Machen Antidepressiva dick?

Machen Antidepressiva dick?

Diese Frage lässt sich nicht einfach mit Ja oder nein beantworten. Tatsächlich ist es so, dass bestimmte Antidepressiva appetitsteigernd wirken, oder den Stoffwechsel beeinflussen. Das ist häufig auch ein erwünschter Effekt, weil besonders Patienten, die unter schweren Depressionen leiden, kaum Appetit haben und im Verlauf der Erkrankung häufig stark abnehmen.

Im weiteren Verlauf der Behandlung führt der gesteigerte Appetit dann allerdings oft zu einer unerwünschten Gewichtszunahme, wobei eine Zunahme von mehreren Kilo nicht ungewöhnlich ist. Die Patienten sind dann angehalten, den Konsum von Nahrung, aber auch insbesondere von Schokolade und anderen stark kalorienhaltigen Süßigkeiten und Getränken im Rahmen zu halten.

Gleichzeitig wirkt sich natürlich jede sportliche Betätigung positiv auf das Gewicht aus. Steht die Gewichtszunahme in keinem vernünftigen Verhältnis zum Nutzen des Antidepressivums, kann der Arzt ein Medikament einer anderen Wirkstoffgruppe verschreiben, das weniger stark oder gar nicht appetitanregend wirkt. Leider unterscheiden sich die verschiedenen Antidepressiva auch hinsichtlich ihrer Wirkprofile. Das heißt, es lässt sich nicht immer vermeiden, dass ein Patient ein Mittel benötigt, das auch den Appetit steigert.

Antidepressive Wirkstoffe, die zu einer Gewichtszunahme führen können

  • Trizyklische Antidepressiva
    z. B. Amitryptilin, Clomipramin, Maprotilin, Trimipramin
  • Andere
    z. B. Mirtazapin

Antidepressive Wirkstoffe, die eher nicht zu einer Gewichtszunahme führen

  • Serotonin Wiederaufnahme-Hemmer (SSRI)
    z. B. Citalopram, Fluoxetin, Fluvoxamin, Paroxetin, Sertralin
  • Serotonin und Noradrenalin Wiederaufnahme-Hemmer
    z. B. Venlaxafin
  • Selektive Noradrenalin Wiederaufnahme-Hemmer
    z. B. Reboxetin, Atomoxetin
  • Reversible und irreversible MAO-Hemmer
    z. B. Moclobemid, Tracylpromin

 

 

Dieser Beitrag ist ein Auszug aus unserem Buch Depressionen - erkennen - verstehen - überwinden von Alexander Stern.
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Achtsamkeit im Alltag

Achtsamkeit im Alltag

Achtsame Handlungen im täglichen Leben werden auch als „informelle Techniken“ oder „informelle Praktiken“ bezeichnet. Man unterscheidet sie dadurch von den „formellen Techniken“, zu denen alle Übungen gehören, deren Zweck eindeutig auf Einsicht und Achtsamkeit ausgerichtet ist.
Zu den formellen Techniken gehören neben der formellen Meditation auch Übungen wie der „Body Scan“, die Sitzmeditation, Übungen aus dem Hatha-Yoga oder die achtsame Atem-Meditation. Was damit im Einzelnen gemeint ist, erfahren Sie auf diesen Seiten.

Informelle Praktiken sind alle die, die keine konventionellen Übungen und Praktiken sind. Im Gegensatz zu den formellen Übungen sind die informellen nicht an eine bestimmte Tätigkeit, Dauer, Zeitplan oder Durchführungspraxis gebunden. Die informellen Übungen können jederzeit in den Tagesablauf eingebunden werden. So, wie es gerade am besten passt.

Für das tägliche Leben spielen die informellen Übungen also eine wichtige Rolle. Bei ihnen handelt es sich in der Regel um ganz gewöhnliche Handlungen, die aber auf eine ganz bestimmte Weise, nämlich besonders achtsam, ausgeführt werden.

