Achtsamkeit hilft gegen chronische Schmerzen

Achtsamkeit hilft gegen chronische Schmerzen

Das MBSR wird auch zur Behandlung von Patienten mit chronischen Schmerzen eingesetzt.
Hierbei spielt die achtsame und unvoreingenommene Betrachtung des Schmerzes eine wichtige Rolle.

Die meisten Schmerzpatienten haben im Laufe der Zeit eine statische, festgefahrene, negative Einstellung zu ihren Schmerzen entwickelt. In vielen Fällen sind Reaktionen wie Angst, Niedergeschlagenheit oder Wut fest mit dem Schmerzgefühl verbunden. Eine andere Reaktion auf den Schmerz ist kaum noch möglich.
Beim achtsamen Umgang mit dem Schmerz lernen die Patienten, eine neutralere, weniger negativ behaftete Sichtweise auf den Schmerz zu erreichen. Es geht also nicht darum den Schmerz zu unterdrücken oder ihm auszuweichen, sondern darum, ihn anders als bisher zu bewerten.

 Die Patienten lernen, dass all die negativen Assoziationen, Gedanken und Gefühle, die sie dem Schmerz bisher entgegengebracht haben, diesen nur verstärken und dauerhaft machen.
Sie erfahren, dass die scheinbar „normalen“ Reaktionen wie Angst, Niedergeschlagenheit, Trauer oder Wut nicht zwangsläufig mit dem Schmerz verbunden sein müssen.
Sie erkennen, dass die negativen Emotionen nichts mit dem Schmerz an sich zu tun haben, sehr wohl aber mit ihrer Einstellung dazu.

Sobald die Patienten bemerken, dass ihre bisherige Einstellung dem Schmerz gegenüber zu einer Beeinträchtigung ihrer Lebensqualität führt, können sie damit beginnen, etwas daran zu ändern.
Durch die achtsame Betrachtung des Schmerzes und der damit verknüpften Gedanken und Gefühle lernen die Patienten, dass Schmerz, Gedanken und Emotionen voneinander getrennte Ereignisse sind. Das eine resultiert nicht automatisch aus dem anderen!

Ein weiterer wichtiger Aspekt der Schmerzbehandlung durch Achtsamkeit ist der der Aufmerksamkeit.
Für viele Schmerzpatienten steht der Schmerz ständig im Fokus ihrer Betrachtung, wodurch er als besonders stark und dominierend wahrgenommen wird.

Lernt der Patient mithilfe der Achtsamkeit, auch viele andere Eindrücke seiner Umgebung wahrzunehmen, verliert der Schmerz seine Sonderstellung. Er ist dann „nur noch“ einer von vielen Eindrücken und wird dadurch weniger bedeutend. Der Schmerz wird sozusagen zu einer „Nebensache“.

Schmerzen können durch Achtsamkeitstraining dauerhaft gemindert werden.
Kabat-Zinn stellte bei seinen Untersuchungen bei Patienten mit chronischen Schmerzen fest, dass sich durch das Achtsamkeitstraining während und nach den Übungen bei allen die Stärke der Schmerzen verringerte.
Nachuntersuchungen ergaben, dass die meisten Schmerzpatienten, die das Achtsamkeitstraining durchlaufen hatten, auch nach über einem Jahr angaben, deutlich weniger Schmerzen zu haben als vor dem MBSR-Programm. Auch der Verbrauch von Schmerzmitteln war bei diesen Patienten deutlich zurückgegangen.

Gleichzeitig stellte man fest, dass bei den untersuchten Patienten auch die negativen Begleiterscheinungen der Schmerzen, wie Angst, Niedergeschlagenheit und Depressionen deutlich nachgelassen hatten.

Um auch noch die letzten Zweifler zu überzeugen, wurden die Hirnstromaktivitäten der Patienten mithilfe einer EEG-Messung untersucht. Es stellte sich heraus, dass die Patienten, die regelmäßig Achtsamkeitsübungen durchgeführt hatten, eine deutlich verringerte Aktivität in den Bereichen des Gehirns aufwiesen, in denen Schmerzreize verarbeitet werden. Durch diese wissenschaftlichen Untersuchungen konnte gezeigt werden, dass es sich bei der Schmerzreduktion durch Achtbarkeit nicht nur um einen Placebo-Effekt oder um subjektive Einbildung handelt.

