Depressionen: Wichtige Adressen

Depressionen: Wichtige Adressen

Es gibt eine ganze Reihe von Möglichkeiten der Beratung und Information zum Thema Depressionen. Auch wenn es im Zweifelsfalle immer richtig ist, einen Arzt aufzusuchen, ist es für Betroffene und Angehörige sinnvoll, sich über die Erkrankung so gut wie möglich zu informieren. Im Folgenden finden Sie einige Adressen, die als Startpunkte dafür gut geeignet sind. 

 

Deutsche DepressionsLiga e. V.

Die Deutsche DepressionsLiga e. V. ist ein bundesweit tätiger, gemeinnütziger Verein, der sich als Vertretung depressiver Patienten und deren Angehöriger versteht. Der Verein bietet auf seinen Seiten eine Vielzahl an Informationen rund um die Themen Depressionen und Therapie. Sie finden dort unter anderem Kontaktadressen zu Kliniken, Selbsthilfegruppen und Beratungsangeboten. 

http://www.depressionsliga.de/index.html 

Deutsche DepressionsLiga e.V.
Postfach 1151
71405 Schwaikheim
Deutschland
 kontakt@depressionsliga.de 

 

Stiftung Deutsche Depressionshilfe

Die erklärten Ziele der Stiftung Deutsche Depressionshilfe sind die Erforschung depressiver Erkrankungen, die Hilfe für Betroffene und die Weitergabe von Wissen. Sie finden auf den Seiten unter anderem umfangreiche Adressenlisten, Rat für Angehörige und ein Online-Forum mit vielen Beiträgen. 

http://www.deutsche-depressionshilfe.de/index.php 

Stiftung Deutsche Depressionshilfe
Semmelweisstraße 10
04103 Leipzig
Tel.: 0341/97-24493
Fax: 0341/97-24599
 info@deutsche-depressionshilfe.de 

 

Bundesarbeitskreis der Angehörigen psychisch Kranker (BApK) 

Der Bundesarbeitskreis bietet unter anderem Beratung per E- Mail und per Telefon an: 

Telefon: 01805 950 951
E-Mail: seelefon@psychiatrie.de 

 

Sozialpsychiatrische Dienste 

Sozialpsychiatrische Dienste bieten unter anderem Beratung und Hilfe für Menschen mit psychischen Erkrankungen und auch für deren Angehörige oder Freunde an. Jeder Bürger hat Anspruch auf Hilfe und Beratung durch einen sozialpsychiatrischen Dienst. Da die sozialpsychiatrischen Dienste von den einzelnen Bundesländern geführt werden, können sich die Regelungen im Einzelfall unterscheiden. Der Bundesverband der Angehörigen psychisch Kranker e. V. führt auf seinen Seiten „Psychiatrienetz“ eine (leider noch nicht ganz vollständige) Liste von sozialpsychiatrischen Diensten der einzelnen Bundesländer. 

http://www.psychiatrie.de/bapk/prof-hilfen/spdis/ 

 

Informationen zum Thema Psychotherapie 

Auf den Webseiten der Bundespsychotherapeutenkammer finden Sie Informationen und Hinweise zum Thema Psychotherapie. Unter anderem kann dort die Broschüre „Wege zur Psychotherapie“ in verschiedenen Sprachen heruntergeladen werden. 

http://www.bptk.de/patienten/einfuehrung.html 

Bundespsychotherapeutenkammer
Arbeitsgemeinschaft der Landespsychotherapeutenkammern
Klosterstr. 64
10179 Berlin
Tel.: 030 278785-0
E-Mail: info@bptk.de

 

Spezialisierte Depressionsstationen in ganz Deutschland 

Die Zeitschrift „Stern“ veröffentlicht auf einer ihrer Webseiten eine sehr ausführliche Liste mit den Kontaktdaten zu psychiatrischen Kliniken und Einrichtungen. Die Adressen sind nach Postleitzahlbereichen geordnet, sodass man schnell eine Einrichtung in der Nähe des eigenen Wohnorts finden kann. 

http://www.stern.de/gesundheit/2-hilfe-von-experten-spezialisierte-depressionsstationen-in-ganz-deutschland-1617341.html 

 

Verzeichnisse von Psychotherapeuten 

Auf der Website von „Therapie.de“ finden Sie eine Liste mit etwa 5000 dort registrierten Therapeuten. Die Liste kann nach unterschiedlichen Therapieverfahren, Behandlungsschwerpunkten durchsucht werden. Ebenso können Sie über die Ort-Suche leicht einen Therapeuten in Ihrer Nähe finden. (Beachten Sie, dass hier sehr viele, aber nicht alle Therapeuten aufgeführt sind). 

http://www.therapie.de/psychotherapie/-regionalsuche-/ 

 Auf der Webseite „Psychotherapeutensuche.de“ kann man ebenfalls nach Therapeuten in der Nähe des eigenen Wohnorts suchen. (Beachten Sie, dass hier nicht alle Therapeuten aufgeführt sind). 

http://www.psychotherapeutensuche.de/psychotherapeuten/suche/ 

 

Arztsuche in Deutschland 

Auf den Seiten der Kassenärztlichen Bundesvereinigung finden Sie die Kontaktdaten der verschiedenen Kassenärztlichen Vereinigungen der einzelnen Bundesländer. Dort erhalten Sie Auskunft über Ärzte unterschiedlicher Fachgebiete in Ihrer Nähe. 

http://www.kbv.de/arztsuche/178.html 

Kassenärztliche Bundesvereinigung
Herbert-Lewin-Platz 2, 10623 Berlin
Postfach 12 02 64, 10592 Berlin
Tel.: (0 30) 40 05 – 0
Fax: (0 30) 40 05 – 15 90

 

Diakonie 

www.evangelische-beratung.info/angebote/lebensberatung 

 

Caritas 

www.caritas.de/hilfeundberatung/onlineberatung/behinderungundpsychischeerkrankung/ 

 

Selbsthilfegruppen 

Die Deutsche DepressionsLiga führt auf ihren Seiten eine Liste mit Selbsthilfegruppen für an Depression Erkrankte und deren Angehörige. Die Liste kann nach Postleitzahlen durchsucht werden, um schnell eine Selbsthilfegruppe in der Nähe zu finden. 

