Vielleicht bist du überrascht, dass ich dieses Thema überhaupt anspreche. Schließlich duzen wir uns auch schon seit Beginn dieses Buchs 😉 Ich mache es auch kurz. Versprochen.
Heutzutage scheint die Frage der korrekten Anrede schon fast ein wenig antiquiert. Schließlich duzt man sich doch mittlerweile überall. Das trifft allerdings vor allem auf jüngere Menschen zu. Unter Erwachsenen ist bei Fremden nach wie vor auch das Sie noch weit verbreitet. Letztendlich hängt es sowohl von der Situation und auch vom Alter der beteiligten Personen ab.
In der Freizeit gehen mittlerweile immer mehr Menschen dazu über, sich zu duzen. Je jünger die beteiligten Personen sind, umso häufiger und selbstverständlicher wird geduzt. Aber auch viele ältere Menschen duzen sich, selbst, wenn sie sich noch nicht näher kennen. Das hat sicher damit zu tun, dass die Generation der 68er mit ihren freieren und weniger gezwungenen Umgangsformen das Bild vom typischen älteren oder alten Menschen deutlich verändert hat. Während es vor 50 Jahren noch völlig undenkbar gewesen wäre, dass sich einander fremde Menschen jenseits der 30 einfach so geduzt hätten, kann man das heute doch öfter beobachten.
Natürlich hängt es auch immer davon ab, in welcher Beziehung die Menschen zueinander stehen. Auf einer privaten Party ist es sicher OK auch unbekannte Gäste zu duzen, während das bei einer Weihnachtsfeier in einer Firma eher nicht der Fall ist. Zumindest ist es hier unüblich, dass Mitarbeiter zum Beispiel ungefragt den Chef oder Vorgesetzten duzen.
Beim Flirten gibt es ein paar Sonderregeln: Überall dort, wo sich Menschen ausdrücklich zum Kennenlernen begegnen, wird fast ausnahmslos geduzt. Das gilt bei der Online-Partnersuche genauso, wie beim Speeddating oder auf sogenannten Single-Partys. Einzige Ausnahme sind Dating Portale, die sich auf betagtere und oftmals besonders wohlhabende Zielgruppen spezialisiert haben. Ich gehe jetzt aber mal davon aus, dass du weder jenseits der 70, noch Multimillionärin bist, weshalb wir diesen Sonderfall einfach mal vergessen.
Wo wird sonst noch überall geduzt:
+ auf Partys
+ im Urlaub
+ auf Kreuzfahrten (zumindest auf den etwas legereren)
+ bei der Arbeit unter Kollegen
+ unter jungen Menschen, die nicht älter als 30 sind
+ unter Sportlern
+ bei Seminaren mit persönlichen Themen
+ abends in der Kneipe
+ in Vereinen und anderen Gruppen, in denen zum Beispiel einem Hobby nachgegangen wird
Darüber hinaus gibt es viele weitere Situationen, in denen das Du nach Absprache OK ist. Mittlerweile gibt es sogar ganze Ladenketten, in denen KundInnen von den Mitarbeitern ganz selbstverständlich geduzt werden. Aber auch hier sind es in der Regel solche, deren Zielgruppe eher jüngere Menschen sind.
Ansonsten gilt fast überall: Erst einmal siezen und abwarten, was sich ergibt. Wenn du also jenseits der 30 bist und auf der Straße, im Café oder in der Straßenbahn einen Mann ansprichst, solltest du ihn siezen. Wenn sich daraus ein Gespräch ergibt, könnt ihr immer noch auf das Du umschalten.
Du kannst das auch sehr leicht selbst dadurch steuern, wie du dich vorstellst:
“Hallo, ich bin Sabine. Ich kenne mich hier nicht aus. Wie komme ich denn zur XY-Straße?”
Ist es nicht so, dass immer die Frau dem Mann das Du anbieten muss?
Nein, das ist heute nicht mehr so. Insbesondere, wenn ein Mann und eine Frau etwa gleichen Alters zusammentreffen, kann das Du problemlos von beiden Seiten angeboten werden, ohne irgendwelche Benimmregeln zu verletzen. Während früher der Mann um das Du einer Frau bitten, und diese das annehmen oder ablehnen konnte, gibt es heute keine solche Regel mehr. Treffen allerdings zwei Menschen unterschiedlichen Alters aufeinander, ist es nach wie vor üblich, dass der oder die deutlich ältere dem oder der Jüngeren das Du anbieten sollte.