Die genannten Untersuchungsergebnisse wurden zwischenzeitig von mehreren unterschiedlichen Forschergruppen auf der ganzen Welt bestätigt.
In vielen Studien konnte belegt werden, dass durch das Achtsamkeitstraining die Lebensqualität von Patienten mit Rückenschmerzen, Migräne oder Fibromyalgie steigt. Es ist zu vermuten, dass dies auch für Patienten mit anderen Schmerzerkrankungen gilt.

Es ist also wissenschaftlich erwiesen, dass das Achtsamkeitstraining eine ideale Behandlungsmethode für Patienten mit chronischen Schmerzen darstellt.
Die Behandlung ist nicht nur äußerst wirksam, sondern hat auch keine unerwünschten Nebenwirkungen, wie es zum Beispiel bei vielen Schmerzmedikamenten der Fall ist.
Die Patienten sind bei dieser Behandlung weder von der Medikation noch von ihrem Arzt oder Therapeuten abhängig. Dazu kommt, dass sie äußerst preiswert ist und von jedem an jedem Ort der Erde ohne technische oder medikamentöse Hilfsmittel praktiziert werden kann.

Tipp:

Jeder, der unter chronischen Schmerzen leidet, sollte ein MBSR-Programm durchlaufen!
Patienten mit chronischen Schmerzen leiden oft ein Leben lang unter ihren Symptomen. Sie verlieren nicht selten sogar die Freude am Leben. Oft haben sie bereits viele verschiedene Behandlungsversuche bis hin zu schwerwiegenden Operationen hinter sich.
Dagegen wirkt die Teilnahme an einem achtwöchigen MBSR-Kurs mit den dazugehörenden täglichen Übungen wie ein Spaziergang. Und nicht nur das, bei nicht wenigen Schmerzpatienten hat das MBSR eine deutlich bessere und nachhaltigere Wirkung als konventionelle Behandlungsmethoden.

Dieser Beitrag ist ein Auszug aus unserem Buch Achtsamkeit kann man lernen! von Alexander Stern.
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Achtsamkeit hilft gegen Angst und Panik

Achtsamkeit hilft gegen Angst und Panik

Ähnlich wie bei der Behandlung von Depressionen wird das Erlernen der Achtsamkeit auch als Teil der Behandlung von Angststörungen eingesetzt.

Auch hier geht es darum, die eigenen Gedanken und Ängste unvoreingenommen von außen zu beobachten und zu registrieren. Dadurch wird es dem Betroffenen möglich, zwischen sich selbst auf der einen und den angstbesetzten Gedanken und Gefühlen auf der anderen Seite zu unterscheiden. Dies ermöglicht ihm, sich von seinen Angstgefühlen und Angstgedanken zu distanzieren und diese so zu überwinden.

 Wichtig dabei ist, dass die unangenehmen angstvollen Gedanken und Gefühle nicht einfach vermieden oder unterdrückt werden. Die Patienten werden angeleitet, angstvolle Situationen und Angstattacken zu erleben, ohne vor ihnen zu fliehen oder sie zu unterdrücken.
Stattdessen sollen sie ihre Gedanken und Gefühle einfach nur beobachten und benennen.

Ängste können in vielen verschiedenen Formen auftreten. So treten in Krisenzeiten häufig existenzielle Ängste wie zum Beispiel die Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes im Vordergrund. Manche Ängste beziehen sich auf ganz konkrete Situationen, andere äußern sich als allgemeine Ängstlichkeit.
Nicht wenige Menschen leiden unter einer generellen Ängstlichkeit, die sich zum Beispiel als Unsicherheit im Umgang mit anderen Menschen äußert. Oft geht es beim Thema Angst auch um die Angst davor, etwas loszulassen. Durch die achtsame Betrachtung des Augenblicks können die Betroffenen besser mit diesen Ängsten umgehen.