 

Dieser Beitrag ist ein Auszug aus unserem Buch Depressionen - erkennen - verstehen - überwinden von Alexander Stern.
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Was ist eine Depression?

Was ist eine Depression?

Zunächst einmal dies: Eine Depression ist eine ernste Krankheit. Sie ist nicht zu vergleichen mit den Schwankungen, denen die Stimmung bei gesunden Menschen unterliegt. Eine Depression ist schlimmer, sehr viel schlimmer! Eine Depression verschwindet auch nicht von selbst nach einigen Tagen. Unbehandelt kann sie Monate oder auch Jahre andauern.

Für die Betroffenen ist eine Depression eine Qual. Sie fühlen sich schlecht. Oft so schlecht, dass sie keinen Sinn mehr darin sehen, weiterzuleben. Viele erleben quälende Schmerzen, können nachts nicht schlafen und fühlen sich am Tag erschöpft und wie erschlagen. Nichts bereitet ihnen mehr Freude. Selbst geliebte Hobbys oder Freizeitbeschäftigungen sind nur noch lästige Verpflichtungen, wenn sie sich überhaupt noch dazu aufraffen können. Hinzu kommen Schuldgefühle, Sorgen und stundenlanges Grübeln darüber, wie das alles weitergehen soll.

Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl sind Empfindungen, an die sich viele depressive Patienten nur noch dunkel erinnern können. Sie fühlen sich wertlos und als Belastung für Familie und Freunde. Das Interesse an Essen und Trinken schwindet. Viele haben keinen Appetit mehr und müssen sich zum Essen regelrecht zwingen. Sogar das Interesse an Sex verschwindet. Es gibt im Leben vieler depressiver Menschen einfach nichts mehr, was ihnen Freude bereiten könnte. Und dieser Zustand ist nicht etwa nach ein oder zwei Tagen vorüber. Depressionen dauern Wochen oder Monate an. Werden sie nicht behandelt, auch noch länger.

Hilfe kommt oft zu spät
Nur ein relativ kleiner Teil der Betroffenen erhält sofort die notwendige Hilfe. Die meisten Erkrankten wissen zunächst gar nicht, was da mit ihnen geschieht. Oft fällt ihnen zu Beginn gar nicht auf, wie ihre Stimmung immer gedrückter wird, dass sie immer seltener unter Menschen gehen und Stück für Stück jegliche Freude am Leben verlieren. Manche leiden auch lange Zeit an Symptomen, die man auf den ersten Blick gar nicht mit einer Depression in Verbindung bringen würde. Ganz typisch sind zum Beispiel Schmerzen, für die weder der Hausarzt noch der Orthopäde eine organische Ursache entdecken kann. In der Konsequenz dauert es oft viel zu lange, bis die Diagnose „Depressionen“ gestellt und eine fachgerechte Behandlung eingeleitet wird. Dazu kommt, dass Depressionen trotz erheblicher Aufklärungsarbeit in den letzten Jahren immer noch zu den Erkrankungen zählen, die viele Patienten gerne verbergen würden. Der Weg zum Psychiater oder Psychotherapeuten fällt den meisten deshalb schwerer als der zu einem anderen Arzt. Während es bei Rückenschmerzen völlig selbstverständlich ist, den entsprechenden Facharzt aufzusuchen, ist das bei psychischen Problemen auch im 21. Jahrhundert noch nicht der Fall. Nicht zuletzt aus diesem Grund verbirgt sich hinter so mancher als „Burn-out“ oder „Erschöpfungssyndrom“ bezeichneten Erkrankung in Wahrheit eine Depression.

Ursachen
Aus medizinischer Sicht gibt es sowohl biologische als auch psychische Ursachen für eine Depression. Auf organischer Seite ist dies vor allem ein Ungleichgewicht der Neurotransmitter Serotonin und Noradrenalin im Gehirn. Auch das Stresshormon Cortisol steht im Verdacht, an der Entstehung von Depressionen beteiligt zu sein. Aber auch psychische Faktoren wie ungünstige Denkmuster, traumatische Erfahrungen oder unaufgelöste Konflikte scheinen an der Entstehung von depressiven Erkrankungen beteiligt zu sein. Genetisch betrachtet scheint zumindest eine gewisse Vulnerabilität (Anfälligkeit) von Eltern an ihre Kinder vererbt zu werden.

Formen
Depressionen können in unterschiedlichen Schweregraden und verschiedenen Verlaufsformen auftreten. Häufig in Form sogenannter Episoden, von denen im Verlauf des Lebens eine oder auch mehrere auftreten können. Eine besondere Form der Depression ist die sogenannte bipolare Störung. Bei ihr wechseln sich depressive Episoden mit manischen Episoden ab. Während die Patienten während der depressiven Episoden alle typischen Symptome einer Depression erleiden, schlägt die Stimmung in den manischen Episoden ins Gegenteil um. Nicht selten mit ernsthaften Konsequenzen, weil die Patienten in der manischen Phase oft jegliches Risikobewusstsein verlieren und in eine Art Größenwahn verfallen. Allerdings tritt die bipolare Störung wesentlich seltener auf, als die klassische Depression.

