Die Angst vor einer „Zwangseinweisung“ (korrekt: „Zwangsweise Unterbringung“) wird von Patienten immer wieder geäußert. Genährt wird diese Angst durch viele falsche Vorstellungen in den Köpfen, aber auch durch reißerische Berichterstattung in den Medien.

Tatsächlich ist die zwangsweise Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus eher eine seltene Ausnahme als die Regel. Der Gesetzgeber hat dem extrem enge Grenzen gesetzt und kein Arzt würde Sie gegen Ihren Willen in eine Klinik einweisen. Die einzige Ausnahme von dieser Regel ist Fremd- und/oder Selbstgefährdung. Das heißt, nur wer eine ernste Gefahr für seine Mitmenschen oder sich selbst darstellt, kann zwangsweise in eine Klinik eingeliefert werden. Für Patienten, die unter einer Depression leiden, dürfte dies also nur im Fall einer akuten Suizidgefährdung passieren, um das Leben des Patienten zu retten. Einen weiteren Ausnahmefall stellen Patienten mit einer bipolaren Störung dar, die während einer manischen Phase psychotische Symptome entwickeln und sich oder andere gefährden oder schädigen könnten.

Ein Aufenthalt in einer psychiatrischen Klinik ist also bis auf die genannten wenigen Ausnahmen immerfreiwillig. Kein Arzt wird Sie dazu gegen Ihren Willen zwingen oder auch nur überreden. Sie müssen sich diesbezüglich keine Sorgen machen.

Wichtig:
Patienten äußern immer wieder die Befürchtung, dass eine zwangsweise Unterbringung droht, wenn sie ihrem Arzt über ihre Suizidgedanken berichten. Viele verschweigen aus diesem Grund, dass bei ihnen Gedanken an Suizid auftauchen. Das ist eine verständliche, aber auch äußerst problematische Situation. Auf der einen Seite steht der Patient mit seinen Ängsten, auf der anderen, der Arzt, der nur optimal helfen kann, wenn er über den Zustand seines Patienten genau Bescheid weiß.

Grundsätzlich ist es für die Patienten wichtig zu wissen, dass Gedanken an Suizid bei einer Depression nicht ungewöhnlich sind. Viele depressive Patienten denken über Suizid, das Sterben oder den Tod im Allgemeinen häufiger nach als das bei gesunden Menschen der Fall ist. Allerdings gibt es einen großen Unterschied zwischen dem gelegentlichen Nachdenken über den Tod als Ausweg und einer konkreten Suizidplanung.

Ein guter Arzt kennt diese Unterschiede sehr genau und wird Sie nicht sofort in eine Klinik einweisen, wenn Sie berichten, dass gelegentliche Suizidgedanken in Ihrem Denken auftreten. Wenn Sie allerdings ernsthaft planen, einen Suizid durchzuführen, kann der Aufenthalt in einer Klinik Ihr Leben retten! Sie sollten diese Hilfe dann auch annehmen und auf den Rat Ihres Arztes hören. Denn auch wenn Sie Ihr Leben aktuell vielleicht als nicht lebenswert oder gänzlich wertlos betrachten, wird sich das ändern, sobald es Ihnen wieder besser geht. Damit das möglich wird, ist manchmal auch der Aufenthalt in einer Klinik notwendig.

Verschweigen Sie auftauchende Suizidgedanken nicht vor Ihrem Arzt oder Therapeuten. Er kann ihnen helfen, damit es Ihnen wieder besser geht.

Dieser Beitrag ist ein Auszug aus unserem Buch Depressionen - erkennen - verstehen - überwinden von Alexander Stern.
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