Wenn Sie selbst von einer Angststörung betroffen sein sollten:
Das Erlernen und Durchführen von Achtsamkeit ist keine einfache Angelegenheit. Das trifft insbesondere für Menschen zu, die mit einer besonderen Belastung (wie zum Beispiel mit einer Angststörung) leben.
Setzen Sie sich also nicht selbst unter Druck, wenn Ihnen das Beobachten und Distanzieren von Gedanken und Gefühlen anfangs nicht gelingen will.

Achtsamkeit erfordert viel Übung und Routine, um auch in angespannten Situationen zu funktionieren. Durch tägliches Üben werden auch Sie das erreichen. Es kann allerdings sein, dass es einige Wochen oder Monate dauert, bis Sie es so gut beherrschen, dass das Achtsamsein auch während einer Angstattacke funktioniert.

Halten Sie durch. Es lohnt sich!

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Was ist eine Sitzmeditation?

Was ist eine Sitzmeditation?

 

Die sogenannte Sitzmeditation ist sicher die bekannteste Meditationsform. Jeder kennt Abbildungen des sitzenden Buddha. Beim Thema Me ditation denken viele spontan an jemandem, der versunken im Lotussitz auf dem Boden sitzt.

 „Muss man auf dem Boden sitzen?“

Bei der klassischen Form der Sitzmeditation  sitzt der Meditierende auf dem Boden oder auf einer Unterlage (zum Beispiel auf einer Yogamatte). Der Körper, Nacken und Kopf sind dabei in einer aufrechten würdevollen Haltung. Der ist gerade, so als ob er an einem unsichtbaren Faden gehalten würde.
Das Gesäß wird dabei von einem Meditationskissen gestützt. Die Beine sind gekreuzt, die Knie etwas tiefer als das Gesäß. Moderne Formen erlauben aber auch das Sitzen auf einem Stuhl, was insbesondere weniger gelenkigen, älteren, kranken oder behinderten Menschen entgegen kommt.

 Der Stuhl sollte eine gerade Sitzfläche, keine Armlehnen und eine gerade Rückenlehne besitzen. Auch auf dem Stuhl sitzend soll der Körper aufrecht in einer würdevollen Position sein. Kopf und Nacken werden gerade und aufrecht gehalten. Der Körper soll aber nicht unnatürlich steif sein.

Anleitung für die Sitzmeditation
Im Folgenden finden Sie eine beispielhafte Anleitung, wie eine Sitzmeditation ablaufen kann. Wenn Sie sich näher mit diesem Thema beschäftigen, werden Sie feststellen, dass es nicht nur eine Variante der Sitzmeditation gibt.

