Machen Antidepressiva dick?

Machen Antidepressiva dick?

Diese Frage lässt sich nicht einfach mit Ja oder nein beantworten. Tatsächlich ist es so, dass bestimmte Antidepressiva appetitsteigernd wirken, oder den Stoffwechsel beeinflussen. Das ist häufig auch ein erwünschter Effekt, weil besonders Patienten, die unter schweren Depressionen leiden, kaum Appetit haben und im Verlauf der Erkrankung häufig stark abnehmen.

Im weiteren Verlauf der Behandlung führt der gesteigerte Appetit dann allerdings oft zu einer unerwünschten Gewichtszunahme, wobei eine Zunahme von mehreren Kilo nicht ungewöhnlich ist. Die Patienten sind dann angehalten, den Konsum von Nahrung, aber auch insbesondere von Schokolade und anderen stark kalorienhaltigen Süßigkeiten und Getränken im Rahmen zu halten.

Gleichzeitig wirkt sich natürlich jede sportliche Betätigung positiv auf das Gewicht aus. Steht die Gewichtszunahme in keinem vernünftigen Verhältnis zum Nutzen des Antidepressivums, kann der Arzt ein Medikament einer anderen Wirkstoffgruppe verschreiben, das weniger stark oder gar nicht appetitanregend wirkt. Leider unterscheiden sich die verschiedenen Antidepressiva auch hinsichtlich ihrer Wirkprofile. Das heißt, es lässt sich nicht immer vermeiden, dass ein Patient ein Mittel benötigt, das auch den Appetit steigert.

Antidepressive Wirkstoffe, die zu einer Gewichtszunahme führen können

  • Trizyklische Antidepressiva
    z. B. Amitryptilin, Clomipramin, Maprotilin, Trimipramin
  • Andere
    z. B. Mirtazapin

Antidepressive Wirkstoffe, die eher nicht zu einer Gewichtszunahme führen

  • Serotonin Wiederaufnahme-Hemmer (SSRI)
    z. B. Citalopram, Fluoxetin, Fluvoxamin, Paroxetin, Sertralin
  • Serotonin und Noradrenalin Wiederaufnahme-Hemmer
    z. B. Venlaxafin
  • Selektive Noradrenalin Wiederaufnahme-Hemmer
    z. B. Reboxetin, Atomoxetin
  • Reversible und irreversible MAO-Hemmer
    z. B. Moclobemid, Tracylpromin

 

 

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Machen Antidepressiva impotent?

Machen Antidepressiva impotent?

Auch diese Frage lässt sich nicht mit einem einfachen Ja oder Nein beantworten. Zunächst ist der Verlust des Interesses an sexueller Nähe ein häufiges Symptom der Depression selbst. Es ist noch nicht vollständig erforscht, woran das im Einzelnen liegt. Es liegt jedoch die Vermutung nahe, dass auch hierbei die gestörten chemischen Vorgänge im Gehirn eine Rolle spielen. Männer, die unter Depressionen leiden, haben nicht selten Erektionsprobleme oder verlieren gänzlich die Lust am Sex. Ganz ähnlich ergeht es vielen Frauen. Bei ihnen stehen die Unfähigkeit, zum Orgasmus zu kommen und eben auch die sexuelle Unlust im Vordergrund.

Auch viele Antidepressiva beeinflussen das sexuelle Erleben, die Erregbarkeit oder einfach generell die Lust auf Sex. Allerdings tritt diese unerwünschte Nebenwirkung nicht bei allen Antidepressiva und nicht bei allen Patienten auf. Es lohnt sich also in jedem Fall, das Problem mit dem behandelnden Arzt zu besprechen und ggf. das Antidepressivum zu wechseln. Manchmal kann auch nach einer Stabilisierung die Dosis eines Antidepressivums reduziert werden. Ob das möglich oder zum aktuellen Zeitpunkt der Behandlung sinnvoll ist, kann nur Ihr Arzt entscheiden.

