Der Begriff Phobie wird sowohl in der Psychiatrie als auch in der sogenannten Psychoanalyse verwendet. Eine ebenfalls häufig verwendete Bezeichnung ist „Phobische Störung“. Unter eine Phobie versteht man eine Angst, die sich auf bestimmte Objekte oder Situationen richtet, die für andere nicht bedrohlich oder angs tauslösend wirken.

Die betroffenen Patienten können in der Regel klar benennen, wovor sie Angst haben. Die Ängste, die Betroffene gegenüber bestimmten Dingen entwickeln, können ganz erheblich sein. Nicht selten führen sie dazu, dass die Betroffenen bestimmte Objekte, Menschen oder Situationen vollständig meiden. Das selbst dann, wenn ihnen dadurch erhebliche Nachteile entstehen. So leiden Menschen, die panische Angst vor dem Zahnarzt oder einer Zahnbehandlung haben, häufig unter Karies und Zahnschmerzen, ohne etwas dagegen zu unternehmen. In extremen Fällen können notwendige Zahnbehandlungen bei diesen Patienten nur unter Vollnarkose oder auch gar nicht vorgenommen werden. Andere verzichten wegen ihrer Flugangst ein Leben lang auf größere Urlaubsreisen oder geben eine berufliche Karriere auf, wenn diese mit Flugreisen verbunden ist.

Ähnlich wie bei anderen Ängsten ist die Angst, die ein Phobiker vor bestimmten Objekten oder Situationen hat, nicht angemessen oder für Außenstehende nicht nachvollziehbar. Allerdings kann ein Phobiker in der Regel nicht durch Argumente davon überzeugt werden, dass seine Angst unbegründet ist. Wer unter einer starken Phobie leidet, fühlt sich seiner Angst ähnlich ausgeliefert, wie Betroffene mit anderen Angststörungen.

Menschen entwickeln Phobien vor den unterschiedlichsten Dingen. Manche sind relativ häufig, wie zum Beispiel die Flugangst, die Höhenangst oder die Angst vor Spinnen. Andere Phobien kommen nur selten vor. Dazu gehört zum Beispiel die Angst vor Knöpfen, die Angst vor Blumen oder die Angst vor Watte. Grundsätzlich gibt es kaum ein Objekt, das nicht angstauslösend wirken kann.

Da viele Phobien gesellschaftlich relativ gut akzeptiert sind und andere leicht vermeidbar sind, können viele Phobiker ohne größere Probleme damit leben. Spätestens, wenn eine Phobie aber dazu führt, dass der Betroffene unter ihr leidet, soziale Beziehungen aufgibt oder gesundheitliche Schäden in Kauf nimmt, sollte sie unbedingt behandelt werden.

Was ist der Unterschied zwischen Angst und Phobie?
Im Alltagsgebrauch werden die Begriffe Angst und Phobie sehr unspezifisch für alle möglichen Erscheinungsformen von Angst verwendet. Psychologen und Mediziner unterscheiden jedoch ganz genau zwischen Angst und einer Phobie.

Zunächst einmal ist Angst an sich ja keine Störung, sondern ein natürlicher Warnmechanismus, der den Menschen davor bewahrt, sich in Gefahr zu begeben oder ihn dazu befähigt, einer Gefahr gegenüberzutreten. Erst wenn sich die Angst verselbstständigt, unerwünscht auftritt oder so stark wird, dass der Mensch dadurch handlungsunfähig wird, kann man sagen, dass Angst ähnlich wie eine Phobie krankhaft ist.

Im Gegensatz zur Angst zeichnet sich eine Phobie vor allem dadurch aus, dass sie sich auf ein bestimmtes Objekt richtet. Wer unter einer Phobie leidet, weiß in der Regel ganz genau, wovor er sich fürchtet. Das können zum Beispiel Spinnen sein, oder Flugreisen oder auch Hunde oder Krankheiten. Im Gegensatz dazu ist Angst in der Regel weniger spezifisch.

In der psychiatrischen Forschung wird eine Phobie als spezielle Untergruppe von Angsterkrankungen definiert. Eine Phobie hat bestimmte Eigenschaften, die sie von anderen Angststörungen unterscheidet. Dazu gehört zum Beispiel, dass eine Phobie immer auf ein Objekt, eine Situation oder einen Menschen ausgerichtet ist. Das heißt, bei einer Phobie kann man immer die Frage „Wovor habe ich Angst?“ beantworten, was bei anderen Angsterkrankungen oft nicht der Fall ist. Eine Phobie tritt auch tatsächlich immer nur dann auf, wenn der Betroffene auf das Objekt seiner Angst trifft oder intensiv daran denkt. Plötzliche Angstanfälle aus „heiterem Himmel“ treten bei einer Phobie in der Regel nicht auf. Dementsprechend kann ein Phobiker seine Angst auch leichter vermeiden, indem er das Objekt seiner Angst meidet. Ein Patient mit einer generalisierten Angststörung oder einer Panikstörung kann das nicht. Ihn kann seine Angst jederzeit und an jedem Ort ereilen.

Weil sich eine Phobie immer auf ein ganz bestimmtes Objekt richtet, sprechen Mediziner meist auch von „spezifischer Phobie“. Im Abschnitt über Phobien finden Sie viele Beispiele für unterschiedliche Phobien. Phobiker (also Menschen, die unter einer Phobie leiden), fürchten sich vor den unterschiedlichsten Dingen. Das können Insekten sein oder Krankheitskeime, aber auch ganz ungewöhnliche Dinge wie Knöpfe, Schnee oder sogar Füße. Und auch wenn die ein oder andere Phobie auf den Nichtbetroffenen eher komisch wirkt, für die Betroffenen sind diese Phobien genauso quälend, wie jede andere Form einer Angsterkrankung auch.

Bei einem Angstanfall spürt der Betroffene vor allem die (unangenehmen) Symptome, ohne genau benennen zu können, wodurch diese ausgelöst wurden. Aus diesem Grund ist es für einen Angstpatienten viel schwieriger, Angst auslösende Situationen zu vermeiden. Er weiß ja oftmals gar nicht, was ihm Angst macht. Ein Phobiker hingegen kann seine Angstauslöser meist benennen und sie vermeiden, auch wenn dies für eine Heilung natürlich nicht günstig ist. Das Phänomen „Angst vor der Angst“ ist deshalb bei Patienten mit einer Phobie viel seltener anzutreffen, als zum Beispiel bei einem Patienten, der unter einer Panikstörung leidet.

Man könnte nun also annehmen, dass eine Phobie weniger schlimm sei, als eine allgemeine Angststörung. Das trifft aber nicht auf alle Phobiker zu. Wer eine Phobie vor Dingen des täglichen Lebens entwickelt, leidet unter ihr möglicherweise genauso stark wie jeder andere Angstpatient auch. Vorteile haben all die Phobiker, die ihre Angstobjekte ohne größere Probleme oder Einschränkungen einfach meiden können.

Eine weniger intensiv ausgeprägte Angst vor bestimmten Dingen oder Situationen wird im Allgemeinen als Furcht bezeichnet. Die Übergänge sind hier aber natürlich wie bei allen psychischen Phänomenen fließend.

Dieser Beitrag ist ein Auszug aus unserem Buch Das große Angstbuch von Alexander Stern.
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