Schlechte Laune ist keine Depression!
Die Begriffe „Depression“ und „depressiv“ werden im allgemeinen Sprachgebrauch oft falsch und viel zu häufig verwendet. Oft werden damit ganz normale Stimmungen wie Traurigkeit, oder auch einfach auch nur schlechte Laune bezeichnet. Solche harmlosen Gefühle, die nur kurze Zeit, bestenfalls einige Tage, andauern, bezeichnet man in der Medizin als „depressive Verstimmung“, nicht aber als Depression. Wenn also jemand sagt „Das deprimiert mich jetzt aber.“ oder „Ich bin heute deprimiert.“ meint er damit etwas völlig anderes, als das, was Mediziner und Psychologen unter einer Depression verstehen.

Es handelt sich bei einer Depression auch nicht „nur“ um eine psychische Erkrankung. Vielmehr treten auch organische Veränderungen auf, die nachweisbar und messbar sind. Eine Depression ist eine „echte“ Krankheit, die nicht durch Willensanstrengung beeinflusst werden kann. Sie unterliegt ebenso wenig dem eigenen Willen, wie die Masern, eine Blinddarmentzündung oder eine Viruserkrankung. Und niemand ist vor ihr sicher. Eine Depression kann jeden ereilen, ganz gleich, wie gesund, gebildet oder willensstark er ist.

Behandlung
Depressionen können heute gut mit Medikamenten und Psychotherapie behandelt werden. Die besten Ergebnisse werden mit der Kombination beider Behandlungsformen erzielt. Die Möglichkeiten der Behandlung sind heute so weit fortgeschritten, dass fast allen Betroffenen geholfen werden kann.

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Typische Symptome von Depressionen

Typische Symptome von Depressionen

Die Depression ist eine Erkrankung, die in vielen unterschiedlichen Formen auftritt. Anders als ein zu hoher Blutdruck oder Herzrhythmusstörungen lässt sie sich nicht einfach an Messwerten festmachen oder mithilfe von Geräten diagnostizieren. Die Symptome einer Depression können sich auch von Patient zu Patient ganz erheblich unterscheiden. Es gibt jedoch eine Reihe von Anzeichen, die so oder in ähnlicher Form bei vielen oder gar den meisten Patienten auftreten. Oft treten mehrere, in den meisten Fällen jedoch nicht alle, der folgenden Symptome auf.

Psychische Symptome

Verlust von Freude und Interesse
Depressive Patienten verlieren häufig die Fähigkeit, Freude zu empfinden. Gleichzeitig verlieren sie das Interesse selbst an solchen Dingen, die ihnen bisher wichtig waren. So schwindet zum Beispiel das Interesse an geliebten Hobbys. Die Betroffenen können selbst durch objektiv erfreuliche Dinge nicht mehr aufgemuntert werden. Um eine Vorstellung davon zu bekommen, ein Beispiel aus der Praxis: Ein 49-jähriger depressiver Patient erfuhr vor einiger Zeit, dass er beim Lotto einen hohen sechsstelligen Betrag gewonnen hatte. Er konnte jedoch darüber absolut keine Freude empfinden, obwohl ihn der Gewinn mit einem Schlag von allen finanziellen Sorgen befreite!

Gedrückte Stimmung
Die Stimmung ist durchgehend oder zeitweise trüb und pessimistisch. Stimmungstiefs können auch plötzlich auftreten. Die Betroffenen berichten dann häufig davon, in ein „schwarzes Loch“ zu fallen. Das Leben und die ganze Welt erscheinen den Betroffenen grau in grau. Sie haben keine Lust mehr, sich unter Menschen zu begeben, Veranstaltungen wie Partys, bei denen ausgelassen gefeiert wird, werden für sie zur Qual.

Antriebsstörungen
Die Energie, selbst einfache oder alltägliche Dinge in Angriff zu nehmen, fehlt. Die Betroffenen haben oftmals nicht die Kraft, eine Aufgabe zu beginnen oder sehen keinen Sinn darin. Schon das Aufstehen am Morgen kostet viel Kraft, was in schweren Fällen dazu führt, dass die Patienten das Bett tagelang nicht verlassen. Körperliche Aktivitäten erscheinen oft unmöglich. Es lastet ein Gewicht „wie Blei“ auf dem ganzen Körper. Nichts geht mehr von selbst, nichts fällt mehr leicht, auch Dinge, die vor der Erkrankung selbstverständlich waren und „mit Links“ erledigt wurden. Das führt in schweren Fällen bis hin zur Unfähigkeit, alltägliche Verrichtungen wie Waschen, Putzen oder gar Körperpflege durchzuführen.

Stimmungseinengung
Mit dem Begriff der Depression wird häufig nur der Verlust der Fähigkeit, Freude, Spaß und Glück zu empfinden, verbunden. Nicht selten geht aber nicht nur die Fähigkeit, Angenehmes zu empfinden, verloren, sondern zum Beispiel auch die Fähigkeit, Trauer zu empfinden. Die Betroffenen fühlen sich leer und emotionslos. Viele wären schon dankbar, wenigstens traurig sein zu können!

Gefühl der Sinnlosigkeit
Die Betroffenen stellen alles infrage. Das bisher Geleistete erscheint ihnen wertlos, ihr eigenen Leben ohne Sinn und Berechtigung. Dieser Zustand kann in schweren Fällen bis hin zum (versuchten) Suizid führen.

Sorgen um die Zukunft
Die Betroffenen machen sich häufig übermäßig viele Sorgen um die Zukunft. Nicht selten kommt es zu einem „Verarmungswahn“. Der Patient befürchtet dann, den finanziellen Ruin, auch wenn das tatsächlich sehr unwahrscheinlich ist. Zu solchen Befürchtungen trägt natürlich auch die Tatsache bei, dass die Betroffenen erleben müssen, nicht mehr leistungsfähig zu sein, auch wenn das – objektiv betrachtet – nur vorübergehend ist.

