Ansprechen
Auf keinen Fall sollte man das Thema vermeiden. Besser ist es, das Thema Suizid offen anzusprechen. Wichtig ist, dass dies in möglichst ruhiger und sachlicher Art und Weise geschieht. Keinesfalls sollte man dem Betroffenen Vorhaltungen machen. Vermeiden Sie auch moralische oder religiöse Anklagen. Sprechen Sie offen über das Thema Suizid, auch wenn es Ihrer persönlichen Weltanschauung widerspricht. Wichtig ist, dass Sie dem Betroffenen das Gefühl geben, dass er offen mit Ihnen sprechen kann. Nur so haben Sie die Chance, etwas über seine Pläne zu erfahren und ggf. eingreifen zu können. Für die Betroffenen ist es in der Regel eine hilfreiche Entlastung, über ihre quälenden Gedanken sprechen zu können.

Fürsorge zeigen
Zeigen Sie dem Betroffenen, dass Sie voll und ganz für ihn da sind. Unterstützen Sie ihn und übernehmen Sie Verantwortung für ihn. Begleiten Sie ihn zum Arzt oder in die Klinik. Machen Sie klar, dass der Betreffende Ihnen wichtig ist und dass er sich auf Sie verlassen kann. Machen Sie klar, dass Sie ihn nicht mit seinen Problemen allein lassen werden.

  • Wenn sich die Person bereits in einer Behandlung oder Therapie befindet, versuchen Sie, den behandelnden Arzt oder Therapeuten zu kontaktieren.
  • Wenn die Person noch keinen Arzt konsultiert hat, überzeugen Sie sie davon, dass das dringend notwendig ist. Helfen Sie, indem Sie für den Betreffenden einen Termin vereinbaren und ihn ggf. dorthin begleiten. Machen Sie bei der Terminvereinbarung die Dringlichkeit klar. Schildern Sie, was vorgefallen ist.
  • Seien Sie selbst für denjenigen möglichst immer erreichbar. Schreiben Sie Ihre private Handynummer auf (oder speichern Sie sie gleich in seinem Handy) und versichern Sie der Person, dass sie sich jederzeit an Sie wenden kann.

Trösten und erklären
Solange keine professionelle Betreuung zur Verfügung steht, ist es wichtig, dem Betroffenen klar zu machen, dass sein aktueller Todeswunsch ein vorübergehendes Symptom seiner depressiven Erkrankung ist. Streiten Sie nicht, wenn er das nicht glauben will und seine aktuelle Situation als hoffnungslos und endgültig betrachtet. Erkannes in diesem Moment nicht anders sehen. Bleiben Sie ruhig und verständnisvoll.

Professionelle Hilfe suchen
Einen suizidgefährdeten Menschen überzeugt man nicht durch gutes Zureden oder durch die Anwendung von „Küchenpsychologie“. Hier ist professionelle Hilfe gefragt. Dafür kommen ein Arzt, ein Psychotherapeut oder auch eine Klinik infrage. Nachts oder am Wochenende kann man sich jederzeit an die psychiatrische Notfallambulanz oder den ärztlichen Notdienst wenden.

Was tun bei unmittelbarer Suizidgefahr?
Wenn Sie befürchten, dass jemand unmittelbar davor ist, einen Suizid zu begehen, können Sie jederzeit den Notarzt und die Polizei verständigen. Lassen Sie die Person nicht allein. Entfernen Sie alle Gegenstände, die der Betreffende dazu verwenden könnte, sich selbst zu verletzen (z. B. jede Art von Waffen, sowie Messer und andere scharfe Gegenstände).

Im Notfall geht es zunächst vor allem darum, zu verhindern, dass der Betroffene seine Tat ausführt oder sich verletzt. Sie sind in diesem Moment auch von jedem Versprechen entbunden, das Sie ihm womöglich gegeben haben. Die Verpflichtung zur Verschwiegenheit endet da, wo das Leben eines Menschen in Gefahr ist.

Dieser Beitrag ist ein Auszug aus unserem Buch Depressionen - erkennen - verstehen - überwinden von Alexander Stern.
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