Das alles gilt natürlich nur im Privatleben. Im Job ist es trotz aller Modernisierungen aus Ländern wie Schweden oder den USA auch heute noch so, dass Vorgesetzte so lange gesiezt werden, bis diese selbst das Du anbieten. Dabei spielt es auch keine Rolle, ob der Vorgesetzte ein Mann oder eine Frau ist.
Duzen kann zu Respektlosigkeit führen
Insbesondere bei Männern, die sich ohnehin schon wenig respektvoll verhalten, schafft das Sie zumindest eine gewisse Distanz. Wenn du also kein Interesse daran hast, einen Mann wirklich näher kennenzulernen, macht es durchaus manchmal Sinn, beim Sie zu bleiben.
Notlösung: Das Hamburger Sie
Wenn sich das Du eigentlich anbietet, aber in der Situation doch irgendwie nicht passend scheint, gibt es noch die Notlösung des sogenannten “Hamburger Sie”. Dabei sprechen sich die Gesprächspartner mit dem Vornamen an, bleiben aber trotzdem beim Sie: “Max, können Sie mir bitte einmal die den Wein rübergeben?”
So kannst du ein Du anbieten:
“Also, ich bin Sabine. Oder sollen wir uns den ganzen Abend siezen?”
“Sollen wir beim Sie bleiben? Von mir aus gerne: Sabine.”
“Wir müssen uns wirklich nicht siezen. Ich bin Sabine.”
Wenn ihr im gleichen Alter seid, kannst du auch einfach sofort beim ersten Sie von seiner Seite eingreifen:
“Sabine bitte.”
“Nenn mich bitte Sabine”
“Einfach Sabine, das ist mir lieber.”
“Also, ich bin Sabine, das ist wohl einfacher.”
So kannst du ein Du ablehnen:
“Es ist nett, dass Sie mir das Du anbieten. Ich würde aber gerne noch beim Sie bleiben, bis wir uns besser kennen.”
“Es freut mich, dass Sie mir das Du anbieten. Ich bin da aber etwas altmodisch. Ich duze nur Menschen, die ich schon sehr gut kenne. Vielleicht später.”
“Bitte verstehen Sie mich nicht falsch, ich würde mit dem Du gerne noch warten, bis wir uns besser kennen.“
Wenn ein Mann, an dem du kein Interesse hast, dich einfach ungefragt duzt, kannst du auch deutlicher werden:
“Ich glaube nicht, dass wir uns kennen. Für Sie bitte Sie und Frau Meyer.”
“Ich kann mich nicht erinnern, Ihnen das Du angeboten zu haben.”
“Dass wir uns duzen, wäre mir neu. Bitte unterlassen Sie das also.”
Dass der Flirt damit natürlich beendet ist, muss wohl nicht extra betonen 😉
Fazit
Es gibt Situationen, da gehört das Du einfach dazu, und Flirten ist ganz sicher eine davon. Aber wie überall gibt es auch hier Ausnahmen und feine Nuancen, die von Fall zu Fall unterschiedlich sein können. Wenn du nicht mehr ganz jung bist, hast du immer die Wahl, deinen Flirtpartner zunächst einmal zu siezen. Zumindest so lange, bis du merkst, ob etwas daraus werden könnte oder nicht.
Anders ist es natürlich, wenn du dein Date schon kennst, und sei es auch nur als Online-Kontakt. Wenn ihr euch online geduzt habt (was üblicherweise so ist), dann bleibt es natürlich auch beim ersten Treffen dabei. Triffst du dich zum ersten Mal mit einem Mann, den du über ein Zeitungsinserat kennengelernt hast, kannst du ohne Weiteres zunächst beim Sie bleiben, oder auch sofort das Du anbieten. Einfach so, wie es dir dein Gefühl sagt. Und wie gesagt: Jüngere Menschen duzen sich in aller Regel in der Freizeit immer. Wenn du also jünger als 30 bist, kannst du es auch so halten, es sei denn, du willst das nicht. In diesem Fall entscheiden immer dein Wunsch und dein Gefühl. Denn einen Zwang zum Du gibt es nicht.
Dieser Beitrag ist ein Auszug aus „Der Flirtratgeber für echte Frauen„ von Charlotte Caravetti.
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