Hoffnungslosigkeit
Die Betroffenen haben keine Hoffnung, dass sich ihr Zustand bessert. Sie sehen ihre Zukunft in den trübsten Farben. Daran ändert auch nichts, dass sie vielleicht rational wissen, dass diese Gedanken unrealistisch sind. Wer unter einer schweren Depression leidet,kannseine Sicht der Dinge nicht rational korrigieren. Man kann ihm nicht „beweisen“, dass er im Unrecht ist. Er kann und wird seine Meinung nicht ändern.

Verlust des Selbstvertrauens und des Selbstwertgefühls
Die Betroffenen verlieren das Vertrauen in ihre eigenen Fähigkeiten. Sie sehen an sich selbst nur noch Negatives und sind davon überzeugt, so auch auf andere zu wirken. Eigene positive Eigenschaften werden nicht mehr gesehen oder heruntergespielt. Genauso wie erbrachte gute Leistungen. Das Lob anderer wird zurückgewiesen oder als nicht ernst gemeint abqualifiziert. Im Gegenzug werden fast ausschließlich vermeintliche oder tatsächliche negative Eigenschaften gesehen und in den Vordergrund gestellt. Argumente ändern daran nichts.

Gefühle von Minderwertigkeit
Die Betroffenen sind fest davon überzeugt, nichts wert zu sein. Häufig kommt hinzu, dass sie sich selbst als Belastung für die eigene Familie oder für Freunde empfinden. Dieses Gefühl wird natürlich durch die bedrückende Erfahrung der Hilflosigkeit und Hilfsbedürftigkeit während der Erkrankung noch weiter verstärkt.

Schuldgefühle
Schuldgefühle sind ein typisches Symptom für eine Depression. Die Betroffenen machen sich selbst unterschiedlichste Vorwürfe und geben sich die Schuld sogar an solchen Dingen, die sie definitiv nicht zu verantworten haben. Oftmals fühlen sie sich zudem schuldig, weil sie meinen, durch ihre Erkrankung „nutzlos“ zu sein und anderen zur Last zu fallen.

Hilflosigkeit
Depressive Menschen sehen keinerlei Möglichkeit, selbst etwas an ihrem Zustand zu ändern. Selbst einfachen Anforderungen des Alltags stehen sie hilflos gegenüber. Sie gehen grundsätzlich davon aus, nichts (zum Positiven) bewegen zu können.

Grübeln / Gedankenkreisen
Die Betroffenen grübeln häufig über tatsächliche oder auch nur vermutete Probleme und „Katastrophen“ nach, ohne zu einer Lösung oder einem Schluss zu kommen. Die Grübelphasen treten oft nachts auf. Die Patienten liegen stundenlang wach, grübeln und werden dabei immer verzweifelter.

Konzentrationsstörungen
Die Fähigkeit, sich auf eine Tätigkeit oder Aufgabe zu konzentrieren ist oft herabgesetzt. Es kann vorkommen, dass ein depressiver Mensch schon damit überfordert ist, eine einzige Buchseite bis zum Ende zu lesen, ohne mit seinen Gedanken abzuschweifen. Das Gleiche gilt für andere Aufgaben im Alltag oder bei der Arbeit.

Verlangsamung des Denkens
Das Denken ist oftmals verlangsamt oder stockend. Logische Schlüsse können erst nach intensivem Nachdenken gezogen werden. Gleichzeitig ist die Flexibilität des Denkens eingeschränkt. Die Trennung von Wichtigem und Nebensächlichem fällt schwer. Nicht selten „verfängt“ sich das Denken in unangenehmen oder gar quälenden Gedanken (Grübeln). Das betrifft auch hochintelligente Menschen, die vor ihrer Erkrankung täglich mit komplexen Aufgaben befasst waren.

Unfähigkeit, Entscheidungen zu treffen
Ein anderer Aspekt der bei einer Depression auftretenden Denkstörungen ist die Schwierigkeit, (schnelle) Entscheidungen zu treffen. Nicht selten stehen die Betroffenen minutenlang vor einfachen Entscheidungen, ohne sich für eine Alternative entscheiden zu können.

Alkohol/Drogenmissbrauch
Alkohol- oder Drogenmissbrauch können als ungeeigneter Versuch der Selbstbehandlung betrachtet werden. Manchmal schaffen es die Betroffenen dadurch zumindest für kurze Zeit, ihre quälenden Gedanken und Gefühle zu unterdrücken. Dabei droht natürlich immer die Gefahr einer Sucht. Man geht davon aus, dass viele Fälle von Alkoholismus, insbesondere bei Männern, ursächlich auf depressive Erkrankungen zurückzuführen sind. Tragischerweise sind Alkohol und Drogen dafür bekannt, Depressionen auslösen oder bereits bestehende Depressionen aufrechtzuerhalten, was natürlich extrem problematisch ist.

Ängstlichkeit / Angst / Panik
Angst und Depressionen sind medizinisch betrachtet zwei verschiedene psychische Störungen. In der Praxis ist diese Unterscheidung aber nicht immer leicht zu treffen, da sich die Symptome zum Teil ähneln. Tatsache ist, dass viele depressive Menschen auch unter Ängsten leiden. Diese können sich in Form einer generellen Ängstlichkeit, aber auch als regelrechte Panikanfälle äußern. Die Betroffenen schränken häufig ihre Sozialkontakte immer weiter ein. Sie können meist nicht angeben, wovor sie eigentlich Angst haben. Hinzu kommen existenzielle Ängste in Bezug auf die sozialen und möglicherweise finanziellen Folgen der Erkrankung.

