscher auf der Suche nach sogenannten „Trait Markern“ in den EEG-Daten depressiver Patienten. Zum Beispiel könnten bestimmte Asymmetrien in den aufgezeichneten Hirnströmen typisch für depressive Erkrankungen sein.

Im Kernspintomografen können schon heute bei depressiven Patienten strukturelle Veränderungen im Gehirn, zum Beispiel im Bereich des sogenannten Hippocampus nachgewiesen werden. Auch die Messung der Aktivität in bestimmten Gehirnregionen mithilfe der Kernspintomografie soll Aufschluss über depressive Erkrankungen geben. Brauchbare, in der Praxis einsetzbare, Verfahren sind daraus bisher noch nicht entstanden. Es ist aber damit zu rechnen, dass sich das in einigen Jahren ändern wird.

 

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