Viele, wenn nicht gar die meisten Menschen sind mit ihren Gedanken dem Hier und Jetzt ständig voraus. Bereits morgens unter der Dusche werden der Tag geplant, Aufgaben geordnet und der erste Telefontermin in Gedanken vorbereitet.
Das Frühstück wird oft im Vorbeigehen eingenommen, wenn die Zeit überhaupt für ein Frühstück reicht.
Dieses dem Augenblick immer ein Stück Voraus sein, das Abhaken von einer Aufgabe nach der anderen, führt zwangsläufig zu Stress, der der eigenen Gesundheit schadet.
Insbesondere, wenn er dauerhaft auftritt, hat Stress bekanntermaßen viele gesundheitsschädliche Wirkungen wie Bluthochdruck, Schlaflosigkeit bis hin zu Depressionen.

Achtsamkeit ist das genaue Gegenteil eines hektischen Tagesablaufs. Statt der Tagesplanung unter der Dusche wird das Gefühl des warmen Wassers auf der Haut ganz bewusst erlebt. Das Gleiche gilt für den Duft des Duschgels und für das Gefühl eines weichen Handtuchs auf der Haut.
Achtsames Handeln bedeutet, immer das wahrzunehmen, was im aktuellen Augenblick passiert.

Viele gestresste Menschen sind sich ihres Stressproblems durchaus bewusst, wissen aber nicht, was sie dagegen unternehmen können. Sie belegen die mit dem Stress verbundenen Gedanken und Gefühle mit dem Etikett „schädlich“, „ungesund“ oder „böse“.
Deshalb versuchen Sie, die unangenehmen Stress-Gefühle zu verdrängen oder zu bekämpfen. Nicht selten geschieht dies durch die Einnahme von Medikamenten, Drogen oder Alkohol.

Beim achtsamen Umgang mit Stress werden die damit einhergehenden Gedanken und Gefühle nicht mehr automatisch bewertet und nicht mehr automatisch verdrängt.
Stattdessen wird die Situation neutral betrachtet, sodass der Betroffene lernen kann, dass seine „schlechten“ Gedanken und Gefühle nicht die einzigen möglichen Reaktionen sind.
Der Trainierende lernt, seine Gedanken und Emotionen so zu regulieren, dass sie nicht mehr außer Kontrolle geraten.

Er wird in die Lage versetzt, in einer Stresssituation ganz neue Handlungsoptionen zu entdecken. Gleichzeitig kann er ein wesentlich besseres Stressmanagement entwickeln, weil er jetzt schon sehr früh erkennt, wenn sich Situationen entwickeln, auf die er üblicherweise gestresst reagiert.

Im Gegensatz zu vielen anderen Ansätzen zur Behandlung von Stress geht es beim Achtsamkeitstraining nicht darum, den Stress zu vermeiden, ihn zu ignorieren oder ihm auszuweichen.
Den Stressauslösern ständig auszuweichen, ist für die meisten von uns im Alltag ohnehin gar nicht möglich. Durch das Achtsamkeitstraining können wir aber lernen, den Stress anzunehmen und richtig mit ihm umzugehen.
Ein wichtiges Mittel dazu ist, die eigenen negativen Gedanken und Gefühle als etwas von der eigenen Person Getrenntes zu beobachten.

Wir können lernen, dass wir selbst und unsere negativen Gedanken und Gefühle nicht identisch sind!
Das zu verstehen und umzusetzen funktioniert oft besser, wenn wir uns den Strom unserer Gedanken bildlich vorstellen.

 Gedanken treiben wie Wolken am Himmel vorbei …

Ein häufig gewähltes Bild ist das von am Himmel vorbeiziehenden Wolken.
Stellen Sie sich vor, Sie liegen auf einer grünen Sommerwiese und blicken zum tiefblauen Himmel auf.

Sobald Sie einen Gedanken bemerken, lassen Sie ihn in Form einer kleinen Wolke am Himmel vorbeiziehen. Sie können ihn noch eine kurze Zeit lang betrachten, bis er dann (je nach Windrichtung 😉 links oder rechts aus Ihrem Blickfeld verschwindet. Machen Sie es so mit allen Gedanken, die auftauchen.

Gedanken ziehen an Ihnen vorbei wie die Waggons eines Zuges …

Ein anderes Bild ist das eines Güterzuges mit vielen Waggons. Taucht ein Gedanke auf, legen Sie ihn in einen der Güterwaggons. Während der Zug langsam weiterfährt, wird Ihr Gedanke mitgenommen. Sie können ihn noch eine Zeit lang sehen, bis er dann aus dem Blick verschwindet und neue, leere Waggons auftauchen.

Gedanken treiben wie die Blätter in einem Bach an Ihnen vorbei …

Sie können sich Ihre Gedanken auch als Blätter vorstellen, die im Herbst von den Bäumen fallen und in einem kleinen Flusslauf landen. Betrachten Sie die Blätter und wie sie vom Wasser mitgenommen und von der Strömung getrieben werden. Beobachten Sie, wie die Blätter an Ihnen vorbei ziehen und an der nächsten Biegung des Flusses aus Ihrem Blickfeld verschwinden.

Solch ein spielerischer Umgang mit den beobachteten Gedanken hat viele Vorteile. Einer davon ist, dass Sie lernen, auf (unerwünschte) Gedanken nicht mit Ärger oder Frust zu reagieren. Sie können sie einfach beobachten und vorbei ziehen lassen.
Wählen Sie für sich selbst ein Bild, das Ihnen ein gutes Gefühl vermittelt. Das kann eines der Genannten aber auch eines sein, dass Sie sich selbst ausgedacht haben.

Zitat:
Du kannst die Wellen nicht anhalten, aber du kannst lernen auf ihnen zu reiten.

(Jon Kabat-Zinn)

Dieser Beitrag ist ein Auszug aus unserem Buch Achtsamkeit kann man lernen! von Alexander Stern.
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