Leider haben viele Patienten Hemmungen, sexuelle Probleme bei Ihrem Arzt anzusprechen. Dazu besteht aber kein Anlass. Die Probleme sind jedem Arzt bekannt und nicht selten gibt es eine für den Patienten besser verträgliche Lösung. Grundsätzlich sollten Sie keine Hemmungen haben, Ihren Arzt auf das Problem anzusprechen.

Es gibt sogar einige wenige Antidepressiva, die die genau gegenteilige Wirkung haben. So hat der als Antidepressivum leider nicht sehr effektive Wirkstoff Flibanserin auf Frauen eine ähnliche Wirkung wie Viagra®.

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„Ich habe gehört, dass Antidepressiva gar nicht wirken!“

„Ich habe gehört, dass Antidepressiva gar nicht wirken!“

Mit diesen oder ähnlichen Äußerungen von Patienten sehen sich zurzeit viele Ärzte und Therapeuten konfrontiert. Schuld sind Medienberichte, die sich in zum Teil unzulässig vereinfachender oder falscher Weise auf vereinzelte Studien zur Wirksamkeit von Antidepressiva beziehen.

In den letzten Jahren wurde vor allem über eine Studie des britischen Psychologen Irving Kirsch berichtet. Kirsch zweifelt in dieser Studie an, dass bestimmte Antidepressiva bei leichteren Formen der Depression besser wirken als ein Scheinmedikament ohne wirksame Inhaltsstoffe (Placebo). Gleichzeitig stellt aber auch er in seinen Studien fest, dass Antidepressiva bei schwereren Formen von Depressionen durchaus besser wirken als die Placebopräparate. Das belegt also das genaue Gegenteil dessen, was in der Presse immer wieder über diese Studie berichtet wird.

Darüber hinaus stehen Kirschs Ergebnissen eine ganze Reihe von Studien renommierter Wissenschaftler entgegen, die gezeigt haben, dass Antidepressiva insbesondere bei schweren Depressionen eine eindeutig nachweisbare positive Wirkung haben. Natürlich erregen diese Ergebnisse weniger mediale Aufmerksamkeit als etwaige „Sensationsmeldungen“ über die Nichtwirksamkeit von Antidepressiva. Zurück bleiben verunsicherte Patienten, die an der Wirksamkeit ihrer Medikamente oder gar an der Kompetenz ihres Arztes zweifeln.

Dass Antidepressiva durchaus eine Wirkung haben, bestätigen nicht zuletzt Millionen von Patienten, die ihre Depression mithilfe von Antidepressiva überwunden haben und wieder ein normales Leben führen können. Lassen Sie sich von solchen Meldungen nicht verunsichern. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt und verlassen Sie sich auf dessen Rat.

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Wichtige Hinweise zur Einnahme von Antidepressiva

Wichtige Hinweise zur Einnahme von Antidepressiva

Antidepressiva, also Medikamente zur Behandlung von Depressionen, unterscheiden sich in vielerlei Hinsicht von anderen Medikamenten. Das betrifft sowohl ihre Wirkungsweise als auch ihre Einnahme oder das Absetzen. Wenn Ihnen Ihr Arzt ein Antidepressivum verschrieben hat, sollten Sie die folgenden Hinweise unbedingt beachten.

Wechselwirkungen
Informieren Sie Ihren Arzt darüber, welche anderen Medikamente oder Mittel Sie noch einnehmen. Dazu zählen auch pflanzliche Wirkstoffe. Bekannt sind zum Beispiel Wechselwirkungen zwischen bestimmten Antidepressiva und den sogenannten Triptanen. Das sind Mittel, die zum Beispiel gegen Migräne verschrieben werden. Die Kombination aus bestimmten Antidepressiva und Triptanen kann zu einem Serotoninsyndrom führen. Das Gleiche gilt für einige starke Schmerzmittel. Auch Johanniskrautpräparate sollten nicht gleichzeitig mit einem Antidepressivum eingenommen werden. Ebenso können sich die Wirkungen von Medikamenten aus der Gruppe der Benzodiazepine (Beruhigungs- oder Schlafmittel) und die eines Antidepressivums gegenseitig verstärken oder beeinflussen.