Typische informelle Achtsamkeitsübungen im Alltag:

  • Achtsames Essen und Trinken
  • Achtsame Essenszubereitung
  • Achtsames Autofahren
  • Achtsames Duschen
  • Achtsames Musik hören
  • Achtsames Entspannen
  • Achtsames Telefonieren

Den meisten von uns fällt es auch nach langer Übung noch schwer, während des Alltags für einen längeren Zeitraum achtsam zu bleiben. Zu stark sind alte Gewohnheiten, die dazu führen, dass wir viele Dinge völlig gedankenlos und gewohnheitsmäßig tun. Wir haben das ja bereits im Abschnitt über Gewohnheitsenergien und „Gehirnautobahnen“ besprochen.

Anstatt nun darüber frustriert zu sein, dass man nicht immer achtsam sein kann, kann man einfach mehrmals täglich in dem, was man gerade tut, innehalten und versuchen, für einige Minuten achtsam weiterzumachen. Das ist eine gute Übung und wird nach einiger Zeit selbst zu einer – diesmal aber achtsamen – Gewohnheit.

Wenn Sie feststellen, dass Sie oft so viel um die Ohren haben, dass Sie die kurzen Achtsamkeitsphasen öfter vergessen, können Sie auch zu Hilfsmitteln greifen:
Es gibt zum Beispiel kleine Programme oder Apps, die Sie auf Ihrem Computer oder Smartphone starten können. Diese Programme erinnern Sie nach Ablauf einer gewissen Zeitspanne oder auch zu einem zufälligen Zeitpunkt, daran, kurz innezuhalten und ein wenig achtsamer weiterzumachen.

Eine anderes Hilfsmittel sind kleine farbige Aufkleber, die Sie an bestimmten Stellen in Ihrer Wohnung oder an Ihrem Arbeitsplatz anbringen können. Immer, wenn Sie einen dieser Aufkleber erblicken, können Sie kurz innehalten und versuchen, Ihre aktuelle Tätigkeit achtsamer fortzusetzen.

Keine Ausreden!
Alle Formen der informellen Praxis haben einen Vorteil gemeinsam: Sie sind nämlich (fast) ohne zusätzlichen Zeitaufwand durchführbar. Im Gegensatz zur formellen Praxis können sie problemlos in den Alltag integriert werden. Denn ganz gleich, was Sie gerade tun, Sie können das genauso gut auch achtsam erledigen!

Dieser Beitrag ist ein Auszug aus unserem Buch Achtsamkeit kann man lernen! von Alexander Stern.
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Achtsamkeit im Alltag: Übung 8 – Achtsames Riechen

Achtsamkeit im Alltag: Übung 8 – Achtsames Riechen

Sicher kennen Sie das auch. Ein bestimmter Duft kann plötzlich eine ganze Flut von Erinnerungen auslösen. Oftmals erinnert man sich dann an Situationen, an die man seit Jahren nicht mehr gedacht hat.
Kaum steigt einem ein bestimmter Duft in die Nase, den man mit der längst vergangenen Erinnerung in Verbindung bringt, und schon erscheint die Situation vor unserem geistigen Auge, als wäre sie gerade gestern geschehen.

 Besonders häufig treten solche Erlebnisse bei Düften auf, mit denen wir stark emotionale Momente im Leben verbinden. So weckt der Duft von gebackenen Plätzchen, Zimt, Glühwein, Tannengrün und brennenden Kerzen in fast jedem die Erinnerung an Weihnachten. Diese Düfte können sogar bewirken, dass wir uns sehr genau daran erinnern, wie wir uns als Kind zu Weihnachten gefühlt haben.

Im Alltag schenken wir den uns umgebenden Düften allerdings kaum Beachtung. Wir bemerken in der Regel nur solche Gerüche, die uns unangenehm sind und manchmal auch ein Parfüm, wenn es gar zu stark aufgetragen wurde.

Dabei werden wir durch Düfte sogar häufig manipuliert. Viele Kaufhausketten und Boutiquen setzen längst Düfte ein, um die Kaufbereitschaft der Kunden zu erhöhen. In der Autoindustrie werden Düfte eingesetzt, um beim potenziellen Autokäufer bestimmte Gefühle und damit Kauflust zu erwecken.

Der Kunde merkt nichts davon und wundert sich vielleicht, warum ihm der Wagen der Firma X soviel besser gefällt als der der Firma Y. Und das womöglich obwohl Letzterer technisch überlegen ist.