Aggression/Reizbarkeit
Insbesondere bei Männern kommt es vor, dass sich die Depression durch Reizbarkeit und aggressives Verhalten äußert. Die Betroffenen sind selbst von Kleinigkeiten „genervt“ oder fahren leicht aus der Haut. Ein Zustand, der auch als „Dysphorie“ bezeichnet wird. In schweren Fällen kann es bis zum Kontrollverlust kommen. Auch hier nicht selten in Verbindung mit Alkohol.

Libidoverlust
Der Verlust des Interesses an körperlicher Nähe und sexuellen Aktivitäten ist ein typisches Symptom von Depressionen. Bei depressiven Männern kommt es nicht selten zur erektilen Dysfunktion (Impotenz). Frauen verlieren ebenfalls das Interesse an oder die Lust auf Sex.

Morgentief  und Abendhoch
Bei vielen (aber nicht bei allen) Patienten ist zu beobachten, dass sich die Stimmung im Verlauf des Tages verändert. Meist in der Form, dass sie morgens am schlechtesten ist und gegen Abend deutlich besser wird. Man spricht dementsprechend auch von einem „Morgentief“ bzw. einem „Abendhoch“.

Wahnvorstellungen und/oder Zwangsgedanken
In schweren Fällen kommt es zu krankhaften Einbildungen, die meist nichts mit der Realität zu tun haben. So glauben manche Patienten, unheilbar körperlich krank zu sein, obwohl bei ihnen keine körperliche Erkrankung vorliegt (hypochondrischer Wahn). Andere sind grundlos davon überzeugt zu verarmen (Verarmungswahn) oder fühlen sich für etwas schuldig, das sie nicht zu verantworten haben (Schuldwahn). Patienten, die unter Zwangsgedanken leiden, grübeln stundenlang über ihr Schicksal nach oder können sich nicht von dem (unrealistischen) Gedanken befreien, einem anderen womöglich etwas anzutun.

Suizidgedanken und Suizidversuche
In schweren Fällen kann die Verzweiflung des Patienten so weit gehen, dass er eine Selbsttötung als einzigen Ausweg sieht. Etwaige Hinweise oder Ankündigungen müssen immer äußerst ernst genommen werden. Die weitverbreitete Vermutung, dass nach einer Suizidankündigung meist keine Taten folgen, ist erwiesenermaßen falsch. Wenn Sie selbst an Suizid denken oder die Befürchtung haben, ein Angehöriger oder Freund könne einen Suizid planen, müssen Sie unbedingt Hilfe bei einem Arzt oder in einer Klinik suchen!

Körperliche Symptome

Neben den psychischen Symptomen leiden viele depressive Patienten zusätzlich auch unter verschiedenen körperlichen Symptomen. Manche körperlichen Symptome werden zunächst gar nicht mit der Depression in Verbindung gebracht. Oft haben die Betroffenen viele Arztbesuche hinter sich, ohne dass eine organische Ursache für ihre Probleme gefunden werden konnte.

Müdigkeit und Erschöpfung
Die Patienten fühlen sich schon morgens müde und erschöpft. Dies verstärkt sich noch, wenn Symptome wie Schlaflosigkeit hinzukommen. Viele Patienten berichten über Kraftlosigkeit und fühlen sich außerstande, körperliche Belastungen zu ertragen.

Appetitlosigkeit
Appetitlosigkeit ist ein häufiges Symptom von Depressionen. Das geht so weit, dass die Betroffenen oft innerhalb weniger Wochen mehrere Kilo an Gewicht verlieren, ohne dies zu wollen. Oftmals verlieren sie jede Freude am Essen, das Essen schmeckt ihnen nicht mehr und sie müssen sich regelrecht zwingen, regelmäßig Nahrung zu sich zu nehmen.

Gewichtsabnahme/Gewichtszunahme
Vor allem durch die o. g. Appetitlosigkeit kommt es schnell zu starker Gewichtsabnahme. Allerdings kann es in einigen Fällen auch zu einer Gewichtszunahme kommen. Das gilt vor allem, wenn statt der Appetitlosigkeit Symptome wie Heißhunger oder „Essattacken“ auftreten.

Schlafstörungen
Schlafstörungen treten bei einer Depression fast immer auf. Im Rückblick stellen viele Betroffene fest, dass Schlafstörungen die ersten Anzeichen ihrer Depression waren. Dazu gehören Einschlaf- und Durchschlafstörungen. Frühmorgendliches Erwachen. Langes nächtliches Wachliegen oder häufiges nächtliches Erwachen.

Schmerzen
Depressionen können sich durch unterschiedlichste Schmerzsymptome äußern. Besonders häufig sind Rückenschmerzen und schmerzhafte Verspannungen von Nacken und Schultern. Auch Kopf- und Gliederschmerzen kommen vor. Bei einer entsprechenden Untersuchung durch den Arzt wird keine körperliche Ursache gefunden. Diagnostiziert werden bestenfalls Muskelverspannungen.

Impotenz beim Mann
Oft erlischt nicht nur das Interesse an sexuellen Aktivitäten, sondern auch die körperliche Fähigkeit dazu. Erektionsstörungen beim Mann bis hin zur Impotenz sind nicht selten.

Menstruationsbeschwerden bei Frauen
Bei Frauen kommt es nicht selten zu Regelschmerzen (Dysmenorrhoe). In manchen Fällen bleibt die Regel auch ganz aus. Ein weiteres Zeichen dafür, wie sehr eine Depression auch in die organischen Abläufe des gesamten Körpers eingreift.