Währen der Einnahme von Antidepressiva sollte unbedingt auf Drogen jeglicher Art verzichtet werden. Dazu zählt zum Beispiel auch Alkohol. Das Zusammenwirken mit Drogen wie Ecstasy, Opiaten oder Amphetaminen kann unvorhersehbare Folgen haben.

Aber nicht nur Medikamente, sondern auch bestimmte Lebensmittel können Probleme verursachen. So sollten Sie möglichst auf Grapefruits oder Grapefruitsaft verzichten, da dieser die Wirksamkeit bestimmter Antidepressiva (und auch anderer Medikamente) im Körper verändern kann. Nehmen Sie Medikamente nie mit Fruchtsäften (oder Alkohol), sondern immer nur mit Wasser ein.

Für Antidepressiva aus der Gruppe der MAO-Hemmer und insbesondere der irreversiblen MAO-Hemmer gilt, dass bestimmte Lebensmittel unbedingt gemieden werden müssen. Dazu zählen zum Beispiel: Bananen, Schwarze Johannisbeeren, Dill, Fenchelöl, Fisch (auch geräuchert), Geflügelleber, Käse, Petersilie, Pferdebohnen, Sauerkraut, Schinken, Schokolade, alkoholhaltige Speisen und Getränke (Bier, Wein etc.).

Abführmittel können ebenfalls die Wirkung eines Antidepressivums verändern. Sofern nach Rücksprache mit Ihrem Arzt nicht ganz darauf verzichtet werden kann, sollte in jedem Fall ein möglichst großer zeitlicher Abstand zwischen der Einnahme liegen.

Keine Selbstmedikation
Ein Antidepressivum muss immer nach Vorschrift des verschreibenden Arztes eingenommen werden. Antidepressiva sind nicht austauschbar. Nehmen Sie nie ein Antidepressivum, das einem anderen verschrieben wurde. Geben Sie Ihre Medikamente nie an einen anderen weiter.

Dosierung
Halten Sie sich immer an die vom Arzt vorgeschriebene Dosierung und den vorgeschriebenen Zeitpunkt der Einnahme. Für den Behandlungserfolg spielen die Dosierung und vorschriftsmäßige Einnahme des Antidepressivums eine entscheidende Rolle. Ändern Sie nie eigenmächtig die Dosierung. Versuchen Sie nie, eine Medikamentenkapsel zu öffnen, um den Wirkstoff zu teilen.

Bestellen im Internet
Antidepressiva sind verschreibungspflichtige Medikamente, die Sie gegen Vorlage des Rezepts in jeder zugelassenen Apotheke erhalten. Das kann auch eine Online-Apotheke im Internet sein. Bestellen Sie Medikamente grundsätzlich nur bei zuverlässigen Online-Apotheken. Bestellen Sie niemals Billigprodukte unklarer Herkunft im Ausland.

Teilnahme am Straßenverkehr
Einige Antidepressiva können das Reaktionsvermögen beeinträchtigen. Das trifft insbesondere in den ersten Wochen der Einnahme und manchmal auch beim Absetzen zu. Beachten Sie, diesbezügliche Hinweise Ihres Arztes und im Beipackzettel des Medikaments. Beeinträchtigende Wirkungen sind vor allem bei den älteren Antidepressiva zu beobachten. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt darüber, ob Ihre Fahrtüchtigkeit beeinträchtigt sein könnte.

Compliance
Für die erfolgreiche Behandlung einer Depression spielt die Befolgung der Anweisungen Ihres Arztes eine wichtige Rolle. Es ist besonders wichtig, dass Sie die verschriebenen Medikamente in der vom Arzt festgelegten Dosis und Häufigkeit einnehmen. Nur dann kann ein Antidepressivum wie gewünscht wirken.

