Ich weiß, das erscheint auf den ersten Blick paradox. Schließlich ist die Angst doch das, was Sie unbedingt loswerden wollen. Das stimmt natürlich. Allerdings gehört Angst nicht zu den Dingen, die man in den Griff bekommt, indem man sie mit allen Mitteln bekämpft.
Ganz im Gegenteil: Je mehr man versucht, die Angst zu unterdrücken oder zu eliminieren, desto größer und wichtiger erscheint sie.

 Besser: Betrachten Sie Ihre Angst als etwas, das Sie für eine gewissen Zeit Ihres Lebens begleiten wird. Machen Sie sich klar, dass die Angst Ihnen nichts Böses will. Tatsächlich ist sogar das Gegenteil der Fall. Ihre Seele und Ihr Körper teilen Ihnen durch die Angst mit, dass Sie gut auf sich aufpassen sollen.

Ganz gleich, ob Ihre Angst aus Überarbeitung, zu viel Stress oder aus einem traumatischen Erlebnis resultiert, sie ist im Grunde nur ein Warnsignal, das Ihnen sagen will: „Es ist genug. Pass gut auf dich auf!“

Ich vergleiche die Angst gerne mit einem jungen Hund, der seinen Besitzer verteidigen will, obwohl das gar nicht notwendig ist. So ein Hund kann ganz schön nervend sein. Ständig schlägt er Alarm, bellt oder versucht, andere Hunde und deren Besitzer in die Flucht zu schlagen. Das alles tut er, weil er meint, dass er dafür zuständig ist, seinen Besitzer vor allen Gefahren zu beschützen.

Es ist dann eine nicht ganz einfache Aufgabe, dem Hund beizubringen, dass die permanente Alarmhaltung gar nicht notwendig ist und dass nicht er, sondern sein Besitzer entscheidet, was passiert.

Mit Ihrer Angst ist es ganz ähnlich. Sie hat im Grunde nichts Böses im Sinn. Sie müssen ihr allerdings klarmachen, dass Sie derjenige oder diejenige sind, der entscheidet, wann eine Gefahr besteht und wann nicht.
Vielen Betroffenen hilft es, in Gedanken mit Ihrer Angst zu sprechen.

Hilfreich können folgende Sätze sein:

  • „Oh, da kommt meine Angst mal wieder. Das ist OK, sie kann mir nicht wirklich etwas anhaben.“
  • „Da ist sie wieder, meine Angst! Ich weiß aber, dass mir nichts passieren kann.“
  • „Hallo Angst, ich weiß, dass du es gut meinst. Ich brauche dich jetzt aber nicht!“
  • „Aha, da kommt eine Panikattacke. Das kenne ich schon zur Genüge, es wird mir nichts passieren!“

Auch wenn sich das vielleicht am Anfang sehr ungewöhnlich anfühlt, wird es Ihnen helfen, besser mit Ihrer Angst umzugehen.
Sie werden schon nach kurzer Zeit merken, dass die Angstanfälle weniger bedrohlich erscheinen. Wenn Sie das konsequent durchhalten, ist dies eine wichtige und erfolgreiche Methode, Ihrer Angst einiges an Schrecken zu nehmen.

Dieser Beitrag ist ein Auszug aus unserem Buch Das große Angstbuch von Alexander Stern.
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