Übung: Achtsames Riechen

Für diese Übung kann es sinnvoll sein, einen Ort aufzusuchen, an dem unterschiedliche, angenehme Düfte zu riechen sind. Das kann zum Beispiel in einem Blumen- oder Kräutergarten der Fall sein. Auch im Wald sind meist unterschiedliche Düfte oder Gerüche präsent.

Wenn Sie keine Möglichkeit haben, das achtsame Riechen in Garten oder in der freien Natur zu üben, können Sie auch zu Hause für angenehme Dufteindrücke sorgen.

Stellen Sie dazu duftende Blumen oder andere Pflanzen auf. Sie können auch Duftwasser, Duftkerzen oder Räucherstäbchen verwenden.

Ohne diese „Hilfsmittel“ ist das achtsame Riechen manchmal schwierig, einfach deshalb, weil in unseren klinisch reinen Haushalten oft kaum noch Düfte oder Gerüche auszumachen sind.

1. Setzen oder stellen Sie sich aufrecht hin. Sie können die Augen schließen, oder sie auf einen festen Punkt richten.

2. Atmen Sie langsam durch die Nase ein.

3. Richten Sie Ihre Aufmerksamkeit jetzt darauf, wie Ihr Atem an den Nasenflügeln vorbeiströmt.

4. Können Sie etwas riechen? Welche Art von Duft ist es?

Versuchen Sie, den Duft nicht zu bewerten. Es geht nicht darum, ob etwas gut riecht oder nicht.

Ist der Duft stark oder nur schwach? Besteht der wahrgenommene Duft nur aus einem Duft oder setzt er sich aus mehreren Duftkomponenten zusammen?

Welche Art von Duft ist es? Ist der Duft:

  • frisch
  • herb
  • fruchtig
  • süßlich
  • erdig
  • moderig
  • stechend
  • beißend
  • würzig
  • blumig

5. Welche Gedanken, Empfindungen und Gefühle gehen Ihnen bei diesem Duft durch den Kopf?

Versuchen Sie, Ihre Empfindungen zu benennen. Bewerten Sie sie nicht. Ordnen Sie sich nicht in Kategorien wie gut/schlecht, angenehm/unangenehm ein.
Betrachten Sie die Gedanken und Gefühle und lassen Sie sie dann wieder los. Lassen Sie die Gedanken und Gefühle einfach weiter ziehen.

6. Variieren Sie das Riechen:

  • Verändern Sie Ihren Standort.
  • Nähern Sie sich einer Duftquelle oder entfernen Sie sich von ihr.
  • Beobachten Sie, wie sich der oder die Düfte verändern.
  • Welcher Duft ist nun vorwiegend?
  • Welche weiteren Düfte sind hinzugekommen?

7. Die Übung beenden.
Beenden Sie die Übung, indem Sie einmal tief einatmen, die Augen wieder öffnen und Ihre Umgebung wieder aufmerksam wahrnehmen.

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Achtsamkeit im Alltag: Übung 7 – Achtsamer Umgang mit Nahrung

Achtsamkeit im Alltag: Übung 7 – Achtsamer Umgang mit Nahrung

Essen und Trinken gehören zu unseren häufigsten Tätigkeiten, die sich Tag für Tag wiederholen.

Gleichzeitig bietet das Essen und das Trinken über unseren Geschmacks- und Geruchssinn eine Vielzahl von Eindrücken, die wunderbar dafür geeignet sind, besonders achtsam wahrgenommen zu werden.

Achtsamer Umgang mit Lebensmitteln
Das beginnt schon lange vor dem eigentlichen Essen. Schon die Auswahl und die Zubereitung von Lebensmitteln können achtsam durchgeführt werden.