Risikogruppen
Die Einnahme eines Antidepressivums kann für bestimmte Personengruppen problematisch oder sogar gefährlich sein. Besondere Vorsicht und Beratung ist bei den folgenden Risikogruppen unerlässlich:

  • Schwangere
    Bestimmte Antidepressiva können schädliche Wirkungen auf das ungeborene Kind haben. In einigen Fällen können nach der Geburt Absetzerscheinungen beim Neugeborenen auftreten. Informieren Sie Ihren Arzt unbedingt darüber, wenn Sie schwanger sind, oder im Laufe der Behandlung schwanger werden.
  • Ältere Menschen
    Für Menschen, die 60 oder älter sind, gelten ebenfalls besondere Vorsichtsmaßnahmen. Generell können Antidepressiva – wie auch andere Medikamente – bei älteren Menschen möglicherweise anders wirken, als bei Jüngeren. Hinzu kommt, dass insbesondere zu Beginn der Einnahme Nebenwirkungen wie Schwindel, Kreislaufprobleme oder Gangunsicherheiten auftreten können. Das kann bei älteren Menschen im ungünstigsten Fall zu Stürzen führen.
  • Kinder und Jugendliche
    Es liegen einige, wenn auch nicht unumstrittene, Studien vor, die auf ein erhöhtes Suizidrisiko nach der Einnahme bestimmter Antidepressiva hindeuten.
  • Patienten, die unter einer bipolaren Störung leiden
    Sofern der behandelnde Arzt nichts von der bipolaren Störung weiß, ist es wichtig, ihn darauf hinzuweisen. Ein Antidepressivum kann bei diesen Patienten unter Umständen ungünstige Wirkungen haben. Schlimmstenfalls kann ein manisches Syndrom dadurch ausgelöst werden („Switch“). Oder es kommt zu einem schwerer behandelbaren schnelleren Wechsel zwischen depressiven und manischen Episoden („Rapid Cycling“).

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Wichtige Hinweise zum Absetzen von Antidepressiva

Wichtige Hinweise zum Absetzen von Antidepressiva

Anders als bei den meisten anderen Medikamenten sollte man die Einnahme eines Antidepressivums nicht einfach von heute auf morgen beenden. Beachten Sie bitte die folgenden Hinweise und richten Sie sich immer nach den Anweisungen Ihres Arztes.

Antidepressiva immer langsam und schrittweise absetzen
Um mögliche Absetzerscheinungen zu vermeiden oder zumindest abzumildern sollte ein Antidepressivum möglichst langsam und schrittweise „ausgeschlichen“ werden. Das heißt, dass man die Dosis Schritt für Schritt über einen Zeitraum von mehreren Wochen reduziert. Es ist sinnvoll, dabei nicht zu schnell vorzugehen. Warten Sie mindestens eine Woche bis zur jeweils nächsten Dosisreduzierung. Je nach Darreichungsform (Tabletten oder Kapseln) wird Ihr Arzt Ihnen ein Rezept für das Medikament mit der geringeren Dosierung ausstellen. Bei manchen Tabletten sind schon Bruchstellen vorgesehen, um diese teilen oder vierteln zu können. Versuchen Sie niemals den Inhalt einer Kapsel zu teilen. Richten Sie sich nach den Anweisungen Ihres Arztes.

Haben Sie Geduld. Lassen Sie sich Zeit und versuchen Sie nicht, den Absetzprozess zu beschleunigen. Wenn Sie feststellen, dass Absetzsymptome auftreten, verlangsamen Sie die Dosisreduzierung.

Wählen Sie einen günstigen Zeitpunkt für das Absetzen des Antidepressivums. Es macht keinen Sinn, damit zu beginnen, wenn Sie gerade besonders viel „um die Ohren“ haben oder anderweitig gestresst oder belastet sind.