Verdauungsstörungen
Es können unterschiedliche Probleme des Verdauungstraktes auftreten. Diese reichen von Bauchschmerzen über Blähungen bis zur Verstopfung oder auch Durchfall.

Die körperlichen Symptome, die bei einer Depression auftreten, können extrem vielfältig sein. Forscher haben nachgewiesen, dass sogar die Anfälligkeit für Infektionen bei vielen depressiven Patienten erhöht ist. Natürlich steckt nicht hinter jedem körperlichen Problem gleich eine Depression. Kommen aber die oben genannten psychischen Symptome hinzu, sollte man diese Möglichkeit immer in Erwägung ziehen. Endgültigen Aufschluss über die Ursachen kann aber nur eine Untersuchung beim Arzt bringen.

Psychomotorische Symptome

Die Psychomotorik beschreibt das Zusammenspiel zwischen Bewegung und dem Denken und Fühlen des Menschen. Auch bei depressiven Erkrankungen sind häufig Symptome zu beobachten, die sich in der Art und Weise widerspiegeln, wie sich ein Mensch bewegt.

Man unterscheidet die sogenannte psychomotorische Agitiertheit (Unruhe) und die psychomotorische Hemmung (Verlangsamung).

Psychomotorische Agitiertheit (Unruhe)

  • Bewegungsdrang, Unfähigkeit, still zu sitzen
  • keine Ruhe, um sich auf eine Sache zu konzentrieren
  • eingeschränkte oder fehlende Kontrolle über Gestik und Gesichtsausdruck
  • Schreckhaftigkeit

Psychomotorische Hemmung (Verlangsamung)

  • Passivität
  • verzögerte und/oder krampfhafte Bewegungen
  • vorsichtige und/oder langsame Bewegungen
  • leises, fast flüsterndes Sprechen

In schweren Fällen kann ein sogenannter Stupor (lateinisch: Erstarrung) eintreten. Die Patienten sind dann in wachem Zustand fast vollständig bewegungsunfähig und können sich auch nicht selbst versorgen. Allerdings sind solche extremen Fälle sehr selten.

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Ursachen und Auslöser von Depressionen

Ursachen und Auslöser von Depressionen

Depressionen gehören zu den am häufigsten diagnostizierten psychischen Erkrankungen überhaupt. Gleichzeitig treten sie in einer Vielzahl unterschiedlicher Varianten auf. Man geht deshalb davon aus, dass es nicht nur eine einzige Ursache für die Entstehung einer Depression gibt, sondern mehrere, die zusammenspielen. Man spricht in solchen Fällen auch von multifaktoriellenUrsachen.

Experten gehen davon aus, dass bei der Entstehung einer Depression sowohl organische (körperliche) als psychische und soziale Faktoren eine Rolle spielen. Außerdem nimmt man an, dass eine gewisse Anfälligkeit (Vulnerabilität) für Depressionen auch genetisch bedingt sein kann. Allerdings muss man einräumen, dass nach wie vor nicht völlig geklärt ist, wie es zu einer Depression kommt und warum manche Menschen betroffen sind und andere nicht.

Störungen im Hirnstoffwechsel
Es gilt als sicher, dass bei einer Depression eine Störung von bestimmten Funktionen im Hirnstoffwechsel vorliegt. Insbesondere die neurologischen Systeme, die für die Botenstoffe Serotonin und Noradrenalin zuständig sind, scheinen nicht richtig zu arbeiten. Ursachen können sein, dass zu wenig Serotonin bzw. Noradrenalin vorhanden ist, oder dass die Funktionsfähigkeit der Synapsen, die diese Stoffe aufnehmen sollen, herabgesetzt ist. Da Serotonin und Noradrenalin maßgeblich für die Stimmung und den Antrieb verantwortlich sind, führt ein Mangel zu den bekannten Symptomen einer Depression wie Freudlosigkeit oder Antriebsmangel. Ob allerdings das Ungleichgewicht dieser Neurotransmitter die Ursache oder nur ein Symptom einer Depression ist, ist nach wie vor ungeklärt.

Psychologische Faktoren
Ein weiterer wichtiger Faktor bei der Entstehung von Depressionen sind psychische Vorgänge. Es gibt hierzu eine ganze Reihe verschiedener wissenschaftlicher Erklärungsversuche. Die Wichtigsten gehen davon aus, dass bestimmte ungünstige Denkmuster sowie Gefühle der Hilflosigkeit eine Rolle spielen. Insbesondere die subjektive Annahme, keinen Einfluss auf die eigene Situation und das eigene Leben zu haben, wirkt sich negativ aus.

Psychosoziale Faktoren
Dazu zählen alle Faktoren, die unser Verhältnis und unsere Bindungen zu anderen Menschen betreffen. Typische psychosoziale Faktoren, die eine depressive Episode auslösen können, sind zum Beispiel der Verlust eines geliebten Menschen, eine schwere körperliche Erkrankung oder Arbeitslosigkeit. Aber auch Armut, Einsamkeit oder eine problematische Partnerschaft können eine Depression auslösen. Generell gelten Menschen, die nur sehr wenige Sozialkontakte (ein sehr kleines soziales Netzwerk) haben, als stärker gefährdet als andere.

Man nimmt an, dass bei den psychologischen und psychosozialen Faktoren eine gewisse genetische Anfälligkeit (Vulnerabilität) hinzukommen muss, damit eine Depression entsteht. So erklärt sich auch, warum bei verschiedenen Menschen mit dem gleichen Problem (zum Beispiel Arbeitslosigkeit oder Verlust des Partners) die einen mit einer Depression reagieren und andere nicht.