Setzen Sie sich wie oben beschrieben auf einen Stuhl. Lehnen Sie sich möglichst nicht an, sondern sitzen Sie aufrecht, ohne die Rückenlehne zu berühren.
Versuchen Sie, eine Sitzhaltung zu finden, die Sie für die Dauer der Meditation (am Anfang etwa 20 Minuten) beibehalten können, ohne sich zu bewegen.
Durch das Stillhalten des Körpers soll bei der Sitzmeditation auch der Geist beruhigt werden. Suchen Sie also eine bequeme und stabile Körperhaltung und versuchen Sie, diese während der Meditation beizubehalten.
Die Hände liegen entspannt im Schoß oder auf den Knien, sodass das Gewicht der Arme von den Schultern genommen wird und diese ganz entspannt sein können. Die Handflächen können nach unten oder nach oben gerichtet sein.
Die Augen können geschlossen werden oder sind schräg nach vorne auf den Boden gerichtet.
Richten Sie Ihre Aufmerksamkeit nun auf Ihren Atem. Beobachten Sie einfach, wie Ihr Atem geschieht. Registrieren Sie, wie die Luft ein- und ausströmt.
Sie können Ihre Aufmerksamkeit zum Beispiel auf das Vorbeiströmen der Luft an Ihren Nasenflügeln richten, oder darauf, wie sich die Bauchdecke beim Atmen hebt und senkt.
Versuchen Sie nicht, etwas zu verändern. So wie der Atem fließt, ist es gut!
Um die Aufmerksamkeit auf den Atem zu fokussieren, hilft es manchmal, das Ein- und Ausatmen mit einem Wort (zum Beispiel „Ein …“ – „Aus …“ oder „Einatmen … – Ausatmen …) zu unterstreichen.
Man kann auch die Atemzüge zählen, indem man bei 1 beginnt, bis 10 zählt und dann wieder bei 1 anfängt.
Sie werden spätestens in dieser Phase feststellen, dass Ihre Gedanken scheinbar etwas Besseres zu tun haben, als sich auf den Atem zu fokussieren. Wahrscheinlich werden Sie schon nach kurzer Zeit bemerken, dass die Gedanken anfangen zu wandern. Vielleicht stellen sich Gedanken ein, die sich darum drehen, ob das Meditieren überhaupt einen Sinn hat, oder Sie beginnen darüber nachzudenken, was Sie nach der Meditation noch alles erledigen müssen.
Vielleicht erscheinen auch Gedanken, an etwas Essbares oder solche, die sich plötzlich mit der Frage beschäftigen, wie viel Zeit Ihnen noch bleibt, Ihre Steuererklärung abzugeben. Alles ist möglich und es ergeht jedem so, der mit der Sitzmeditation beginnt.Nur beobachten – nicht ärgern.
Beobachten und registrieren Sie die Gedanken, die in Ihrem Geist auftauchen. Ärgern Sie sich nicht darüber, sondern lenken Sie Ihre Aufmerksamkeit einfach wieder auf Ihren Atem. Wiederholen Sie das immer wieder, sobald Ihre Gedanken abschweifen.
Ganz gleich, welche Gedanken erscheinen, richten Sie Ihre Aufmerksamkeit geduldig immer wieder zurück zu Ihrem Atem.
Denken Sie daran: Jedes Mal, wenn Sie bemerken, dass Ihre Gedanken abwandern, sind Sie achtsam! Es gibt also keinen Grund, sich darüber zu ärgern.
Sie können diese Sitzmeditation für 20,30 oder 45 Minuten lang durchführen. Wobei für den Anfang eine Dauer von 20 Minuten völlig ausreichend ist. Sie werden sich wundern, wie anstrengend selbst 20 Minuten sein können.

Wenn Sie wollen, können Sie bei der Sitzmeditation auch weiter gehen, indem Sie Ihre Aufmerksamkeit nach dem Atem auch auf Ihren Körper und auf Ihre Gefühle ausweiten. Um die so beobachteten Phänomene möglichst wertfrei zu identifizieren, ist die Methode des Benennens geeignet. Die beobachteten Gedanken, Gefühle und Empfindungen werden dabei einfach mit einem Namen versehen, benannt und dann wieder losgelassen.

So können Sie zum Beispiel körperliche Empfindungen achtsam betrachten. Spüren Sie in die verschiedenen Bereiche Ihres Körpers hinein. Selbst wenn Sie vor der Meditation gar nichts in Ihrem Körper gespürt haben, werden jetzt mit Sicherheit Empfindungen wie Kribbeln, Jucken, Brennen, Schmerzen, Wärme, Kälte usw. auftreten.

Sobald Sie eine Empfindung identifiziert haben, können Sie sie einfach benennen. Zum Beispiel „Kribbeln … Kribbeln“ oder „Kalt … Kalt“.

Wichtig ist, dass Sie die Empfindungen nicht bewerten. Auch unangenehme Empfindungen wie Schmerzen sollen einfach nur registriert werden, ohne zu versuchen, sie loszuwerden oder zu mildern.
Dasselbe gilt aber auch für angenehme Empfindungen. Registrieren Sie auch diese, ohne zu versuchen, sie festzuhalten oder erneut hervorzurufen.

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Was ist der Body-Scan?

Was ist der Body-Scan?

Der Body-Scan ist ein wesentlicher Bestandteil jedes MBSR-Programms.
Als „Body-Scan“ bezeichnet man das mentale (nur im Geiste stattfindende) Abtasten des eigenen Körpers nach Verspannungen und Block aden. Beim Body-Scan wandert die Aufmerksamkeit langsam durch den ganzen Körper. Beginnend mit den Zehen über die Füße bis zum Scheitel wird die Aufmerksamkeit jeweils auf einen ganz bestimmten Teil des Körpers gerichtet.

