Nein, Antidepressiva machen nicht abhängig. Auch wenn das von vielen Menschen befürchtet wird, tritt auch bei längerer Einnahme keine Abhängigkeit wie zum Beispiel bei Beruhigungs- oder Schlafmitteln auf. Die typischen Merkmale einer Sucht bestehen darin, dass der Süchtige eine Toleranz gegenüber dem Suchtstoff entwickelt und in der Folge eine immer höhere Dosis benötigt, um eine Wirkung zu erzielen. Beides ist bei Antidepressiva nicht der Fall. Insbesondere eine Suchtentwicklung, wie bei Alkohol oder anderen Drogen ist bei Antidepressiva nicht zu befürchten.
Absetzsyndrom
Allerdings sollten Antidepressiva insbesondere nach längerer Einnahme nicht einfach plötzlich abgesetzt oder die Dosis eigenmächtig reduziert werden. Wie bei allen Medikamenten gewöhnt sich der Körper im Laufe der Zeit an den Wirkstoff. Wird das Medikament plötzlich abgesetzt, kann das eine ganze Reihe von unerwünschten Effekten haben. Trotzdem kann man ein Antidepressivum nach Beendigung der Behandlung schrittweise absetzen, ohne dass der Patient in der Folge oder zu einem späteren Zeitpunkt das Bedürfnis verspürt, das Medikament erneut einzunehmen. Auch das ist ein wichtiger Unterschied zu einer Sucht, bei der das Verlangen nach dem Suchtstoff meist ein Leben lang bestehen bleibt.
Antidepressiva können eine Sucht sogar oft verhindern
Untersuchungen zeigen, dass bei nicht wenigen Menschen, die an einer Suchterkrankung leiden (z. B. Alkohol- oder Drogen- oder Medikamentenabhängigkeit) eine unbehandelte Depression als Grunderkrankung vorliegt oder vorlag. Oftmals greifen die Betroffenen zu Alkohol oder anderen Drogen, um die negativen Effekte einer vorliegenden Depression abzumildern oder besser ertragen zu können. Nicht selten, weil die zugrunde liegende Depression nicht erkannt und behandelt wird oder wurde. Das rechtzeitige Erkennen einer depressiven Erkrankung und die Behandlung mit Psychotherapie und/oder Antidepressiva können die Betroffenen in diesen Fällen also sogar davor bewahren, eine stoffgebundene Sucht zu entwickeln.
Dieser Beitrag ist ein Auszug aus unserem Buch Depressionen - erkennen - verstehen - überwinden von Alexander Stern.
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