Wie bei fast allen seelischen Problemen sind auch hier die Übergänge fließend.Oft beginnt eine Angststörung auch schleichend. Manchmal tritt die Angst zu Beginn nur als „ungutes Gefühl“ auf. Man fühlt sich in bestimmten Situation nicht wohl und vermeidet diese zukünftig. Das geschieht oft unbewusst. Man hat zum Beispiel einfach „keine Lust“, zu einer Party zu gehen oder an Veranstaltungen mit vielen Menschen teilzunehmen. Oder man vermeidet Fahrten auf der Autobahn, obwohl dieser Weg eigentlich kürzer und schneller wäre.
Eine beginnende Angststörung kann sich auf viele Arten äußern. Problematisch ist jedoch, dass viele Betroffene viel zu lange warten, bevor sie mit ihren Angstproblemen Hilfe suchen.
Das Problem: Besteht eine Angststörung schon lange, hat sich der Betroffene oft schon so sehr an diesen Zustand gewöhnt, dass er ihn bereits als „normal“ empfindet.
Viele Angstpatienten ertragen ihre oftmals quälenden Ängste sehr lange, weil sie schon gar nicht mehr wissen, wie sich ein angstfreies Leben „anfühlt“.
Oft fehlt auch das Wissen darüber, dass Angstprobleme weit verbreitet und sehr gut behandelbar sind. Selbst die meisten Hausärzte sind mit der Problematik vertraut. Im Zweifelsfall erfolgt eine Überweisung zu einem Facharzt.
Ausschlaggebend für die Bewertung Ihrer Ängste sollte Ihr eigenes Gefühl sein. Wenn Ihre Ängste Sie so belasten, dass sie zu einer Verringerung Ihrer Lebensqualität führen, sollten Sie Hilfe suchen. Angststörungen können behandelt und aufgelöst werden. Zögern Sie also nicht zu lange.
Im Folgenden finden Sie eine Reihe von Symptomen, die typischerweise bei einer Angststörung auftreten.
Typische Symptome von Angststörungen:
- Häufiges Auftreten
Der Betroffene empfindet deutlich häufiger Angst als seine Mitmenschen in vergleichbaren Situationen. - Unfähigkeit, die Angst selbst aufzulösen
Im Gegensatz zur „normalen“ Angst fühlen sich die von einer Angststörung Betroffenen ihrer Angst oft ausgeliefert. - Entwicklung einer ängstlichen Persönlichkeit
Dazu gehört, dass die Betroffenen generell ruhelos, angespannt, schreckhaft oder auch reizbar sind.
Auch häufig übertriebene Befürchtungen („es könnte etwas passieren“ / „es könnte etwas passiert sein“) sind typische Anzeichen. - Angst ohne erkennbare Ursache
Der Betroffene erlebt Angstzustände, ohne dass dafür ein objektiver Grund, zum Beispiel eine Bedrohung, zu erkennen ist. - Plötzliches Auftreten (Panikanfall)
Der Betroffene erlebt überfallartig plötzliche Anfälle von Angst und Panik. - Vermeidungs- und Rückzugsverhalten
Die Betroffenen vermeiden angstauslösende Situationen und ziehen sich immer mehr zurück. Nicht selten entsteht eine Sozialphobie. Die Betroffenen vermeiden den Kontakt insbesondere zu Fremden.
Leidensdruck
Die Betroffenen leiden erheblich unter ihren Ängsten. In akuten Angstsituationen (zum Beispiel während einer Panikattacke) können kaum zu ertragende Ängste, bis hin zu Todesängsten auftreten.
Die Betroffenen spüren, dass etwas „nicht in Ordnung“ ist, können aber nichts daran ändern.
Körperliche Symptome
Typisch sind Schlafstörungen (manchmal mit Albträumen), Herzrasen, Herzstolpern, Atemnot, Kloßgefühl im Hals, Verdauungsprobleme, Zittern, Schwitzen, Schwächegefühle oder auch Potenzprobleme bei Männern.
Selbstbehandlungsversuche
Nicht selten leiden die Betroffenen so sehr unter ihren Ängsten, dass jedes greifbare Hilfsmittel, das Linderung verspricht, ergriffen wird.
Die Bandbreite der Selbstbehandlungsversuche reicht von harmlosen Mitteln wie Baldrian bis zu Beruhigungsmitteln, Alkohol oder anderen Drogen. Oft kann der Alltag ohne diese „Hilfsmittel“ nur noch schwer oder gar nicht mehr bewältigt werden.
Wenn eins oder mehre der genannten Symptome bei Ihnen auftreten sollten, liegt der Verdacht nahe, dass Sie unter einer Angststörung leiden.
Um andere mögliche Ursachen auszuschließen, kann ein Arzt einige einfache Untersuchungen durchführen. Denn auch rein körperliche Erkrankungen, wie zum Beispiel die weitverbreitete Schilddrüsenüberfunktion oder auch eine Unterzuckerung, können manchmal die genannten Symptome auslösen.
Dieser Beitrag ist ein Auszug aus unserem Buch Das große Angstbuch von Alexander Stern.
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Guter Artikel, vielen Dank dafür. Insbesondere auch für die Anführungszeichen um das Wort „normal“.
Denn, was „normal“ ist oder nicht, ist eben sehr individuell, und was für den einen noch „normal“ ist, ist für einen anderen vielleicht schon eine psychische Störung und umgekehrt.
Ist „normal“ so, wie die meisten sind? Oder gibt es tatsächlich medizinische Kriterien dafür?