Der Body-Scan ist keine neue Erfindung. Tatsächlich entstammt er der ältesten buddhistischen Meditationsform, dem Vipassanā. In der von Kabat-Zinn 1979 gegründeten „Stressreduktionsklinik“ im Hospital der Universität von Massachusetts wird das Verfahren bereits seit über 30 Jahren erfolgreich eingesetzt. Wie bei allen Aspekten des MBSR geht es auch beim meditativen Body-Scan darum, Achtsamkeit zu trainieren und dadurch Patienten, die unter chronischem Stress oder chronischen Schmerzen leiden, zu helfen.

 

Der Body-Scan wirkt nachhaltig gegen Stress!

Wird der Body-Scan regelmäßig (am besten täglich) durchgeführt, hat er auch eine nachhaltige Wirkung. Er hilft dann nicht nur in akuten Stresssituationen, sondern führt generell zu mehr innerer Ruhe und Gelassenheit.

Anleitung für den Body-Scan
Vorbereitung:
Suchen Sie einen Raum, in dem Sie sich wohlfühlen und nicht gestört werden. Achten Sie darauf, dass die Raumluft und der Boden nicht zu kalt sind, sodass Sie ca. 40 Minuten auf dem Boden liegen können, ohne zu frieren.
Legen Sie sich lang ausgestreckt in bequemer Kleidung auf eine Matte (z. B. Yoga- oder Gymnastikmatte), eine Decke oder einen Teppich auf den Rücken.
Legen Sie ein zusammengerolltes (Hand-)Tuch zur Unterstützung unter Ihre Kniekehlen. Versuchen Sie entspannt mit dem ganzen Körper aufzuliegen. Alternativ können Sie den Body-Scan auch sitzend auf einem Stuhl durchführen. Wählen Sie dazu einen Stuhl ohne Armlehnen und einer geraden Sitzfläche.
Setzen Sie sich aufrecht hin. Die Wirbelsäule sollte möglichst gerade sein. Lehnen Sie sich möglichst nicht an und stellen Sie die Füße nebeneinander auf den Boden.

Durchführung:

