Fast alle Antidepressiva haben unerwünschte Nebenwirkungen. Diese treten vor allem zu Beginn der Einnahme auf und lassen oftmals später nach. In manchen Fällen bleiben Sie aber auch während der gesamten Zeit der Einnahme bestehen. Neuere Antidepressiva zeigen in der Regel weniger starke Nebenwirkungen als ältere Medikamente.

Sind die Nebenwirkungen sehr stark oder belastend kann der Arzt versuchen, durch eine Änderung der Dosierung eine Linderung herbeizuführen. Bisweilen hilft es schon, den Zeitpunkt der Einnahme zu variieren (z. B. nach dem Essen, um Übelkeit zu vermeiden oder vor dem Schlafengehen bei erhöhter Müdigkeit). Manchmal bleibt auch nichts anderes übrig, als das Medikament zu wechseln.

Typische mögliche Nebenwirkungen von Antidepressiva

  • Übelkeit
  • Schwitzen
  • Müdigkeit oder Unruhe
  • Appetitzunahme oder Appetitabnahme
  • Mundtrockenheit
  • Schlafprobleme
  • Probleme beim Wasserlassen
  • Schwindel
  • Kopfschmerzen
  • Muskelschmerzen
  • sexuelle Unlust und/oder sexuelle Dysfunktionen (Impotenz)
  • Obstipation (Verstopfung) oder Durchfall

All diese Nebenwirkungen können auftreten. Sie treten allerdings nicht bei jedem auf und bei niemandem treten alle Nebenwirkungen auf. In der Regel lassen die unerwünschten Wirkungen nach einigen Wochen nach oder verschwinden ganz. Es kommt aber auch vor, dass bestimmte Nebenwirkungen während der Dauer der Einnahme bestehen bleiben. Man muss dann gemeinsam mit dem Arzt entscheiden, ob der Nutzen überwiegt, oder ob man das Medikament unter Umständen ersetzen kann.

Einschleichen verringert die Nebenwirkungen
Bei vielen Mitteln ist es sinnvoll, die Dosis zu Beginn der Einnahme langsam schrittweise zu steigern, bis die endgültige Dosis erreicht ist. Der Körper kann sich so besser an das Medikament gewöhnen. Wie, und in welchem Zeitraum, Sie ein Medikament „aufdosieren“ sollten, entscheidet Ihr Arzt.

Modernere Mittel haben weniger Nebenwirkungen
Es ist in der Regel so, dass Medikamente, die schon sehr lange auf dem Markt sind, ein ungünstigeres Nebenwirkungsspektrum haben als modernere Mittel. Das bedeutet aber nicht, dass die älteren Antidepressiva „schlechter“ sind. Es gibt eine Reihe von Diagnosen, bei denen zum Beispiel die älteren trizyklischen Antidepressiva besser geeignet sind, also neuere Medikamente. Die Entscheidung trifft in jedem Fall Ihr Arzt, dem Sie in dieser Hinsicht auch vertrauen sollten.

Vorsicht „Beipackzettel“
Zu jedem rezeptpflichtigen Medikament gehört ein Zettel mit Patienteninformationen (oft Beipackzettel oder Waschzettel genannt). Auf diesem Beipackzettel sind unter anderem die sogenannten möglichen „unerwünschten Wirkungen“ oder „Nebenwirkungen“ des Medikaments aufgeführt. Erfahrungsgemäß führt das Lesen der entsprechenden Textabschnitte häufig zu nicht geringem Entsetzen. Da die Hersteller verpflichtet sind, alle – auch relativ seltene oder unwahrscheinliche – Nebenwirkungen aufzuführen, bekommen es manche Patienten hier mit der Angst zu tun. Es kommt nicht selten vor, dass Patienten das Medikament nach dem Lesen nur noch sehr widerwillig einnehmen oder es sogar ganz ablehnen. Manchmal treten bestimmte Nebenwirkungen auch erst auf, nachdem der Patient die entsprechenden Passagen gelesen hat. Das Wissen um die unerwünschten Wirkungen und die Erwartung, dass diese eintreten, führen dann erst dazu, dass sie tatsächlich auftreten. Es ist nicht einfach, dieses Problem zu lösen, da das Lesen und Verstehen der Patienteninformationen natürlich wichtig ist.

Tipp: Beipackzettel lesen lassen
Wer weiß, dass er dazu neigt, sich von den Informationen auf dem Beipackzettel erschrecken oder irritieren zu lassen, kann Folgendes tun: Bitten Sie Ihren Arzt, den Beipackzettel für Sie zu lesen und Ihnen nur die Informationen mitzuteilen, die für eine gefahrlose und korrekte Einnahme des Medikaments notwendig sind. Auf diese Weise vermeiden Sie unnötige Beunruhigung oder Ängste und erhalten doch alle notwendigen Informationen.

Keine Panik im Internet
Man sollte sich auch nicht von den Berichten anderer Patienten in bestimmten Internetforen verrückt machen lassen. Denken Sie immer daran, dass sich in solchen Foren vor allem diejenigen zu Wort melden, die Probleme mit einem bestimmten Medikament haben. Dadurch entsteht leicht der falsche Eindruck, als leide so gut wie jeder unter den beschriebenen Nebenwirkungen. Dazu kommt, dass beim Lesen der Eindruck entstehen kann, man könne alle genannten Nebenwirkungen bekommen. Das ist jedoch nicht der Fall. Manche treten sogar nur extrem selten auf.

Nicht einfach selbstständig absetzen
Wenn Sie feststellen, dass bestimmte Nebenwirkungen Ihres Medikamentes für Sie nicht akzeptabel sind, sollten Sie das unbedingt mit Ihrem Arzt besprechen. Keinesfalls sollten Sie das Medikament einfach eigenmächtig absetzen. Sie setzen sich damit dem Risiko aus, dass die Depression zurückkommt. Zudem kann es unangenehme Komplikationen geben, wenn ein Antidepressivum von einem Tag zum anderen einfach abgesetzt wird.

Dieser Beitrag ist ein Auszug aus unserem Buch Depressionen - erkennen - verstehen - überwinden von Alexander Stern.
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