Sicher kennen Sie das auch. Ein bestimmter Duft kann plötzlich eine ganze Flut von Erinnerungen auslösen. Oftmals erinnert man sich dann an Situationen, an die man seit Jahren nicht mehr gedacht hat.
Kaum steigt einem ein bestimmter Duft in die Nase, den man mit der längst vergangenen Erinnerung in Verbindung bringt, und schon erscheint die Situation vor unserem geistigen Auge, als wäre sie gerade gestern geschehen.

 Besonders häufig treten solche Erlebnisse bei Düften auf, mit denen wir stark emotionale Momente im Leben verbinden. So weckt der Duft von gebackenen Plätzchen, Zimt, Glühwein, Tannengrün und brennenden Kerzen in fast jedem die Erinnerung an Weihnachten. Diese Düfte können sogar bewirken, dass wir uns sehr genau daran erinnern, wie wir uns als Kind zu Weihnachten gefühlt haben.

Im Alltag schenken wir den uns umgebenden Düften allerdings kaum Beachtung. Wir bemerken in der Regel nur solche Gerüche, die uns unangenehm sind und manchmal auch ein Parfüm, wenn es gar zu stark aufgetragen wurde.

Dabei werden wir durch Düfte sogar häufig manipuliert. Viele Kaufhausketten und Boutiquen setzen längst Düfte ein, um die Kaufbereitschaft der Kunden zu erhöhen. In der Autoindustrie werden Düfte eingesetzt, um beim potenziellen Autokäufer bestimmte Gefühle und damit Kauflust zu erwecken.

Der Kunde merkt nichts davon und wundert sich vielleicht, warum ihm der Wagen der Firma X soviel besser gefällt als der der Firma Y. Und das womöglich obwohl Letzterer technisch überlegen ist.

Übung: Achtsames Riechen

Für diese Übung kann es sinnvoll sein, einen Ort aufzusuchen, an dem unterschiedliche, angenehme Düfte zu riechen sind. Das kann zum Beispiel in einem Blumen- oder Kräutergarten der Fall sein. Auch im Wald sind meist unterschiedliche Düfte oder Gerüche präsent.

Wenn Sie keine Möglichkeit haben, das achtsame Riechen in Garten oder in der freien Natur zu üben, können Sie auch zu Hause für angenehme Dufteindrücke sorgen.

Stellen Sie dazu duftende Blumen oder andere Pflanzen auf. Sie können auch Duftwasser, Duftkerzen oder Räucherstäbchen verwenden.

Ohne diese „Hilfsmittel“ ist das achtsame Riechen manchmal schwierig, einfach deshalb, weil in unseren klinisch reinen Haushalten oft kaum noch Düfte oder Gerüche auszumachen sind.

1. Setzen oder stellen Sie sich aufrecht hin. Sie können die Augen schließen, oder sie auf einen festen Punkt richten.

2. Atmen Sie langsam durch die Nase ein.

3. Richten Sie Ihre Aufmerksamkeit jetzt darauf, wie Ihr Atem an den Nasenflügeln vorbeiströmt.

4. Können Sie etwas riechen? Welche Art von Duft ist es?

Versuchen Sie, den Duft nicht zu bewerten. Es geht nicht darum, ob etwas gut riecht oder nicht.

Ist der Duft stark oder nur schwach? Besteht der wahrgenommene Duft nur aus einem Duft oder setzt er sich aus mehreren Duftkomponenten zusammen?

Welche Art von Duft ist es? Ist der Duft:

  • frisch
  • herb
  • fruchtig
  • süßlich
  • erdig
  • moderig
  • stechend
  • beißend
  • würzig
  • blumig

5. Welche Gedanken, Empfindungen und Gefühle gehen Ihnen bei diesem Duft durch den Kopf?

Versuchen Sie, Ihre Empfindungen zu benennen. Bewerten Sie sie nicht. Ordnen Sie sich nicht in Kategorien wie gut/schlecht, angenehm/unangenehm ein.
Betrachten Sie die Gedanken und Gefühle und lassen Sie sie dann wieder los. Lassen Sie die Gedanken und Gefühle einfach weiter ziehen.

6. Variieren Sie das Riechen:

  • Verändern Sie Ihren Standort.
  • Nähern Sie sich einer Duftquelle oder entfernen Sie sich von ihr.
  • Beobachten Sie, wie sich der oder die Düfte verändern.
  • Welcher Duft ist nun vorwiegend?
  • Welche weiteren Düfte sind hinzugekommen?

7. Die Übung beenden.
Beenden Sie die Übung, indem Sie einmal tief einatmen, die Augen wieder öffnen und Ihre Umgebung wieder aufmerksam wahrnehmen.

Dieser Beitrag ist ein Auszug aus unserem Buch Achtsamkeit kann man lernen! von Alexander Stern.
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