Vererbung
Man geht davon aus, dass eine gewisse „Anfälligkeit“ (Vulnerabilität) für Depression von Eltern an ihre Kinder weitergegeben werden kann. Eine direkte genetische Vererbung wurde aber noch nicht nachgewiesen.

Medikamente:
Es scheint so, dass bestimmte Medikamente nach der Einnahme, oder aber beim Absetzen, depressive Symptome hervorrufen können. Im Verdacht stehen unter anderem Lipidsenker, Betablocker, Antibiotika, Antikonvulsiva, Zytostatika, Sexualhormone und Neuroleptika. Beim Absetzen bzw. beim Entzug scheint dies auch auf Benzodiazepine (Beruhigungsmittel) und auf einige Antidepressiva zuzutreffen.

Hormonelle Faktoren
Die häufigste Form der Depression, von der man annimmt, dass sie durch hormonelle Veränderungen ausgelöst wird, ist die postnatale (auch „postpartale“) Depression Diese Form der Depression tritt bei manchen Müttern kurz nach der Geburt eines Kindes auf.

Mangel an Tageslicht
Man vermutet, dass ein Mangel an Tageslicht, wie er häufig in den Herbst- und Wintermonaten auftritt, bei manchen Menschen eine Depression auslösen kann. Man bezeichnet diese Formen der saisonalen Depression deshalb häufig auch als Winter- oder Herbstdepression.

Indirekte körperliche Ursachen oder Auslöser
Dazu zählen alle körperlichen Erkrankungen, die den Patienten psychisch belasten können. Dazu gehören natürlich schwere oder gar lebensbedrohliche Erkrankungen wie Krebs, insbesondere aber auch viele chronische Erkrankungen. So haben zum Beispiel Patienten, die unter chronischen Schmerzen leiden, eine größere Wahrscheinlichkeit, an einer Depression zu erkranken als andere. Das Gleiche gilt für Patienten, die sich einer schweren Operation unterziehen müssen.

Direkte organische Faktoren
Einige, wenige körperliche Erkrankungen oder Störungen können eine Depression oder die Symptome einer Depression auslösen. Depressionen, die aus einer solchen körperlichen Erkrankung resultieren, bezeichnet man als „organische Depressionen“. Mit organisch ist hier gemeint, dass die organische Störung oder Erkrankung diedirekteUrsache der Depression ist. Es ist also nicht das Wissen um die organische Erkrankung, sondern die Erkrankung selbst, die die Depression auslöst.

Sie sehen, es gibt viele verschiedene mögliche Ursachen und Auslöser für eine Depression. Und man muss der Ehrlichkeit halber zugeben, dass die Wissenschaft auch im 21. Jahrhundert noch nicht alle Prozesse verstanden hat, die bei einer depressiven Erkrankung ablaufen. Das ist einerseits unbefriedigend, spielt aber für die Behandlung der Erkrankung nur eine untergeordnete Rolle. Die Mittel und Wege zur Behandlung und Heilung von Depressionen unterscheiden sich nämlich kaum voneinander. Ganz gleich, welches Erklärungsmodell man zugrunde legt. Eine Ausnahme bildet nur die relativ seltene organische Depression, bei der natürlich die Behandlung der Grunderkrankung im Vordergrund steht.

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Heilungschancen bei Depressionen

Heilungschancen bei Depressionen

Wird eine Depression rechtzeitig erkannt und behandelt, sind die Heilungschancen sehr gut. Die häufig anzutreffende Ansicht, dass Depressionen nicht heilbar seien, ist definitiv falsch! Eine Ausnahme stellen die bipolaren Störungen dar. Man muss leider auch im 21. Jahrhundert noch feststellen, dass für diese Form der Erkrankung nach wie vor kein Heilmittel gefunden wurde. Bipolare Patienten müssen sich ein Leben lang mit der Erkrankung auseinandersetzen. Bei manchen Patienten treten die depressiven und manischen Episoden im Alter seltener oder weniger stark ausgeprägt auf. Allerdings trifft das nicht auf alle zu.

Die Dauer einer klassischen unipolaren Depression wird durch eine professionelle Behandlung deutlich reduziert. Nach einer Behandlung von im Schnitt 10 – 16 Wochen können etwa 50 – 60 % der Patienten als geheilt betrachtet werden. Weitere 20 – 30 % überwinden ihre Depression mithilfe einer komplexeren Therapie (zum Beispiel durch das Ausprobieren und/oder Kombinieren mehrerer Antidepressiva). Grundsätzlich ist eine Kombination aus medikamentöser Behandlung und Psychotherapie im Hinblick auf Heilung und Wiedererkrankungsrisiko am wirksamsten.

Etwa 5 – 10 % der Patienten erweisen sich als „therapieresistent“. Das heißt, sie reagieren nicht oder nicht zufriedenstellend auf gängige Behandlungsmethoden. Das bedeutet aber nicht, dass diesen Patienten gar nicht geholfen werden kann. Manchmal sprechen sie auf alternative Therapieformen an und in fast allen Fällen können ihre Symptome zumindest gelindert werden.

Weitere Episoden können auftreten
Etwa 50 % der Patienten, die an einer Depression erkrankt sind, erleben zu einem späteren Zeitpunkt eine erneute depressive Episode. Der zeitliche Abstand zur vorhergehenden Episode kann durchaus mehrere Jahre betragen. Wer einmal an einer Depression erkrankt ist, hat gegenüber Gesunden ein erhöhtes Risiko, zu einem späteren Zeitpunkt erneut eine Episode zu erleben. Das Risiko weiterer Episoden kann durch gesunde Lebensführung (Vermeidung von Risikofaktoren) und die in der Psychotherapie erlernten günstigeren Denk- und Verhaltensweisen verringert werden.

