Wird eine Depression rechtzeitig erkannt und behandelt, sind die Heilungschancen sehr gut. Die häufig anzutreffende Ansicht, dass Depressionen nicht heilbar seien, ist definitiv falsch! Eine Ausnahme stellen die bipolaren Störungen dar. Man muss leider auch im 21. Jahrhundert noch feststellen, dass für diese Form der Erkrankung nach wie vor kein Heilmittel gefunden wurde. Bipolare Patienten müssen sich ein Leben lang mit der Erkrankung auseinandersetzen. Bei manchen Patienten treten die depressiven und manischen Episoden im Alter seltener oder weniger stark ausgeprägt auf. Allerdings trifft das nicht auf alle zu.

Die Dauer einer klassischen unipolaren Depression wird durch eine professionelle Behandlung deutlich reduziert. Nach einer Behandlung von im Schnitt 10 – 16 Wochen können etwa 50 – 60 % der Patienten als geheilt betrachtet werden. Weitere 20 – 30 % überwinden ihre Depression mithilfe einer komplexeren Therapie (zum Beispiel durch das Ausprobieren und/oder Kombinieren mehrerer Antidepressiva). Grundsätzlich ist eine Kombination aus medikamentöser Behandlung und Psychotherapie im Hinblick auf Heilung und Wiedererkrankungsrisiko am wirksamsten.

Etwa 5 – 10 % der Patienten erweisen sich als „therapieresistent“. Das heißt, sie reagieren nicht oder nicht zufriedenstellend auf gängige Behandlungsmethoden. Das bedeutet aber nicht, dass diesen Patienten gar nicht geholfen werden kann. Manchmal sprechen sie auf alternative Therapieformen an und in fast allen Fällen können ihre Symptome zumindest gelindert werden.

Weitere Episoden können auftreten
Etwa 50 % der Patienten, die an einer Depression erkrankt sind, erleben zu einem späteren Zeitpunkt eine erneute depressive Episode. Der zeitliche Abstand zur vorhergehenden Episode kann durchaus mehrere Jahre betragen. Wer einmal an einer Depression erkrankt ist, hat gegenüber Gesunden ein erhöhtes Risiko, zu einem späteren Zeitpunkt erneut eine Episode zu erleben. Das Risiko weiterer Episoden kann durch gesunde Lebensführung (Vermeidung von Risikofaktoren) und die in der Psychotherapie erlernten günstigeren Denk- und Verhaltensweisen verringert werden.

Erhaltungstherapie verringert das Wiedererkrankungsrisiko
Bei Patienten mit einem erhöhten Rückfallrisiko kann eine sogenannte Erhaltungstherapie dabei helfen, zukünftige depressive Episoden zu mildern oder ganz zu vermeiden. Dabei können sowohl die Behandlung mit Antidepressiva, als auch eine Psychotherapie als Erhaltungstherapie durchgeführt werden. Diese kann zum Beispiel darin bestehen, ein Antidepressivum dauerhaft einzunehmen oder in größeren zeitlichen Abständen Therapiesitzungen beizubehalten.

Therapie als Grundlage für ein Leben ohne Depressionen
Die Akutbehandlung der Depression bildet die Grundlage für eine konstruktive Auseinandersetzung mit Belastungen und auslösenden Faktoren. Die Betroffenen können dann im Rahmen der sogenannten Psychoedukation erlernen, Belastungen und Risiken zukünftig früher zu erkennen und auf günstigere Weise mit ihnen umzugehen. Sie erlernen günstigerer Denk- und Verhaltensmuster können zudem viele auslösende oder eine Depression unterstützende Faktoren vermeiden oder ausschalten. Ebenso wichtig ist, dass die Patienten lernen, zu erkennen, wenn sie drauf und dran sind, in eine depressive Stimmung „abzurutschen“. Oft können sie dann selbst oder mithilfe von Arzt oder Therapeut Gegenmaßnahmen ergreifen.

Eine professionelle Behandlung durch Arzt und Psychotherapeuten ist also bei einer Depression entscheidend dafür, wie schnell der Patient die Krankheit überwindet. Auch die Wiedererkrankungswahrscheinlichkeit wird durch eine Therapie reduziert. Und auch wenn bei einigen Patienten keine vollständige Heilung erreicht werden kann, können deren Symptome doch fast immer deutlich verbessert werden.

Dieser Beitrag ist ein Auszug aus unserem Buch Depressionen - erkennen - verstehen - überwinden von Alexander Stern.
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