Wichtig ist, dass Sie während der Übung wach bleiben. Deshalb sollten Sie sich auch nicht einfach aufs Bett oder Sofa legen. Die Gefahr, während der Übung einzuschlafen, ist dort zu groß.
Sie können die Augen geschlossen oder offen halten. Wenn Sie dazu tendieren, einzuschlafen, können Sie das mit geöffneten Augen leichter vermeiden.
Bei der Übung geht es nicht darum, etwas Bestimmtes zu erreichen. Im Gegensatz zu anderen Techniken wie zum Beispiel dem autogenen Training gibt es keinen „Zielzustand“, der erreicht werden soll. Im Gegenteil: Sie sollen während der Übung nur beobachten, was geschieht. Es ist nicht erwünscht, dass Sie versuchen, aktiv etwas zu verändern.
Beobachten Sie eine Zeit lang nur Ihren Atem. Nehmen Sie wahr, wie sich der Bauch bei jedem Atemzug hebt und beim Ausatmen wieder senkt.
Nehmen Sie nun Ihren Körper als Ganzes wahr. Prüfen Sie nicht nach, wie sich einzelne Bereiche Ihres Körpers anfühlen. Spüren Sie Ihren Körper als eine ganze Einheit.
Lenken Sie Ihre Aufmerksamkeit nun zu den Zehen Ihres linken Fußes. Beobachten Sie, was Sie dort empfinden. Spüren Sie zum Beispiel, ob die Zehen warm oder kalt sind. Fühlen Sie eine Reibung durch die Socken? Liegt das Gewicht der Decke auf den Zehen? Es kann auch sein, dass Sie Schmerzen empfinden, oder dass Sie gar nichts empfinden. Beides ist genauso gut wie jede andere Empfindung. Sie müssen nichts erreichen! Machen Sie weiter mit der Fußsohle, Fußrücken, dem Sprunggelenk.
Manche Menschen empfinden es als hilfreich, sich vorzustellen, dass ihr Atem durch den Körper zu dem Körperteil gleitet, auf das sie gerade ihre Aufmerksamkeit richten. Man atmet also „in die Zehen“ oder „in den Fuß“ und so weiter.
Kehren Sie in den Pausen zwischen den einzelnen Körperteilen immer wieder zu Ihrem Atem zurück. Beobachten Sie einfach, wie er in den Bauch ein- und wieder ausströmt.
Wenden Sie nun Ihre Aufmerksamkeit Ihrem linken Fuß zu. Wie fühlt er sich an? Spüren Sie nach, welche Empfindungen Sie an der Fußsohle, Fußrücken, der Ferse und dem Knöchel fühlen.
Wandern Sie nun auf diese Weise mit Ihrer Aufmerksamkeit durch den ganzen Körper.
Machen Sie mit dem linken Bein weiter und lassen Sie Ihre Aufmerksamkeit langsam am Bein hinauf wandern. Wenn Sie den Rumpf erreicht haben, wiederholen Sie das Ganze mit Ihrem rechten Bein.
Machen Sie dann mit dem Rumpf weiter, gefolgt vom linken Arm (Fingerspitzen, Finger, Hand, Unterarm, Oberarm) und verfahren Sie auf die gleiche Weise mit Ihrem rechten Arm.
Nun folgen der Hals und der Kopf. Spüren Sie auch hier genau nach, welche Empfindungen Sie hier fühlen können. Beenden Sie die Wanderung durch den Körper mit Ihrer Kopfhaut und den Haaren.
Es wird zwischendurch immer wieder vorkommen, dass Ihre Aufmerksamkeit abgelenkt wird. Die Ursachen können sowohl Gedanken in Ihrem Kopf sein als auch Einflüsse von außen (z. B. Geräusche auf die Sie Ihre Aufmerksamkeit lenken). Kehren Sie dann immer wieder zur Übung zurück. Lenken Sie Ihre Aufmerksamkeit dann wieder auf Ihre Atmung und den Bereich des Körpers, mit dem Sie sich zuvor befasst haben.
Es ist nicht schlimm, wenn Ihre Gedanken beginnen zu wandern. Registrieren Sie es einfach und kehren dann mit Ihrer Aufmerksamkeit zur Übung zurück.
Wenn Sie den Body-Scan beendet haben, bleiben Sie noch einige Zeit ruhig liegen und beobachten Ihren Atem und Ihre Gedanken.
Wenn Sie bereit sind, können Sie aufstehen und die Übung beenden.
(Diese Anleitung ist angelehnt an das Verfahren, das beim MBSR-Programm von Jon Kabat-Zinn durchgeführt wird)

Body-Scan mit Audio-Anleitung
Der Body-Scan sollte täglich durchgeführt werden. Beim MBSR-Training wird eine Dauer von 45 Minuten vorgegeben.
Die Übung lässt sich aber auch in kürzerer Zeit komplett absolvieren.
Für manche Übende ist es hilfreich ist, eine CD-, Kassetten- oder MP3-Aufnahme einer Anleitung zu benutzen, auf der ein Anleiter durch den Body-Scan führt.
Solche Audio-Anleitungen gibt es im Buchhandel oder auch im Internet. Sie müssen auch kein Geld kosten. Im Internet gibt es einige Anleitungen, die kostenlos heruntergeladen werden können.
Geben Sie dazu einfach die Begriffe „Body-Scan“, „Anleitung“ und „MP3″ in einer Suchmaschine (zum Beispiel bei Google) ein.

„Was ist, wenn ich beim Body-Scan nichts spüre?“

Empfinden, ohne zu bewerten:
Ganz gleich, was Sie fühlen oder auch nicht fühlen: Betrachten Sie alle Empfindungen ohne sie zu bewerten. Machen Sie sich keine Gedanken darüber, ob es sich gut, schlecht, richtig oder falsch anfühlt. Denken Sie nicht darüber nach, ob Sie vielleicht etwas anderen fühlen sollten, als es der Fall ist.
Ganz gleich, was Sie empfinden oder nicht empfinden: Es ist alles OK, so wie es ist!
Versuchen Sie in den Teil Ihres Körpers hinein zu atmen, den Sie gerade betrachten.
Betrachten Sie die Empfindung und lassen Sie sie mit dem nächsten Ausatmen wieder los.