Der achtsame Umgang mit Lebensmitteln umfasst viele Aspekte:

Wir sollten nur solche Lebensmittel kaufen, die über vernünftige Transportwege zu uns gelangen. Das dürften in der Regel Lebensmittel sein, die in unserer Region gepflanzt und geerntet werden.
Wir sollten darauf achten, dass wir möglichst Lebensmittel kaufen, die ohne oder nur mit wenigen Pflanzenschutzgiften wachsen konnten.
Wenn wir Fleisch essen wollten, sollten wir darauf achten, dass die Tiere unter artgerechten Bedingungen aufwachsen konnten und möglichst keine Wachstumshormone oder Medikamente erhalten.
Wir können darüber nachdenken, was alles dafür notwendig war, um das Lebensmittel entstehen, wachsen und reifen zu lassen.
Wir können uns vor Augen führen, viele verschiedene Menschen dazu beigetragen haben, dass dieses Lebensmittel zu uns gelangt ist.
Wir können uns klarmachen, wie das Lebensmittel gepflanzt, aufgezogen, geerntet und transportiert wurde, bevor es gekauft, gewaschen, geschnitten und gekocht wurde, um auf unserem Teller zu landen.
Wir können achtsam mit den Lebensmitteln umgehen, damit wir möglichst wenig davon in den Abfall werfen müssen.
Wir können die Lebensmittel in einer achtsamen Atmosphäre zubereiten.
Wir können vor dem Essen ein Gebet sprechen oder auf andere Weise für das Essen danken.

Essen, wenn man hungrig ist

Es ist ein Phänomen unseres Wohlstands und unserer Gewohnheiten: Oft essen wir etwas, ohne tatsächlich hungrig zu sein. Manche essen aus Gewohnheit 3 Mahlzeiten am Tag zu bestimmten Uhrzeiten, ganz gleich, ob sie dann hungrig sind oder nicht.
Viele essen auch aus Langeweile, oder weil sie hoffen, dass sie sich besser fühlen werden, wenn sie etwas essen. Dann ist es oft auch gleichgültig, was gegessen wird. Ob Schokolade oder Kartoffelchips, abends vor dem Fernseher wird alles wahllos vernascht.

Wenn es Ihnen auch manchmal so ergeht, versuchen Sie zu beobachten, welche Gedanken und Gefühle Sie dabei haben. Können Sie ein Muster erkennen? Ist es so, dass Sie in bestimmten Situationen immer das Bedürfnis haben, etwas zu essen, ohne dass Sie eigentlich hungrig sind? Erwarten Sie vielleicht, dass sich Ihre Stimmung verbessert, wenn Sie etwas essen?

Achtsamkeit während des Essens

Lassen Sie sich Zeit beim Essen.
Achtsamkeit und eine hastig heruntergeschlungene Mahlzeit passen nicht zusammen.
Betrachten Sie, was auf Ihrem Teller liegt. Wie sieht es aus? Welche Farbe hat das Gemüse oder der Salat?
Identifizieren und Benennen Sie die Lebensmittel auf Ihrem Teller.
Spüren Sie das Essen mit Ihrer Zunge. Wie fühlt es sich an? Ist es hart oder weich? Ist es rau oder glatt? Wie fühlt es sich im Mund an?
Spüren Sie auch die Temperatur des Essens.

Bewusst kauen

Kauen Sie jeden Bissen gut durch. Manche Anleitungen zum achtsamen Essen empfehlen, jeden Bissen 30-mal oder noch öfter zu kauen. Das erscheint mir aber doch etwas übertrieben. Schließlich soll das Essen ja auch gut schmecken und nicht zu einem einzigen Brei werden. Kauen Sie einfach bewusst so oft, wie es Ihnen richtig erscheint.

Schweigend essen
Ich weiß, dass das den meisten Menschen sehr schwer fällt. Beim Essen zu schweigen, hilft aber sehr gut dabei, seine Aufmerksamkeit auf das Essen selbst zu richten.
Beim Essen weder Zeitung lesen, noch Radio hören. Natürlich sollte beim Essen auch das Fernsehgerät ausgeschaltet bleiben.
Achtsamkeit nach dem Essen

Bemerken, dass der Hunger gestillt ist.

Spüren Sie in sich hinein. Wie fühlt es sich an? Ist Ihr Hunger gestillt? Möchten Sie vielleicht trotzdem noch weiter essen?
Welche Gedanken und Gefühle treten auf?

Für das Essen danken

Danken Sie für das Essen. Denken Sie daran, dass es durchaus nicht für jeden selbstverständlich ist, immer genug zu essen zu haben.
Versuchen Sie, Ihr Essen aus der Sicht eines Menschen in einem weniger wohlhabenden Teil der Erde zu betrachten. Machen Sie sich klar, wie dankbar wir dafür sein können, jederzeit genug zu essen zu haben und nicht hungern zu müssen!