Erhaltungstherapie verringert das Wiedererkrankungsrisiko
Bei Patienten mit einem erhöhten Rückfallrisiko kann eine sogenannte Erhaltungstherapie dabei helfen, zukünftige depressive Episoden zu mildern oder ganz zu vermeiden. Dabei können sowohl die Behandlung mit Antidepressiva, als auch eine Psychotherapie als Erhaltungstherapie durchgeführt werden. Diese kann zum Beispiel darin bestehen, ein Antidepressivum dauerhaft einzunehmen oder in größeren zeitlichen Abständen Therapiesitzungen beizubehalten.

Therapie als Grundlage für ein Leben ohne Depressionen
Die Akutbehandlung der Depression bildet die Grundlage für eine konstruktive Auseinandersetzung mit Belastungen und auslösenden Faktoren. Die Betroffenen können dann im Rahmen der sogenannten Psychoedukation erlernen, Belastungen und Risiken zukünftig früher zu erkennen und auf günstigere Weise mit ihnen umzugehen. Sie erlernen günstigerer Denk- und Verhaltensmuster können zudem viele auslösende oder eine Depression unterstützende Faktoren vermeiden oder ausschalten. Ebenso wichtig ist, dass die Patienten lernen, zu erkennen, wenn sie drauf und dran sind, in eine depressive Stimmung „abzurutschen“. Oft können sie dann selbst oder mithilfe von Arzt oder Therapeut Gegenmaßnahmen ergreifen.

Eine professionelle Behandlung durch Arzt und Psychotherapeuten ist also bei einer Depression entscheidend dafür, wie schnell der Patient die Krankheit überwindet. Auch die Wiedererkrankungswahrscheinlichkeit wird durch eine Therapie reduziert. Und auch wenn bei einigen Patienten keine vollständige Heilung erreicht werden kann, können deren Symptome doch fast immer deutlich verbessert werden.

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Trauer oder Depression?

Trauer oder Depression?

Trauer ist ein gutes Beispiel dafür, wie schwierig es manchmal sein kann, ganz „normale“ menschliche Reaktionen von psychischen Störungen zu unterscheiden. Niemand wird ernsthaft bezweifeln, dass Trauer eine ganz natürliche Reaktion zum Beispiel auf den Verlust eines nahestehenden Menschen ist. Es wird von der Umgebung des Betroffenen geradezu erwartet, dass der Betreffende gedrückter Stimmung ist, sich zurückzieht, kaum lacht oder sogar häufig weint.

Doch wo liegen die Grenzen dieses „normalen“ Verhaltens? Ist es noch normale Trauer, wenn der Betroffene nicht in der Lage ist, zu arbeiten? Und wie lang darf eine solche Trauer andauern? Sind 4 Wochen angemessen, oder eher 4 Monate? Was ist, wenn jemand auch nach einem Jahr nicht in der Lage ist, seine Trauer zu kontrollieren und wieder ein normales Leben zu führen?

Ärzte und Wissenschaftler entwickeln für solche Fälle Richtlinien, anhand derer sich Ärzte und Therapeuten orientieren können. Mithilfe der Richtlinien lässt sich so zum Beispiel erkennen, ob man es mit einer psychischen Störung zu tun hat, oder nicht. Eine solche Anleitung wird regelmäßig von der American Psychiatric Association (Apa) herausgegeben. Das DSM („Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders“) ist ein Standardwerk, an dem sich Wissenschaftler, Psychiater und Psychologen weltweit orientieren. Die Herausgeber legen damit sozusagen fest, was (noch) normal ist und was nicht.

In der kürzlich (2013) herausgegebenen neuesten Auflage, DSM-5, ist zum Beispiel nachzulesen, dass bei jemandem, der länger als zwei Wochen um den Tod eines geliebten Menschen trauert, bereits eine Depression diagnostiziert werden könnte. Wohlgemerkt „könnte“. Das bedeutet nicht, dass jeder, der länger trauert, krank ist, zeigt aber wie schwierig es sein kann, das eine vom anderen zu unterscheiden. Natürlich bleiben solche Festlegungen nicht ohne Widerspruch. Und gerade beim Beispiel der Trauer sind viele Fachleute der Ansicht, dass auch eine intensive Trauerphase von mehr als einem Jahr noch kein Zeichen einer behandlungsbedürftigen Depression ist. Den Herausgebern des DSM-5 wird deshalb auch vorgeworfen, dass sie völlig gesunde Menschen quasi per Definition zu psychisch Kranken machen. Nicht zuletzt vor dem Hintergrund, dass einige der Herausgeber Verbindungen zur Pharmaindustrie haben, die natürlich davon profitiert, wenn mehr psychische Erkrankungen diagnostiziert werden.

Hören Sie auch auf IhrGefühl
Um zu entscheiden, ob Sie oder ein Angehöriger in der Gefahr sind, aus einer normalen Trauer in eine Depression abzurutschen, sollten Sie auch auf Ihr Gefühl hören. Wenn Sie das Gefühl haben, die Trauer nicht in den Griff zu bekommen oder wenn Ihre Lebensqualität für mehr als einige Wochen erheblich leidet, ist es sinnvoll, Hilfe zu suchen. Man spricht dabei auch vom sogenannten „Krankheitswert“, also dem Grad, in dem jemand subjektiv leidet oder in seinem normalen Leben eingeschränkt oder behindert ist. Spätestens, wenn Gedanken an Suizid auftauchen oder wenn man auch nach Wochen nicht in der Lage ist, seinen Alltag wieder allein zu bewältigen, muss ärztliche Hilfe in Anspruch genommen werden.

Dieser Beitrag ist ein Auszug aus unserem Buch Depressionen - erkennen - verstehen - überwinden von Alexander Stern.
Coverbild - Depressionen
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