Setzen Sie ein vom Arzt verschriebenes Antidepressivum niemals eigenmächtig ab. Auch dann nicht, wenn Sie das Gefühl haben, dass es nicht oder nicht wie gewünscht wirkt.
Das gilt auch dann, wenn ein verschriebenes Medikament unerwünschte Nebenwirkungen zeigt. Sprechen Sie in solchen Fällen immer mit dem behandelnden Arzt und folgen Sie dessen Anweisungen.

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Depressionen: Besteht die Gefahr eine „Zwangseinweisung“?

Depressionen: Besteht die Gefahr eine „Zwangseinweisung“?

Die Angst vor einer „Zwangseinweisung“ (korrekt: „Zwangsweise Unterbringung“) wird von Patienten immer wieder geäußert. Genährt wird diese Angst durch viele falsche Vorstellungen in den Köpfen, aber auch durch reißerische Berichterstattung in den Medien.

Tatsächlich ist die zwangsweise Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus eher eine seltene Ausnahme als die Regel. Der Gesetzgeber hat dem extrem enge Grenzen gesetzt und kein Arzt würde Sie gegen Ihren Willen in eine Klinik einweisen. Die einzige Ausnahme von dieser Regel ist Fremd- und/oder Selbstgefährdung. Das heißt, nur wer eine ernste Gefahr für seine Mitmenschen oder sich selbst darstellt, kann zwangsweise in eine Klinik eingeliefert werden. Für Patienten, die unter einer Depression leiden, dürfte dies also nur im Fall einer akuten Suizidgefährdung passieren, um das Leben des Patienten zu retten. Einen weiteren Ausnahmefall stellen Patienten mit einer bipolaren Störung dar, die während einer manischen Phase psychotische Symptome entwickeln und sich oder andere gefährden oder schädigen könnten.

Ein Aufenthalt in einer psychiatrischen Klinik ist also bis auf die genannten wenigen Ausnahmen immerfreiwillig. Kein Arzt wird Sie dazu gegen Ihren Willen zwingen oder auch nur überreden. Sie müssen sich diesbezüglich keine Sorgen machen.

Wichtig:
Patienten äußern immer wieder die Befürchtung, dass eine zwangsweise Unterbringung droht, wenn sie ihrem Arzt über ihre Suizidgedanken berichten. Viele verschweigen aus diesem Grund, dass bei ihnen Gedanken an Suizid auftauchen. Das ist eine verständliche, aber auch äußerst problematische Situation. Auf der einen Seite steht der Patient mit seinen Ängsten, auf der anderen, der Arzt, der nur optimal helfen kann, wenn er über den Zustand seines Patienten genau Bescheid weiß.

Grundsätzlich ist es für die Patienten wichtig zu wissen, dass Gedanken an Suizid bei einer Depression nicht ungewöhnlich sind. Viele depressive Patienten denken über Suizid, das Sterben oder den Tod im Allgemeinen häufiger nach als das bei gesunden Menschen der Fall ist. Allerdings gibt es einen großen Unterschied zwischen dem gelegentlichen Nachdenken über den Tod als Ausweg und einer konkreten Suizidplanung.

Ein guter Arzt kennt diese Unterschiede sehr genau und wird Sie nicht sofort in eine Klinik einweisen, wenn Sie berichten, dass gelegentliche Suizidgedanken in Ihrem Denken auftreten. Wenn Sie allerdings ernsthaft planen, einen Suizid durchzuführen, kann der Aufenthalt in einer Klinik Ihr Leben retten! Sie sollten diese Hilfe dann auch annehmen und auf den Rat Ihres Arztes hören. Denn auch wenn Sie Ihr Leben aktuell vielleicht als nicht lebenswert oder gänzlich wertlos betrachten, wird sich das ändern, sobald es Ihnen wieder besser geht. Damit das möglich wird, ist manchmal auch der Aufenthalt in einer Klinik notwendig.

Verschweigen Sie auftauchende Suizidgedanken nicht vor Ihrem Arzt oder Therapeuten. Er kann ihnen helfen, damit es Ihnen wieder besser geht.

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