Grundsätzlich kann man zwei verschiedene Methoden unterscheiden, wie Achtsamkeit eingeübt, trainiert und gelebt werden kann:

1. Die formelle Praxis (Meditationen)
Darunter versteht man regelmäßig (möglichst täglich) durchgeführte Übungen, die nach einem ganz bestimmten Muster ablaufen.
Zur formellen Praxis gehören alle Übungen, die im normalen Sprachgebrauch als „Meditationen“ bezeichnet werden.
Diese Übungen zeichnen sich dadurch aus, dass sie in der Regel in einer ganz bestimmten Körperhaltung und Reihenfolge durchgeführt werden.
Formelle Übungen können entweder in der Gruppe oder auch allein zu Hause durchgeführt werden.
Zwei typische Übungen, mit denen wir uns später noch genauer befassen werden, sind der Body-Scan und die Sitzmeditation.

2. Die informelle Praxis (Achtsamkeit im Alltag)
Damit sind alle achtsam ausgeführten Tätigkeiten gemeint, die im ganz normalen Alltag durchgeführt werden, ohne dass dabei eine bestimmte Körperhaltung oder ein festgelegter Ablauf eingehalten werden muss.
Zur informellen Praxis oder „integralen Achtsamkeitspraxis“ gehören alle Situationen und Tätigkeiten, bei denen wir innehalten, um uns achtsam bewusst zu machen, was wir gerade tun und was dabei mit unseren Gedanken und Gefühlen geschieht.
Dabei kann es sich auch um ganz einfache Tätigkeiten wie das Zähneputzen, das Händewaschen oder die Essenszubereitung handeln.

Achtsamkeit erlernt man nicht durch Lesen und Nachdenken, sondern durch häufiges Üben!
Ein guter Vergleich zum Einüben von Achtsamkeit ist das Joggen. Viele Menschen beginnen damit, um etwas für ihre Gesundheit zu tun, Gewicht zu verlieren und so weiter.
Oft werden Sie von anderen dazu motiviert, die ganz begeistert davon berichten, wie viel Spaß ihnen das Laufen bereitet.

Beim ersten Lauftraining folgt allerdings meist die große Ernüchterung. Was, das soll Spaß machen? Muskeln und Gelenke schmerzen, der Schweiß läuft in Strömen und nach 500 Metern setzt eine Erschöpfung ein, die eine erste Pause erfordert. Dazu kommt, dass (gefühlt) alle anderen Läufer mit einem mitleidigen Lächeln vorbeiziehen und hinter der nächsten Wegbiegung verschwinden.
Viele Anfänger geben jetzt auf. Sie entscheiden, dass das Laufen eine Quälerei ist, für die sie völlig ungeeignet sind.

Einige halten aber durch. Sie beginnen mit kurzen Laufstrecken, machen regelmäßige Gehpausen und treten beim nächsten Lauftermin wieder an.
Schon nach wenigen Trainingseinheiten bemerken die „Standhaften“ dass sie ihre Laufstrecke von Mal zu Mal ein wenig verlängern können. Sie müssen auch nicht mehr so viele Gehpausen einlegen und der Muskelkater am nächsten Tag tritt auch immer seltener und weniger stark auf.
Nach einigen Monaten regelmäßigen Trainings stellen die Läufer dann fest, dass das Laufen fast wie von selbst geschieht. Die Erschöpfung weicht dem angenehmen Gefühl des „ausgepowert“ Seins.
Die Läufer stellen fest, dass sie durch das regelmäßige Laufen nicht nur Gewicht verloren, sondern auch Lebensfreude gewonnen haben.

Während des Laufens und danach fühlen sie sich einfach gut, schlafen besser, haben gute Laune und leiden seltener unter depressiven Verstimmungen. Dazu kommt die Vorfreude auf den nächsten Lauftermin.
Das alles wäre nicht möglich gewesen, wenn sie, wie viele andere, nach den ersten Trainingsversuchen aufgegeben hätten.

Der Moment, an dem manche aufgrund von Schmerzen, Erschöpfung und Frustration aufhören wollen, kann auch beim Trainieren der Achtsamkeit auftreten.
Besonders zu Beginn kann man manchmal kaum Fortschritte erkennen und die ganze Sache erscheint einem unter Umständen anstrengend und sinnlos.
Wenn das bei Ihnen passiert, denken Sie bitte an die Jogger. Halten Sie durch. Es wird von Mal zu Mal besser funktionieren. Nach einiger Zeit werden Sie dann vielleicht schon an einem „Achtsamkeits-Marathon“ teilnehmen.

Achtsamkeit ist wie Joggen. Sie macht mehr Spaß, je mehr man trainiert!

Dieser Beitrag ist ein Auszug aus unserem Buch Achtsamkeit kann man lernen! von Alexander Stern.
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