Antidepressiva, also Medikamente zur Behandlung von Depressionen, unterscheiden sich in vielerlei Hinsicht von anderen Medikamenten. Das betrifft sowohl ihre Wirkungsweise als auch ihre Einnahme oder das Absetzen. Wenn Ihnen Ihr Arzt ein Antidepressivum verschrieben hat, sollten Sie die folgenden Hinweise unbedingt beachten.

Wechselwirkungen
Informieren Sie Ihren Arzt darüber, welche anderen Medikamente oder Mittel Sie noch einnehmen. Dazu zählen auch pflanzliche Wirkstoffe. Bekannt sind zum Beispiel Wechselwirkungen zwischen bestimmten Antidepressiva und den sogenannten Triptanen. Das sind Mittel, die zum Beispiel gegen Migräne verschrieben werden. Die Kombination aus bestimmten Antidepressiva und Triptanen kann zu einem Serotoninsyndrom führen. Das Gleiche gilt für einige starke Schmerzmittel. Auch Johanniskrautpräparate sollten nicht gleichzeitig mit einem Antidepressivum eingenommen werden. Ebenso können sich die Wirkungen von Medikamenten aus der Gruppe der Benzodiazepine (Beruhigungs- oder Schlafmittel) und die eines Antidepressivums gegenseitig verstärken oder beeinflussen.

Währen der Einnahme von Antidepressiva sollte unbedingt auf Drogen jeglicher Art verzichtet werden. Dazu zählt zum Beispiel auch Alkohol. Das Zusammenwirken mit Drogen wie Ecstasy, Opiaten oder Amphetaminen kann unvorhersehbare Folgen haben.

Aber nicht nur Medikamente, sondern auch bestimmte Lebensmittel können Probleme verursachen. So sollten Sie möglichst auf Grapefruits oder Grapefruitsaft verzichten, da dieser die Wirksamkeit bestimmter Antidepressiva (und auch anderer Medikamente) im Körper verändern kann. Nehmen Sie Medikamente nie mit Fruchtsäften (oder Alkohol), sondern immer nur mit Wasser ein.

Für Antidepressiva aus der Gruppe der MAO-Hemmer und insbesondere der irreversiblen MAO-Hemmer gilt, dass bestimmte Lebensmittel unbedingt gemieden werden müssen. Dazu zählen zum Beispiel: Bananen, Schwarze Johannisbeeren, Dill, Fenchelöl, Fisch (auch geräuchert), Geflügelleber, Käse, Petersilie, Pferdebohnen, Sauerkraut, Schinken, Schokolade, alkoholhaltige Speisen und Getränke (Bier, Wein etc.).

Abführmittel können ebenfalls die Wirkung eines Antidepressivums verändern. Sofern nach Rücksprache mit Ihrem Arzt nicht ganz darauf verzichtet werden kann, sollte in jedem Fall ein möglichst großer zeitlicher Abstand zwischen der Einnahme liegen.

Keine Selbstmedikation
Ein Antidepressivum muss immer nach Vorschrift des verschreibenden Arztes eingenommen werden. Antidepressiva sind nicht austauschbar. Nehmen Sie nie ein Antidepressivum, das einem anderen verschrieben wurde. Geben Sie Ihre Medikamente nie an einen anderen weiter.

Dosierung
Halten Sie sich immer an die vom Arzt vorgeschriebene Dosierung und den vorgeschriebenen Zeitpunkt der Einnahme. Für den Behandlungserfolg spielen die Dosierung und vorschriftsmäßige Einnahme des Antidepressivums eine entscheidende Rolle. Ändern Sie nie eigenmächtig die Dosierung. Versuchen Sie nie, eine Medikamentenkapsel zu öffnen, um den Wirkstoff zu teilen.

Bestellen im Internet
Antidepressiva sind verschreibungspflichtige Medikamente, die Sie gegen Vorlage des Rezepts in jeder zugelassenen Apotheke erhalten. Das kann auch eine Online-Apotheke im Internet sein. Bestellen Sie Medikamente grundsätzlich nur bei zuverlässigen Online-Apotheken. Bestellen Sie niemals Billigprodukte unklarer Herkunft im Ausland.

Teilnahme am Straßenverkehr
Einige Antidepressiva können das Reaktionsvermögen beeinträchtigen. Das trifft insbesondere in den ersten Wochen der Einnahme und manchmal auch beim Absetzen zu. Beachten Sie, diesbezügliche Hinweise Ihres Arztes und im Beipackzettel des Medikaments. Beeinträchtigende Wirkungen sind vor allem bei den älteren Antidepressiva zu beobachten. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt darüber, ob Ihre Fahrtüchtigkeit beeinträchtigt sein könnte.

Compliance
Für die erfolgreiche Behandlung einer Depression spielt die Befolgung der Anweisungen Ihres Arztes eine wichtige Rolle. Es ist besonders wichtig, dass Sie die verschriebenen Medikamente in der vom Arzt festgelegten Dosis und Häufigkeit einnehmen. Nur dann kann ein Antidepressivum wie gewünscht wirken.

Risikogruppen
Die Einnahme eines Antidepressivums kann für bestimmte Personengruppen problematisch oder sogar gefährlich sein. Besondere Vorsicht und Beratung ist bei den folgenden Risikogruppen unerlässlich:

  • Schwangere
    Bestimmte Antidepressiva können schädliche Wirkungen auf das ungeborene Kind haben. In einigen Fällen können nach der Geburt Absetzerscheinungen beim Neugeborenen auftreten. Informieren Sie Ihren Arzt unbedingt darüber, wenn Sie schwanger sind, oder im Laufe der Behandlung schwanger werden.
  • Ältere Menschen
    Für Menschen, die 60 oder älter sind, gelten ebenfalls besondere Vorsichtsmaßnahmen. Generell können Antidepressiva – wie auch andere Medikamente – bei älteren Menschen möglicherweise anders wirken, als bei Jüngeren. Hinzu kommt, dass insbesondere zu Beginn der Einnahme Nebenwirkungen wie Schwindel, Kreislaufprobleme oder Gangunsicherheiten auftreten können. Das kann bei älteren Menschen im ungünstigsten Fall zu Stürzen führen.
  • Kinder und Jugendliche
    Es liegen einige, wenn auch nicht unumstrittene, Studien vor, die auf ein erhöhtes Suizidrisiko nach der Einnahme bestimmter Antidepressiva hindeuten.
  • Patienten, die unter einer bipolaren Störung leiden
    Sofern der behandelnde Arzt nichts von der bipolaren Störung weiß, ist es wichtig, ihn darauf hinzuweisen. Ein Antidepressivum kann bei diesen Patienten unter Umständen ungünstige Wirkungen haben. Schlimmstenfalls kann ein manisches Syndrom dadurch ausgelöst werden („Switch“). Oder es kommt zu einem schwerer behandelbaren schnelleren Wechsel zwischen depressiven und manischen Episoden („Rapid Cycling“).

Dieser Beitrag ist ein Auszug aus unserem Buch Depressionen - erkennen - verstehen - überwinden von Alexander Stern.
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