Es gibt beim Body-Scan keine „falschen“ oder „richtigen“ Empfindungen!

 „Was mache ich, wenn meine Gedanken beim Body-Scan abschweifen?“

Wenn Ihre Gedanken abschweifen und sich mit etwas anderem als Ihrem Atem und dem aktuell betrachteten Körperteil beschäftigen, lenken Sie sie ohne Bewertung wieder zu Ihrem Atem zurück.
Sie sollen sich nicht darüber ärgern, wenn sich Ihre Gedanken selbstständig machen. Betrachten Sie die Gedanken, wie sie kommen und wieder gehen. So wie es geschieht, ist es gut!
Denken Sie daran: Jedes Mal, wenn Sie bemerken, dass Ihre Gedanken beginnen zu wandern, sind Sie achtsam! Es gibt also keinen Grund, sich darüber zu ärgern.

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Hilft Pokémon Go gegen Depressionen?

Hilft Pokémon Go gegen Depressionen?

Pokémon Go ist DAS aktuelle Thema beim Spielen mit Handy oder Smartphone. Man sieht Pokémonspieler, die mit ihrem Smartphone in der Hand nach den kleinen knuddeligen Monstern suchen überall. Ganz gleich ob im Park, in der Fußgängerzone, auf dem Schulhof oder in der U-Bahn überall trifft man auf Menschen, die auf Pokémonsuche sind. Das Ganze funktioniert so: Auf einer Landkarte auf dem Smartphone kann der Spieler herausfinden, wo sich ein oder mehrere Pokémons in seiner Umgebung befinden. Begibt er sich an diesen Ort, wird mithilfe der Handykamera das kleine Monster mitten in der tatsächlichen Umgebung angezeigt. Der Spieler kann das Pokémon dann einfangen, trainieren und mit seinem Monster in einer Arena gegen andere Spieler antreten.

Doch wie soll ein solches Spiel gegen Depressionen helfen, wie einige Spieler meinen?

Bewegung und der Kontakt zu Menschen hilft bei leichten depressiven Verstimmungen

Wichtig ist dabei vor allem der Spielmechanismus. Denn anders als bei herkömmlichen Handyspielen sitzt der Spieler nicht einfach zu Hause und tippt auf seinen Bildschirm. Beim Pokémon Go ist er gezwungen, seine Wohnung zu verlassen und sich selbst zu den verschiedenen Orten zu begeben, an denen die Pokémons auf seiner Karte angezeigt werden. Die Spieler bewegen sich dadurch nicht nur an der frischen Luft, sondern begeben sich auch in die Öffentlichkeit, wo sie andere Menschen und nicht selten auch Gleichgesinnte treffen. Beides kann bekanntermaßen bei Menschen mit leichten Depressionen eine Milderung der Symptome bewirken.

 

Der „Stern“ hat in diesem Zusammenhang den Vorsitzenden der Stifung Deutsche Depressionshilfe, Professor Ulrich Hegerl befragt. Und auch er kommt zu dem Schluss, dass ein Spiel wie Pokémon Go Patienten mit leichten Symptomen möglicherweise helfen kann. Er gibt aber zu bedenken, dass diese Effekte bei schwereren Formen von Depressionen kaum eintreten dürften. Zudem bezweifelt er, dass ein Patient, der unter schweren Depressionen leidet, überhaupt Freude an und ausreichend Energie für das Spiel entwickeln kann. Man solle deshalb solche Patienten auch nicht dazu auffordern oder gar drängen, das Spiel zu spielen.

 

Bei allen positiven Meldungen aus der Spielergemeinde sollte man nicht vergessen, dass eine Depression eine ernste Erkrankung ist, die unbedingt ärztlich behandelt werden sollte. Die Behauptung, dass Pokémon Go eine Depression heilen könne, ist in jedem Fall leichtsinnig und falsch. Nichtsdestotrotz kann das Spiel für Menschen mit leichten depressiven Störungen ein guter Anlass sein, das Haus zu verlassen, sich mehr zu bewegen und mit anderen Menschen zu kommunizieren.