Tipp: Kurse für achtsames Kochen
Immer häufiger werden Kochkurse angeboten, bei denen es darum geht, Nahrung achtsam zu betrachten und zuzubereiten.
Um herauszufinden, ob es einen solchen Kurs auch in Ihrer Nähe gibt, reicht es für gewöhnlich aus, den Suchbegriff „achtsames Kochen“ evtl. noch ergänzt durch den Namen des nächsten größeren Ortes oder Stadt in eine der großen Suchmaschinen im Internet einzugeben.

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Achtsamkeit im Alltag

Achtsame Handlungen im täglichen Leben werden auch als „informelle Techniken“ oder „informelle Praktiken“ bezeichnet. Man unterscheidet sie dadurch von den „formellen Techniken“, zu denen alle Übungen gehören, deren Zweck eindeutig auf Einsicht und Achtsamkeit ausgerichtet ist. Zu den formellen Techniken gehören neben der formellen Meditation auch Übungen wie der „Body Scan“, die Sitzmeditation, Übungen aus dem Hatha-Yoga oder die achtsame Atem-Meditation. Was damit im Einzelnen gemeint ist, erfahren Sie auf diesen Seiten.

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den formellen Übungen sind die informellen nicht an eine bestimmte Tätigkeit, Dauer, Zeitplan oder Durchführungspraxis gebunden. Die informellen Übungen können jederzeit in den Tagesablauf eingebunden
werden. So, wie es gerade am besten passt.

Für das tägliche Leben spielen die informellen Übungen also eine wichtige Rolle. Bei ihnen handelt es sich
in der Regel um ganz gewöhnliche Handlungen, die aber auf eine ganz bestimmte Weise, nämlich besonders achtsam, ausgeführt werden.

Typische informelle Achtsamkeitsübungen im Alltag:

  • Achtsames Essen und Trinken
  • Achtsame Essenszubereitung
  • Achtsames Autofahren
  • Achtsames Duschen
  • Achtsames Musik hören
  • Achtsames Entspannen
  • Achtsames Telefonieren

Den meisten von uns fällt es auch nach langer Übung noch schwer, während des Alltags für einen längeren
Zeitraum achtsam zu bleiben. Zu stark sind alte Gewohnheiten, die dazu führen, dass wir viele Dinge völlig gedankenlos und gewohnheitsmäßig tun. Wir haben das ja bereits im Abschnitt über Gewohnheitsenergien und „Gehirnautobahnen“ besprochen.

Anstatt nun darüber frustriert zu sein, dass man nicht immer achtsam sein kann, kann man einfach mehrmals
täglich in dem, was man gerade tut, innehalten und versuchen, für einige Minuten achtsam weiterzumachen. Das ist eine gute Übung und wird nach einiger Zeit selbst zu einer – diesmal aber achtsamen – Gewohnheit.

Wenn Sie feststellen, dass Sie oft so viel um die Ohren haben, dass Sie die kurzen Achtsamkeitsphasen öfter
vergessen, können Sie auch zu Hilfsmitteln greifen:
Es gibt zum Beispiel kleine Programme oder Apps, die Sie auf Ihrem Computer oder Smartphone starten können. Diese Programme erinnern Sie nach Ablauf einer gewissen Zeitspanne oder auch zu einem zufälligen
Zeitpunkt, daran, kurz innezuhalten und ein wenig achtsamer weiterzumachen.

Eine anderes Hilfsmittel sind kleine farbige Aufkleber, die Sie an bestimmten Stellen in Ihrer Wohnung oder
an Ihrem Arbeitsplatz anbringen können. Immer, wenn Sie einen dieser Aufkleber erblicken, können Sie kurz innehalten und versuchen, Ihre aktuelle Tätigkeit achtsamer fortzusetzen.

Keine Ausreden!
Alle Formen der informellen Praxis haben einen Vorteil gemeinsam: Sie sind nämlich (fast) ohne zusätzlichen Zeitaufwand durchführbar. Im Gegensatz zur formellen Praxis können sie problemlos in den Alltag integriert
werden. Denn ganz gleich, was Sie gerade tun, Sie können das genauso gut auch achtsam erledigen!

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