Wie ist es bei Ihnen? Haben Sie ähnliche oder ganz andere Erfahrungen beim Spielen von Pokémon Go oder anderen Handyspielen gemacht? Bitte benutzen Sie die Kommentarmöglichkeiten, um uns und anderen Lesern Ihre Meinung mitzuteilen.

Dieser Beitrag ist ein Auszug aus unserem Buch Depressionen - erkennen - verstehen - überwinden von Alexander Stern.
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Wie man negative Gedanken ersetzen kann

Wie man negative Gedanken ersetzen kann

Kennen Sie die Geschichte, in der der Lügenbaron Münchhausen sich am eigenen Schopf aus dem Sumpf zieht? Auch wenn das technisch betrachtet unmöglich ist, gibt es ein psychologisches Verfahren, mit dem das im übertragenen Sinn sehr wohl funktioniert. Ähnlich wie Baron Münchhausen können wir uns nämlich mithilfe unserer eigenen Gedanken aus dem täglichen Sumpf von schlechten Gefühlen ziehen.

Hier ist eine Möglichkeit, die sich in der Praxis bewährt hat:

Eine wichtige Methode, um sich mithilfe der eigenen Gedanken einfach besser fühlen zu können, ist das Ersetzen von negativen Gedanken. Denn schlechte Gefühle kommen von schlechten Gedanken. Das trifft auf jeden Menschen zu. Auch Gefühle, die scheinbar aus dem Nichts entstehen, haben ihre Ursache in ungünstigen Gedanken, die ihnen vorausgegangen sind. Das passiert selbst dann, wenn uns die Gedanken gar nicht bewusst geworden sind. Darauf, wie wir uns fühlen, wirken sie trotzdem!

Eine wichtige Voraussetzung, um unsere Gefühle positiv zu beeinflussen, ist es also, die ungünstigen Gedanken überhaupt zu bemerken. Dazu gehört ein wenig Übung. Wenn man aber die Aufmerksamkeit zwischendurch immer wieder auf die eigenen Gedanken richtet, fällt das im Laufe der Zeit immer leichter.

Im nächsten Schritt versucht man, die negativen Gedanken durch positivere oder zumindest neutrale Gedanken zu ersetzen. Das ist fast immer möglich, so wie in den folgenden Beispielen:

– Oh nein, ich habe schon wieder etwas falsch gemacht! Ich kann aber auch gar nichts richtig machen! + „Da habe ich wohl einen Fehler gemacht. Beim nächsten Mal mache ich es besser!“
– „Keiner mag mich.“+ „Ich bin ein wenig schüchtern. Wenn jemand mich näher kennenlernt, sieht er, dass ich ein sympathischer Mensch bin.“
– „Ich bin einfach zu dumm“ + „Ich bin nicht dumm, ich habe nur einen Fehler gemacht.“
Bei manchen Menschen funktioniert es auch sehr gut, die negativen Gedanken jeweils durch einen genau entgegengesetzten Gedanken zu ersetzen.

– „Ich bin einfach zu dumm.“ + „Ich bin ziemlich schlau!“ oder gar „Ich bin genial!“
Allerdings mag das nicht jeder. Vielen erscheint das zu stark übertrieben.Trotzdem funktioniert es in vielen Fällen! Probieren Sie einfach aus, welche Methode bei Ihnen am besten funktioniert.

Es macht im Übrigen wenig Sinn, zu versuchen, die negativen Gedanken ganz zu unterdrücken. Erfahrungsgemäß treten sie dadurch umso stärker in den Vordergrund. Es ist wesentlich hilfreicher, den negativen Gedanken durch einen positiven oder neutralen Gedanken zu ersetzen.

Im Laufe der Zeit gewöhnt man sich daran, nicht mehr bei jeder Gelegenheit automatisch mit Selbstanschuldigungen oder Resignation zu reagieren. Die Gedanken werden Stück für Stück immer weniger negativ. Dadurch verbessern sich auf Dauer automatisch auch die eigene Stimmung und das Selbstwertgefühl.

Probieren Sie es aus, Sie haben nichts zu verlieren.

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